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# taz.de -- Nebenjobs von Polizist*innen: Vom Streifenwagen ins Taxi
> Trotz Klagen über Überstunden: Etliche Beamt*innen der Bundespolizei
> haben Nebenjobs. Die Linkspartei wundert sich über neue Zahlen dazu.
Bild: Einsatz in einer Hochpreisregion: Polizeistreife in München
Berlin taz | Für viele Beamt*innen der Bundespolizei ist bei Dienstschluss
noch lange nicht Feierabend: Wie aus der Antwort des Innenministeriums auf
eine Frage der Abgeordneten Martina Renner (Linke) hervorgeht, haben viele
der Polizist*innen einen Nebenjob. Seit Anfang 2019 wurden demnach in der
Bundespolizei 6.767 Nebentätigkeiten genehmigt. Zur Einschätzung der
Größenordnung: Die Behörde hat knapp 50.000 Bedienstete. Seit 2018, als
Renner die Daten schon einmal erfragt hatte, ist die Zahl der Genehmigungen
um fast 50 Prozent gestiegen.
Die Linken-Abgeordnete ist über diesen Anstieg verwundert – vor allem, da
das Innenministerium [1][immer wieder über viele Überstunden] bei der
Bundespolizei berichtet und für Nebentätigkeiten demnach wenig Zeit bleiben
müsste.
„Die hohe Zahl der Nebenbeschäftigungen scheint mir auch vor dem
Hintergrund der vielen Überstunden in der Bundespolizei merkwürdig zu
sein“, sagte Renner der taz. „Das wirft die Frage auf, ob es bei der lauten
Klage über diese Überstunden vielleicht weniger um die überlasteten
Beamt*innen geht und mehr darum, einen weiteren Stellenaufwuchs zu
begründen.“ In der Bundespolizei haben sich über die Jahre nach aktuellen
Angaben des Ministeriums über 1,5 Millionen Überstunden angehäuft, darunter
allerdings nur ein Bruchteil in diesem Jahr.
Anders als Renner sieht es die Gewerkschaft der Polizei. Sven Hüber, in der
Gewerkschaft für die Bundespolizei zuständig, verweist auf die niedrige
Besoldung gerade bei Berufsanfänger*innen. Zuletzt habe es viele
Neueinstellungen gegeben, vor allem in Ballungsregionen.
## Hohe Mieten als Grund?
„Viele Kolleginnen und Kollegen werden heute in Hochpreisregionen
eingesetzt, in denen Wohnraum und Lebensunterhalt ohnehin teurer sind als
in ländlicheren Regionen. Es gibt dafür keinerlei Ausgleich“, sagte Hüber
der taz. Viele Bundespolizist*innen seien also darauf angewiesen, in ihrer
Freizeit dazuzuverdienen, „was das Problem der Überlastung eher
potenziert“.
Die Nebentätigkeiten, die die Beamt*innen ausüben, verteilen sich quer
durch diverse Branchen. Wie das Innenministerium der taz mitteilte, geht es
unter anderem um Jobs in Büros und im IT-Bereich, in Gartenpflege und
Gastronomie, im künstlerischen Bereich und sogar als Schriftsteller.
Auch aus den Landespolizeien wird in letzten Jahren immer wieder eine
gestiegene Zahl von Nebentätigkeiten gemeldet. Im Jahr 2017 [2][zählte die
Berliner Polizei beispielsweise] 12 Hausmeister, 125 Komparsen, 43
Verkäufer, 19 Kellner und 23 Taxifahrer in ihren Reihen. In München stehen
Polizist*innen aktuell unter Verdacht, ihr Gehalt [3][durch den Verkauf
von Drogen aufgebessert] zu haben. Genehmigt war diese Nebentätigkeit dem
Vernehmen nach aber nicht.
20 Oct 2020
## LINKS
[1] /Ueberlastung-bei-der-Polizei/!5601581/
[2] https://www.tagesspiegel.de/berlin/polizei-justiz/sicherheit-in-der-hauptst…
[3] https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-polizei-polizeiskandal-dealer…
## AUTOREN
Tobias Schulze
## TAGS
Polizei
Überstunden
Bundestag
Martina Renner
Gewerkschaft der Polizei GdP
Polizei
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