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# taz.de -- Schweres Erdbeben in der Ägäis: Einstürzende Häuser, unruhiges …
> Ein Beben sorgt für Tote und Verletzte an der Westküste der Türkei.
> Küstenorte auch auf der griechischen Insel Samos werden von Tsunamis
> getroffen.
Bild: Menschen stehen vor ihren Häusern in Izmir
Istanbul/Samos dpa/ap/taz | Bei einem schweren Erdbeben in der Ägäis sind
in der Westtürkei mehrere Gebäude eingestürzt und Menschen verschüttet
worden. Mindestens sechs Menschen kamen ums Leben, über 200 wurden
verletzt, meldete die türkische Katastrophenschutzbehörde am Freitag. Rund
70 wurden laut Fernsehberichten bereits aus den Trümmern geborgen, weitere
sind verschüttet.
In Izmir, einer Küstenmetropole mit etwa 4,5 Millionen Einwohnern, stürzten
mehrere Häuser ein. Izmirs Gouverneur Yavuz Selim Kösger sagte, vier Häuser
seien zerstört worden und mehr als zehn eingestürzt. Mindestens 70 Menschen
seien aus Schutt und Trümmern gerettet worden. Izmirs Bürgermeister Tunc
Soyer hatte zuvor von 20 zerstörten Gebäuden gesprochen. Rauch stieg über
mehreren Orten im Zentrum von Izmir auf.
In den sozialen Medien kursierten Videos, die [1][den Einsturz eines
mehrstöckigen Hauses in Izmir] oder eine [2][Flutwelle durch die
Küstenstadt Seferihisar] zeigten. TRT berichtete von Panik auf den Straßen
während des Bebens, Telefonverbindungen seien unterbrochen gewesen.
Auch auf der griechischen Insel Samos, die nur wenige Kilometer vor der
türkischen Küste liegt, gab es Tote und Verletzte. dort kamen zwei
17-Jährige ums Leben, die in einer schmalen Gasse von einstürzenden Mauern
erschlagen wurden. Sowohl auf Samos als auch an der türkischen Westküste
trat nach dem Beben das Wasser über die Ufer, auch gab es bereits mehrere
Nachbeben.
In Vathy, einer in einer Bucht auf Samos gelegenen Kleinstadt, gab es einen
Tsunami, [3][wie auf Videos bei Twitter zu sehen war]. Griechische
Fernsehsender zeigten Bilder von der überfluteten Küstenpromenade, wo das
Wasser Autos wegspülte. Der Strom fiel aus. Auf Fotos waren [4][eine halb
eingestürzte Kirche in Karlovasi] sowie zerstörte Häuser zu sehen.
## Flüchtlingslager offenbar verschont
Unweit von Vathy, allerdings nicht direkt an der Küste sondern etwas
oberhalb in den Bergen, [5][liegt ein großes Flüchtlingslager,] in dem über
4.000 Menschen leben. Offenbar scheinen sie aber glimpflich davongekommen
zu sein. Ein Bewohner des Lages berichtete der taz am Telefon, dass im
Lager alle okay zu sein scheinen. In der Stadt Vathy sehe aber wüst aus,
zudem gebe es noch Nachbeben. Auch eine Sprecherin von Ärzte ohne Grenzen
sagte, es gebe nach bisherigem Stand keine großen Zerstörungen im Lager.
Besonders gefährdet könnte auch das Flüchtlingslager in Kara Tepe auf der
rund 160 Kilometer weiter nördlich liegenden Insel Lesbos sein. Auch dort
gibt es eine Tsunami-Warnung und [6][das Lager liegt direkt am Wasser]. Wie
das Seenotrettungsteam [7][Mission Lifeline auf Twitter berichtete],
bekommen die Bewohner*innen dort per Handy die Warnung, sich von der Küste
fernzuhalten. Die Polizei sehe dennoch keinen Grund das Lager zu
evakuieren.
Das erste Beben hatte nach Angaben der nationalen türkischen
Katastrophenbehörde eine Stärke von 6,6. Die für Erdbeben zuständige
US-Behörde USGS gab die Stärke des Bebens sogar mit 7 an. Das Zentrum habe
in der Ägäis vor der türkischen Provinz Izmir, rund 16 Kilometer nördlich
der griechischen Insel Samos gelegen, berichteten türkische und griechische
Medien.
## Warnung vor zweitem Tsunami
Experten warnten im Interview mit TRT vor einem möglichen weiteren Tsunami.
Auf vielen Bildern in den sozialen Medien war zu sehen, [8][dass sich das
Meer nach dem Beben teilweise sehr weit zurückgezogen hatte].
Erdbeben-Institute berichten bereits über erste Nachbeben weiter westlich
des Hauptbebens, mehrere davon über 4.
Das Deutsche Geoforschungszentrum (GFZ) in Potsdam informierte am
Freitagmittag ebenfalls über das „schwere Erdbeben mit einem Tsunami“. Nach
GFZ-Berechnungen erreichten die Wellen Höhen von mehr als 1,5 Metern. Sie
könnten an der Küste womöglich bis zu drei Meter hoch auflaufen.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan richtete sich in einem Tweet
an die Bevölkerung. Man stehe den vom Erdbeben betroffenen Menschen mit
allen Mitteln bei. In Griechenland ist der stellvertretende
Bürgerschutzminister auf dem Weg nach Samos.
Verschiedenen Berichten zufolge soll das Beben in der türkischen Metropole
Istanbul und bis in die griechische Hauptstadt Athen zu spüren gewesen
sein.
Die Europäische Union und die Nato wollen der Türkei und Griechenland nach
dem schweren Erbeben in der östlichen Ägäis helfen. „Ich bin in Gedanken
bei allen, die betroffen sind“, schrieb EU-Ratschef Charles Michel am
Freitag auf Twitter. „Die EU hält sich bereit, Unterstützung zu leisten.“
Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg boten Hilfe an.
30 Oct 2020
## LINKS
[1] https://twitter.com/yigitbayraktar/status/1322156559439433730?s=20
[2] https://twitter.com/BirGun_Gazetesi/status/1322161323640262658?s=20
[3] https://twitter.com/atta_fareid/status/1322158146949926912?s=20
[4] https://twitter.com/AuroraIntel/status/1322167663121043457?s=20
[5] /Isolation-von-Gefluechteten-mit-Corona/!5720893
[6] https://twitter.com/SEENOTRETTUNG/status/1322160604346490880?s=20
[7] https://twitter.com/SEENOTRETTUNG/status/1322178148885299200?s=20
[8] https://twitter.com/Who98408150/status/1322174249503649794?s=20
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