Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Rassistische Attacke in Bremen-Huchting: Angriff im Nachtbus
> Am Wochenende wurde eine Bremerin in einem Nachtbus rassistisch
> beschimpft und angegriffen. Sie musste ins Krankenhaus.
Bild: Schon wieder ein Anlass, um gegen Rassismus zu demonstrieren
Bremen taz | Sie wurde [1][rassistisch beleidigt], „Scheiß-Afrikanerin“ und
das englische N-Wort fielen mehrfach. Dann wurde sie verprügelt und dabei
so schwer am Kopf verletzt, dass sie in ein Krankenhaus gebracht werden
musste. Dieser Angriff auf eine 20-jährige Frau in einem Bremer Nachtbus im
Stadtteil Huchting geschah am Freitagabend. Zu verantworten haben ihn drei
Männer, die vermeintlichen Täter waren „alkoholisiert“, meldete die
Polizei.
Bereits im Bus begannen sie mit ihren Beleidigungen, „dabei schlugen und
traten sie zu dritt auf die Frau ein“, so [2][der Polizeibericht] weiter.
Die Busfahrerin stoppte den Bus, woraufhin die rassistische Attacke auf der
Straße weiterging. „Die Täter sollen mindestens einmal gegen den Kopf und
Oberkörper der inzwischen am Boden liegenden Frau getreten haben.“
Zeug*innen kamen der Frau schließlich zur Hilfe und riefen die Polizei, die
die Täter festnehmen konnte.
Der Vorfall schlug auch weit über Bremen hinaus Wellen, wie Medienberichte
und Reaktionen bei Twitter und Co. zeigen. Montagmorgen meldete sich nun
der [3][Bremer Rat für Integration] zu Wort. Man sei „fassungslos und
traurig“ über die Tat, die „höchst verstörend, rassistisch und sexistisc…
sei.
Der Bremer Rat für Integration nehme zudem eine Zunahme solcher Vorfälle
wahr. „Menschen, die als fremd markiert werden, berichten uns immer
häufiger von Beleidigungen und gezielten körperlichen Übergriffen“, heißt
es in einer Erklärung. Aber nur wenige trauten sich, Anzeige zu erstatten.
Besonders häufig seien es Frauen, die von Übergriffen berichteten:
„Schwarze Frauen, als fremd markierte Frauen, muslimische Frauen,
insbesondere mit Hijab.“
Der öffentliche Nahverkehr sei dabei ein besonderes Risiko. Daher habe der
Rat bereits vor zwei Jahren das Gespräch mit verschiedenen Bremer
Institutionen, darunter der Bremer Straßenbahn AG (BSAG) gesucht, aber
„leider erfolglos“.
Dabei wünscht man sich beim Rat für Integration Schulungen für die
Mitarbeitenden im ÖPNV, damit diese besser mit solchen Übergriffen umgehen
können. Aber auch Kampagnen zur Sensibilisierung der gesamten Gesellschaft,
um sich als Zeug*in von „rassistischen, sexistischen und sonstigen
gruppenbezogen menschenfeindlichen Taten“ richtig verhalten zu können. Auch
an den [4][Landesaktionsplan gegen Rassismus], den das Land laut einem
Bürgerschaftsbeschluss aus dem Sommer entwickeln muss, erinnert der Rat.
BSAG-Sprecher Jens-Christian Meyer erinnert sich an keine Gesprächsanfrage
durch den Integrationsrat. Mitarbeitende des Unternehmens seien aber in
Deeskalation geschult. „Die Kollegin hat sofort Hilfe gerufen“, sagt Meyer
über die Busfahrerin von Freitagabend, so wie es das Protokoll verlange.
Spezielle Schulungen zu Rassismus gebe es in der BSAG nicht. Bei Angriffen
im ÖPNV werde erst einmal kein Unterschied gemacht zwischen rassistischen,
sexistischen oder sonstigen Motiven.
