Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Hotelzimmer für Obdachlose gefordert: Ungewöhnliche Allianz
> In Hamburg wollen Linke und CDU eine Einzelunterbringung für Obdachlose.
> Das Winternotprogramm müsse ausgeweitet werden.
Bild: Stehen gerade ohnehin leer: Hotelzimmer in Hamburg
Hamburg taz | Seit Sonntag läuft das Winternotprogramm für Obdachlose in
Hamburg. Doch die Ausgestaltung ist weiter umstritten. Am Donnerstag will
die Opposition im Sozialausschuss der Bürgerschaft für Nachbesserungen
sorgen. Sowohl die Linksfraktion als auch die CDU fordern eine
Einzelunterbringung für Obdachlose über die Wintermonate. Wegen der
Coronapandemie sei dies zwingend erforderlich, heißt es in ungewohnter
Eintracht.
„Wie jedes Jahr aufs Neue fordern wir zuerst: Das Winternotprogramm muss
auch tagsüber und für alle da sein“, sagt Stephanie Rose, sozialpolitische
Sprecherin der Linksfraktion. Dass die Stadt erstmals einen Tagesaufenthalt
in der Markthalle eingerichtet hat, hält Rose zwar für gut.
Ausreichend sei das allerdings nicht. „Die Menschen müssen sich ausruhen
und zur Ruhe kommen können. Das geht nicht, wenn sie morgens die Unterkunft
verlassen müssen“, sagt Rose. Wer krank sei, müsse auch tagsüber im Bett
liegen bleiben müssen.
Zudem verschärfe die Coronapandemie die Lage. Die CDU fordert aus
Infektionsschutzgründen die Einzelunterbringung von Obdachlosen.
[1][Dasselbe will auch die Linke.] Schließlich würden Obdachlose zur
Hochrisikogruppe gehören. „Wir müssen jetzt dringend Alte und Kranke
schützen, so wie im Frühjahr“, sagt Andreas Grutzeck, sozialpolitischer
Sprecher der Fraktion. Das sei aber in den gegenwärtigen Unterbringungen
nicht möglich, weil es nicht genügend Einzelzimmer gibt.
## „Kein Obdachloser kerngesund“
Auch Stephan Karrenbauer, Sozialarbeiter beim Straßenprojekt Hinz & Kunzt,
hält die Einzelunterbringung für zwingend erforderlich. Und diese müsste
für alle Obdachlosen gelten: „Allein schon durch die Obdachlosigkeit an
sich gehören Wohnungslose zur Risikogruppe“, sagt Karrenbauer.
Schließlich befördere das Leben auf der Platte gesundheitliche
Beeinträchtigungen. Zudem hätten viele Obdachlose ohnehin Vorerkrankungen.
„Ich kenne keinen einzigen Obdachlosen, der kerngesund ist“, sagt
Karrenbauer.
Die CDU schließt sich deshalb der Forderung von Hinz & Kunzt an, wie eine
Einzelunterbringung in den kommenden Wintermonaten konkret umgesetzt werden
könnte: [2][Hotels sollen angemietet werden]. Diese stünden schließlich in
weiten Teilen wegen der Coronapandemie leer. Mit dem seit Montag geltenden
touristischen Beherbergungsverbot hat sich die Leere noch einmal verstärkt.
Erfahrung damit gibt es schon, seit im Frühsommer ein Hotel mit 250 Betten
für Obdachlose angemietet worden war. [3][Sozialarbeiter*innen hatten von
guten Erfahrungen der Bewohner*innen berichtet.]
## Auch gut für Hotelwirtschaft
Finanziert war die vierwöchige Unterbringung durch Belegschaft und
Geschäftsführung der Reemtsma Cigarettenfabriken. „Entweder die
Sozialbehörde findet einen Sponsor oder sie muss es diesmal selbst zahlen“,
sagt Grutzek.
Karrenbauer sieht darin auch noch einen zweiten Vorteil: „Das wäre für die
Hotelwirtschaft auch noch die beste Wirtschaftsförderung, die man sich
vorstellen kann“, sagt Karrenbauer.
Die Linke fordert außerdem, dass ein Runder Tisch eingerichtet werden soll.
Anlass ist der Tod eines Obdachlosen im August, bei dem der Rettungsdienst
und die Polizei zuvor möglicherweise einen medizinischen Notfall verkannt
hatten. „Wir sollten gemeinsam herausfinden, wie verhindert wird, dass so
viele Menschen sterben“, sagt Rose. Ideen gebe es genug.
Die Sozialbehörde äußerte sich zunächst nicht zu den Vorschlägen. In der
Vergangenheit hatte die Behörde die Forderung nach einer Anmietung von
Hotels aber mehrfach abgewiesen.
3 Nov 2020
## LINKS
[1] /Hotels-fuer-Obdachlose-waehrend-Pandemie/!5677176&s=reemtsma+obdachlos…
[2] /Randgruppen-in-der-Corona-Krise/!5674817&s=hamburg+obdachlose/
[3] /Ein-Dach-ueberm-Kopf-fuer-Obdachlose/!5719858&s=reemtsma+obdachlose/
## AUTOREN
André Zuschlag
## TAGS
Obdachlosigkeit in Hamburg
Hotel
Winternotprogramm
Sozialbehörde Hamburg
Die Linke Hamburg
CDU Hamburg
Obdachlosigkeit in Hamburg
Schwerpunkt Coronavirus
Sozialbehörde Hamburg
Wohnungslose
Obdachlosigkeit in Hamburg
Obdachlosigkeit in Hamburg
Obdachlosigkeit in Hamburg
## ARTIKEL ZUM THEMA
Vorsitzende über Winternotprogramm: „Wir erwarten keinen Dank“
Aline Zieher hat als Vorsitzende des Fördervereins Winternotprogramm die
Grenzen ihrer Hilfsmöglichkeiten erfahren. Trotzdem macht sie weiter.
Hotels für Unbehauste: Viele Gewinner
Die Hotelbranche ist in Not, Menschen ohne Wohnung sind es auch – beiden zu
helfen, könnte sich für den Staat lohnen.
Obdachlose in der Corona-Krise: Ein Schutzraum für jeden
Damit Menschen jetzt nicht auf der Straße schlafen, sammeln Hamburger Geld
für Hotels. In Hannover gibt es Spenden schon, aber die Stadt ziert sich.
Wohnungslosigkeit und Corona: Von der Straße ins Hotel
Wegen Corona gibt es kaum Tagesangebote für Menschen ohne Obdach. Berlins
Sozialsenatorin möchte, dass die Bezirke nun Hotels anmieten.
Ein Dach überm Kopf für Obdachlose: Schluss mit der Winternotlösung
Bald beginnt das Winternotprogramm für Obdachlose. Corona verschärft die
Lage und zeigt: Von der Massenunterbringung muss man sich verabschieden.
Hilfe für Hamburgs Obdachlose: Vom Hotel zurück auf die Straße
Um sie vor Corona zu schützen, buchten kirchliche Träger für 170 Menschen
Hotels. Nun ist das Geld aufgebraucht. Die Stadt bietet nur Notunterkünfte.
Hotels für Obdachlose während Pandemie: Hochrisikogruppe Straße
Die Hamburger Linke fordert den Senat auf, 300 Hotelzimmer für Obdachlose
zu mieten. Die Sozialbehörde will nicht, weil die Versorgung schwierig sei.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.