# taz.de -- Theaterempfehlungen für Berlin: Von Schiller zu Shakespeare | |
> Während das DT „Maria Stuart“ inszeniert und das Duo Pathos 2000 neue | |
> Formen der Männlichkeit aufgreift, geht es im Weiten Theater um traurige | |
> Liebe. | |
Bild: Tödlicher Machtkampf unter Königinnen im Deutschen Theater | |
Die Geschichte ist alt und berühmt, aber das Theater wird nicht müde, sie | |
immer wieder neu zu erzählen: die Geschichte von „Maria Stuart“, der | |
schottischen Königin, die in einen tödlichen Machtkampf mit Königin | |
Elisabeth I. von England gerät. Friedrich Schiller hat aus der Geschichte | |
ein Drama gemacht, das Anne Lenk jetzt im Deutschen Theater inszeniert – in | |
Zeiten also, in denen politische Ränke und Intrigen gerade einmal wieder | |
Hochkonjunktur haben (Deutsches Theater, „Maria Stuart“, Premiere 30. 10., | |
19.30 Uhr). | |
Schillers Königinnendrama ist ja einer der seltenen Fälle, das einmal in | |
einen politischen Machtkampf verwickelte Frauen zeigt. Lange war das | |
ziemlich ausschließlich Männersache. Aber das Männerbild ist in Bewegung | |
geraten. Diese Bewegung verursacht offenbar auch Irritationen. „Wald der | |
verlorenen Väter“ heißt die neue Produktion des Künstlerinnenduos Pathos | |
2000 (aka Avi Bolotinsky & Ivana Sokola). | |
Es geht um eine Gruppe Männer. Vorübergehend haben sie ihre Familien | |
verlassen und wohnen nun im Wald, um zu sich selbst und ihrer Männlichkeit | |
zu finden. An Tagen der offenen Tür wollen sie ihre Situation vorstellen | |
und Mitstreiter finden. | |
Das ist also die Situation, in die Zuschauende geraten, die sich zum | |
Spielort Bessemerstraße in Tempelhof aufmachen, wo Pathos 2000 ihre | |
immersive Installation in einer alten Malzfabrik aufgebaut hat. Denn den | |
Wald gibt es wirklich. Und man kann sich darin bewegen! (Ballhaus Ost / | |
Spielort Bessemerstraße 2-14: „Wald der verlorenen Väter“, 28. 10.–3. 1… | |
jeweils 19 Uhr) | |
Das Weite Theater an der Lichtenberger Parkaue zeigt die berühmteste und | |
traurigste Liebesgeschichte der Welt, „Romeo und Julia“ von William | |
Shakespeare: zwei Teenager, die umzingelt sind von zahllosen Meinungen, | |
schrägen Ansichten und populistischen Äußerungen, weshalb ein Riss durch | |
ihre Liebe geht (Das Weite Theater: „Romeo & Julia“, 31. 10., 20 Uhr, 3. & | |
4. 11., jeweils 10 Uhr). | |
Auch durch das Leben von Raphael Hillebrand geht ein Riss. Davon handelt | |
sein gefeiertes Tanzsolo, „Auf meinen Schultern“, das im Ballhaus | |
Naunynstrasse zu sehen ist. Anlass ist der Deutschen Tanzpreis für | |
Hillebrand, in dessen Choreografien in sehr eigener Weise Elemente von | |
Streetdance und Hip-Hop mit Formen des klassischen zeitgenössischen Tanzes | |
verschmelzen. | |
Hillebrand, in Hongkong als Sohn eines afrikanischen Vaters und einer | |
deutschen Mutter aufgewachsen, ist der erste Nicht-Weiße, der diese | |
wichtige Auszeichnung erhalten hat (Ballhaus Naunynstraße: „Auf meinen | |
Schultern“, 27. – 30. 10., jeweils 20 Uhr). | |
27 Oct 2020 | |
## AUTOREN | |
Esther Slevogt | |
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