Als Reaktion auf den rassistischen Angriff veranstaltete das Bündnis
„Solidarität in Bremen“ am Montagabend eine Kundgebung am Roland-Center in
Huchting. „Mit der Kundgebung geht es um einen Ausdruck von Solidarität mit
der betroffenen jungen schwarzen Frau sowie mit allen anderen Menschen, die
von Rassismus betroffen, von sexistischer und rassistischer Gewalt bedroht
sind“, erklärte Nazanin Ghafouri vom Bündnis.
Auch die [5][Bremer Beratungsstelle Soliport] für Betroffene rechter,
rassistischer und antisemitischer Gewalt rief zur Teilnahme an der Demo
auf. Ebenso Kai Wargalla, grüne Bürgerschaftsabgeordnete, die twitterte:
„Wir lassen das nicht unbeantwortet.“ Das sahen insgesamt rund 100
Demonstrierende ähnlich, auch viele Passant*innen blieben trotz des Regens
stehen. Einige Teilnehmer*innen erzählten von ihren eigenen Erfahrungen mit
Rassismus.
## Die Täter wurden festgenommen und angezeigt
Die drei Angreifer von Freitagabend flüchteten nach dem Vorfall zunächst,
nachdem Zeug*innen die Polizei gerufen hatten. Sie konnten jedoch in der
Nähe gestellt und vorläufig festgenommen werden. Gegen die drei Männer im
Alter von 26, 45 und 49 Jahren wurden Strafanzeigen wegen gefährlicher
Körperverletzung und Beleidigung eingeleitet.
Der Staatsschutz der Polizei Bremen ermittelt, der eine eigens für „diese
Form der rassistisch motivierten Gewaltkriminalität“ eingerichtete
Abteilung hat, sagt Polizeisprecherin Franka Haedke. „Die Ermittlungen
werden dort unter Hochdruck geführt.“
Auf eine lückenlose Aufklärung hofft auch der Rat für Integration. „Solche
Taten senden fatale Signale an Minderheiten-Communitys in dieser Stadt. Sie
sorgen dafür, dass die Kriminalitätsfurcht einzelner Gruppen zunimmt.“
Menschen hätten Angst, sich frei zu bewegen, weil sie sich fürchten, auch
Opfer von rassistischen Gewalttaten zu werden.
2 Nov 2020
## LINKS
[1] /Anwalt-vertritt-Opfer-von-Rassismus/!5706377
[2] https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/35235/4750047
[3] https://bremer-rat-fuer-integration.de/
[4] /Bremer-Aktionsplan-gegen-Rassismus/!5699267
[5] https://soliport.de/
## AUTOREN
Alina Götz
## TAGS
Schwerpunkt Rassismus
BSAG
Beleidigung
Angriff
Schwerpunkt Stadtland
Senat Bremen
Senat Bremen
Senat Bremen
Polizei Bremen
## ARTIKEL ZUM THEMA
Beirat zu Istanbul-Konvention in Bremen: Betroffene reden mit
Ein Beirat soll die Umsetzung der Istanbul-Konvention, die Gewalt an Frauen
verhindern will, überwachen. Die Perspektive von Betroffenen wird ergänzt.
Rassismus-Beauftragte*r gefordert: Eine Stelle gegen Hass
Rassismus soll aktiv bekämpft werden: Dafür sollte es eine*n Beauftragte*n
des Landes geben, fordert der Bremer Rat für Integration.
Abwehrreflexe in der Bremer Politik: Rassismus gibt es nicht
Bremen hat sich viel vorgenommen im Kampf gegen Rassismus. Das geht schief,
solange man das eigene rassistische Handeln verleugnet.
Bremer Aktionsplan gegen Rassismus: Konzept gegen den Hass
Die drei Regierungsfraktionen bringen einen Aktionsplan gegen Rassismus auf
den Weg. Zentral ist die Bildungspolitik.
Polizist erschießt psychisch Kranken: Eskalation mit Todesfolge
In Bremen-Gröpelingen wird ein Mann bei einem Polizeieinsatz erschossen.
Parteien fordern Aufklärung, die Gewerkschaft der Polizei ruft nach Tasern.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.