# taz.de -- Subventionen für Presse: Zeigt her eure Auflage | |
> Mit einem millionenschweren Subventionspaket will die Bundesregierung | |
> kriselnde Presseverlage retten. Nun ist klar, wie das Geld verteilt | |
> werden soll. | |
Bild: Zeitungen auf dem Weg zu ihren Lesern | |
Berlin dpa/taz | Die geplante staatliche Millionenförderung von deutschen | |
Presseverlagen soll an die Auflagen von Zeitungen und Zeitschriften | |
gekoppelt werden. Als neutraler Verteilungsmaßstab biete sich „die aktuelle | |
Reichweite oder Auflage“ an, heißt es in einem Konzept des | |
Bundeswirtschaftsministeriums, aus dem die dpa und [1][das Branchenmagazin | |
Horizont] zitieren. | |
Rund 59 Prozent der Fördersumme soll auf Abonnementzeitungen entfallen, | |
rund 11 Prozent auf Abonnementzeitschriften und rund 30 Prozent auf | |
Anzeigenblätter mit einem redaktionellen Anteil von mindestens 30 Prozent. | |
Voraussetzung für die Zahlung sei, dass die Verlage [2][Investitionen ins | |
Digitale] nachweisen können. Dazu zählen unter anderem der Aufbau von | |
Onlineshops, die Entwicklung von Apps, Bezahlsystemen und Podcasts und die | |
digitale Schulung der MitarbeiterInnen. | |
Im Juli hatte der Bundestag eine Förderung von bis zu 220 Millionen Euro | |
auf mehrere Jahre verteilt für Presseverlage beschlossen. Der Beschluss kam | |
überraschend, weil der Bundestag bereits im November 2019 [3][spezielle | |
Hilfen für die Zustellung von Tageszeitungen und Anzeigenblättern] | |
beschlossen hatte. Diese wird es nun nicht geben. Verlage klagen darüber, | |
dass die Zustellung von gedruckten Zeitungen immer teurer werde, während | |
die Auflagen sinken. | |
Zu Details des Konzeptes wollte sich das Bundeswirtschaftsministerium nicht | |
äußern. Zu den nächsten Schritten hieß es, dass das Förderkonzept nun auf | |
eine mögliche Notifizierung bei der EU-Kommission erörtert werden solle. | |
Danach will das Ministerium eine Förderrichtlinie erstellen, „um den | |
Abfluss eines Großteils der Mittel in Höhe von 180 Millionen Euro im Jahr | |
2021 sicherzustellen“. Aus dem Konzept geht hervor, dass man nicht mehr | |
damit rechnet, dass noch in diesem Jahr Geld ausbezahlt wird. Ursprünglich | |
waren 20 Millionen Euro bereits für 2020 vorgesehen. | |
Der Deutsche Journalisten-Verband kritisierte den Entwurf. Durch das | |
Zugrundelegen von Auflagen würden die große Medienkonzerne über die Maßen | |
bezuschusst, während für kleinere Verlage „kaum etwas übrig“ bliebe. Das | |
treibe die Medienkonzentration weiter voran. Der DJV und [4][Verdi | |
fordern], die Auszahlung an gute Arbeitsbedingungen, Tariflöhne und faire | |
Honorare für Freie zu knüpfen. | |
Kritik kommt auch aus der Politik. Margit Stumpp, die medienpolitische | |
Sprecherin der Grünen, meint, mit der Förderung tatsächlicher digitaler | |
Transformation habe das Konzept wenig zu tun. Zum einen verteile das | |
Ministerium seine Subventionen hier nach dem „Gießkannenprinzip“, zum | |
anderen blieben Onlinemedien, Radios und Fernsehen auf der Strecke. | |
29 Oct 2020 | |
## LINKS | |
[1] https://www.horizont.net/medien/nachrichten/subventionen-so-will-wirtschaft… | |
[2] /Digitale-Geschaeftsmodelle/!5651662/ | |
[3] /Geld-vom-Staat-fuer-Zeitungen/!5663177/ | |
[4] https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/zapp/Wie-die-Regierung-die-Presse-fo… | |
## AUTOREN | |
Anne Fromm | |
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