# taz.de -- Studie zu Politik und Waffenindustrie: Einfallstor für die Rüstun… | |
> Laut einer Studie können Hersteller von Kriegsgerät starken Einfluss auf | |
> die deutsche Verteidigungspolitik nehmen. Es mangele an | |
> Kontrollmöglichkeiten. | |
Bild: Da war er noch Entwicklungsminister: Dirk Niebel wechselte zum Rüstungsk… | |
Berlin epd | Die Rüstungsindustrie kann einer neuen Studie zufolge großen | |
Einfluss auf die deutsche Sicherheits- und Verteidigungspolitik ausüben. | |
Das widerspreche der im Grundgesetz geforderten strikten Kontrolle durch | |
Parlament und Regierung, erklärte die Antikorruptionsorganisation | |
Transparency International Deutschland am Mittwoch in Berlin bei der | |
Vorstellung [1][ihres aktuellen Berichts zu dem Thema]. Demnach mangelt es | |
an dieser Kontrolle, etwa weil es nicht genügend Fachkompetenz in Bundestag | |
und Verteidigungsministerium gebe. Lobbyaktivitäten würden außerdem zu | |
wenig reguliert. | |
Als Beispiel wurde die [2][Berateraffäre im Verteidigungsministerium] | |
genannt, die gezeigt habe, „wie stark der Bereich Sicherheit und | |
Verteidigung von externer Expertise abhängig ist und beeinflusst werden | |
kann“. | |
Transparency-Verteidigungsexperte Peter Conze sagte, wenn Fachpersonal | |
fehle und Kompetenzen ausgelagert würden, „haben Lobbyisten leichtes | |
Spiel“. Deshalb müsse es ein Gremium im Verteidigungsministerium geben, das | |
sich damit auseinandersetze, welcher Bereich intern gestärkt werden müsse | |
und wo externe Dienstleistungen angemessen seien. Im Bundestag solle der | |
wissenschaftliche Dienst stärker eingebunden werden. | |
Conze forderte zudem, bei aller Berechtigung von Geheimhaltung müsse es im | |
Rüstungsbereich größtmögliche Transparenz geben, um eine unlautere | |
Beeinflussung von politischen Entscheidungsträgern zu verhindern. Wegen | |
hoher Vertragssummen und einer engen Verflechtung weniger großer | |
Unternehmen mit der Politik sei ein starkes Lobbyregister von | |
entscheidender Bedeutung. Nebeneinkünfte von Abgeordneten müssten | |
betragsgenau veröffentlicht werden. | |
Auch der Wechsel des früheren Entwicklungsministers Dirk Niebel (FDP) zum | |
[3][Rüstungskonzern Rheinmetall] wird in dem Bericht aufgeführt. Wenn ein | |
Regierungsmitglied in die Wirtschaft wechselt, gilt eine Sperrfrist – eine | |
sogenannte Karenzzeit – von 18 Monaten. Transparency verlangt eine | |
Wartezeit von drei Jahren. | |
21 Oct 2020 | |
## LINKS | |
[1] https://www.transparency.de/publikationen/detail/article/analyse-des-einflu… | |
[2] /Aussage-in-der-Berateraffaere/!5660037 | |
[3] /AktivistInnen-blockieren-Rheinmetall/!5707547 | |
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