| # taz.de -- Referenden in Neuseeland: Sterbehilfe ja, Cannabis nein | |
| > In Neuseeland hat ein Gesetz zur Sterbehilfe bei einem Referendum eine | |
| > Mehrheit erhalten, die Legalisierung von Cannabis wohl aber nicht. | |
| Bild: Blieb ohne Erfolg: Plakat gegen das Sterbehilfegesetz in Neuseeland | |
| Canberra taz | Neuseeland will die Sterbehilfe legalisieren. Nach | |
| Auszählung von über 80 Prozent der Stimmen eines Referendums sprechen sich | |
| über 65 Prozent der Bürgerinnen und Bürger für ein Euthanasiegesetz aus. | |
| Die Legalisierung des Cannabisgebrauchs jedoch scheint in einem zweiten | |
| Referendum die Mehrheit knapp verfehlt zu haben. Über beide Referenden war | |
| am Tag der [1][Parlamentswahl] vor knapp zwei Wochen abgestimmt worden, bei | |
| der die Labour Party von Premierministerin [2][Jacinda Ardern] einen klaren | |
| Sieg erzielen konnte. | |
| Das definitive Ergebnis der beiden Abstimmungen werde zwar erst in einer | |
| Woche feststehen, wenn auch 480.000 brieflich abgegebene Stimmen ausgezählt | |
| sind, so die Abstimmungskommission Neuseelands. Jetzt schon aber dürfte | |
| feststehen, dass das Land ein vom Parlament bereits verabschiedetes Gesetz | |
| zur Legalisierung von Sterbehilfe unterstützen wird. 34 Prozent der bisher | |
| ausgezählten Stimmen waren dagegen. | |
| Nach dem [3][Gesetz] sollen Ärztinnen Erwachsenen, die „unerträglich“ an | |
| einer unheilbaren Krankheit leiden und innerhalb von sechs Monaten sterben | |
| würden, eine tödliche Dosis eines Medikaments verschreiben oder | |
| verabreichen dürfen. Es genüge nicht, alt zu sein, nicht mehr leben zu | |
| wollen oder eine Behinderung zu haben, so der Gesetzgeber. Auch muss der | |
| Sterbewillige zurechnungs- und entscheidungsfähig sein. Die Bitte um | |
| Sterbehilfe an den Arzt muss direkt vom Patienten kommen und freiwillig | |
| sein. | |
| Eine Befürchtung von Gegnern der Vorlage im Vorfeld der Abstimmung war, | |
| dass Patienten zum Suizid gezwungen werden können, etwa durch | |
| Familienangehörige. Falls ein Arzt einen entsprechenden Verdacht hat, kann | |
| er den Euthanasie-Prozess abbrechen. Die Regierung wird das Gesetz in | |
| regelmäßigen Abständen überprüfen können, und falls notwendig anpassen. | |
| ## Christen und Sekten gegen Cannabis-Legalisierung | |
| Wenig Chancen an der Abstimmungsurne scheint ein [4][Gesetz zur | |
| Legalisierung der privaten Konsums von Cannabis] zu haben. Laut der Vorlage | |
| sollten über 20-Jährige pro Tag bis zu 14 Gramm der Rauschdroge von | |
| lizenzierten Händlern kaufen und bis zu zwei Cannabispflanzen halten dürfen | |
| – höchstens vier pro Haushalt. | |
| Die Vorlage wird wohl knapp scheitern: Am Freitag standen 46,1 Prozent | |
| Jastimmen 53,1 Prozent Neinstimmen gegenüber. Allerdings könnte sich das | |
| Ergebnis noch ändern, wenn die Briefstimmen Ende kommender Woche fertig | |
| ausgezählt sind. Briefwahl wird in Neuseeland generell eher von progressiv | |
| denkenden Bürgern genutzt. | |
| Das Gesetz hatte Unterstützung nicht nur von grüner und progressiver Seite | |
| der Politik erhalten, sondern auch von Vertretern von Justiz, Polizei und | |
| Sozialdiensten, die häufig mit den Folgen des kriminalisierten | |
| Drogenkonsums zu tun haben. Premierministerin Jacinda Ardern hatte sich vor | |
| der Abstimmung nicht zu ihrer Präferenz geäußert, erst jetzt sagte sie, | |
| dass sie das Gesetz unterstützt habe. | |
| Gegen die Vorlage sprachen sich christliche Organisationen aus sowie die | |
| Sekte Church of Scientology. Die Gegner erhielten laut Medienberichten | |
| Unterstützung von der US-amerikanischen Lobbyorganisation Smart Approaches | |
| to Marijuana. | |
| 30 Oct 2020 | |
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| [1] /Parlamentswahl-in-Neuseeland/!5721705/ | |
| [2] /Neuseelands-Premierministerin/!5686875/ | |
| [3] https://www.referendums.govt.nz/endoflifechoice/index.html | |
| [4] https://www.referendums.govt.nz/cannabis/index.html | |
| ## AUTOREN | |
| Urs Wälterlin | |
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