# taz.de -- CDU-Politiker beendet Karriere: Peter Tauber hört auf | |
> Aus „persönlichen und familiären Gründen“ steigt der ehemalige | |
> CDU-Generalsekretär aus der Politik aus. Er stand fest an der Seite von | |
> Angela Merkel. | |
Bild: Verströmte nichts vom muffigen Innenleben der honoratiorenhaften Christd… | |
Berlin taz | Peter Tauber (48) galt als eines der größten politischen | |
Talente der Merkel-CDU. 2013 wurde er deren Generalsekretär und schien eine | |
ideale Besetzung für das Amt zu sein. Er wirkte jungenhaft und | |
intellektuell, sagte oft „cool“ und verströmte nichts von dem muffigen | |
Innenleben der honoratiorenhaften Christdemokratie. Doch Tauber spielte | |
nicht nur die Rolle des flotten Modernisierers, der in Debatten auch mal | |
Sprüche aus „Stars Wars“ zitierte. Der Oberleutnant der Reserve und | |
gläubige Christ war auch Anhänger von Alfred Dregger gewesen, Leitwolf des | |
alten Stahlhelmflügels. | |
Die konservative Grundprägung streifte Tauber jedoch ab. Nur beim Thema | |
Sterbehilfe war er verlässlich im konservativen Lager. Ansonsten warb der | |
Fürsprecher von Schwarz-Grün für die Homoehe und 2015, zum Entsetzen des | |
rechten Flügels und der CSU, für ein Einwanderungsgesetz. | |
Das Amt des Generalsekretärs, das Heiner Geißler, Angela Merkel und Volker | |
Kauder bekleidet hatten und das oft eine Startrampe für den weiteren Weg | |
nach oben war, definierte Tauber nicht als Abteilung Attacke. Stattdessen | |
füllte er es als diskursiver Ideengeber. Die CDU müsse jünger, weiblicher, | |
digitaler und offener werden, so sein Mantra, das Norbert Röttgen im Kampf | |
um den CDU-Vorsitz derzeit fast wortgleich wiederholt. Nach dem | |
Flüchtlingsherbst 2015 stand Tauber felsenfest an der Seite von Angela | |
Merkel – und innerparteilich in der Kritik. | |
Äußerst angreifbar machte sich der ausgiebige Twitter-Nutzer Tauber 2017 | |
mit einem Tweet zu Minijobs. „Wenn Sie was Ordentliches gelernt haben, dann | |
brauchen Sie keine drei Minijobs“, beschied er nassforsch. Für diese sozial | |
unterkühlte Ansage musste er sich später entschuldigen. | |
Modernisierung statt Attacke | |
Das miese Wahlergebnis 2017 kreideten viele CDU-Konservative auch Tauber | |
an. Ein Generalsekretär müsse mehr die Konkurrenz attackieren, anstatt bloß | |
die eigene Partei modernisieren zu wollen, hieß es. 2018 trat Tauber, | |
[1][damals lebensgefährlich erkrankt], nicht mehr als Generalsekretär an. | |
Seitdem ist er Staatssekretär im Verteidigungsministerium und aus den | |
öffentlichen Debatten weitgehend verschwunden. | |
Aufmerksamkeit erregte er jedoch nach der Ermordung von CDU-Politiker | |
Walter Lübcke. Die Partei reagierte auffällig zurückhaltend auf den | |
politischen Mord durch Rechtsextreme. Tauber aber warf der Ex-CDU | |
Bundeabgeordneten Erika Steinbach vor, Lübckes Ermordung durch Hass-Tweets | |
begünstigt zu haben. Etwas undurchdacht wirkte indes seine Idee, | |
[2][Rechtsextremen und Verfassungsfeinden Grundrechte zu entziehen] – ein | |
Vorschlag, bei dem Verfassungsrechtler abwinken. | |
Jetzt steigt der Hesse ganz aus der Politik aus, aus „persönlichen und | |
familiären Gründen“. Auch seine angegriffene Gesundheit spiele dabei eine | |
Rolle, zudem wolle er „neue berufliche Herausforderungen suchen“. Kurzum – | |
ein Rückzug aus privaten, nicht politischen Gründen. Und doch ist Taubers | |
Abgang ein politisches Symbol. Mit der Kanzlerin verlässt 2021 auch ein | |
profilierter Vertreter der liberalen Merkel-CDU die Bühne. | |
19 Oct 2020 | |
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## AUTOREN | |
Stefan Reinecke | |
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