# taz.de -- Schulbeginn in Bremen: Jetzt noch mehr Maske | |
> Seit Montag müssen Oberstufenschüler*innen auch im Unterricht eine Maske | |
> tragen. Vielen gehen die Maßnahmen der Bildungssenatorin nicht weit | |
> genug. | |
Bild: Im Hamburg seit Ende der Herbstferien Alltag: Masken für die Oberstufe | |
BREMEN taz | Am Montag geht in Bremen die Schule wieder los. Viele fragen | |
sich: [1][Wie soll das angesichts steigender Infektionsraten | |
funktionieren?] Über eine Ausweitung der Maskenpflicht hat jetzt die | |
Bildungssenatorin Claudia Bogedan (SPD) entschieden. Schüler*innen der | |
Oberstufe müssen die Mund-Nasen-Bedeckung nun auch im Unterricht tragen, | |
ebenso in Mensen und anderen „für Mahlzeiten vorgesehenen Bereiche“. | |
So steht es in der [2][neuesten Verordnung der Behörde] vom Mittwochabend. | |
Auch Fünft- bis Zehntklässler*innen sind von der Regel betroffen – wenn sie | |
die genannten Räume regelmäßig mit den Älteren teilen. Grundschüler*innen | |
bleiben von der Maskenpflicht befreit. | |
Schon vor den Ferien, beim Überschreiten der 50er-Marke, also des Wertes, | |
der die Anzahl der Corona-Infektionen auf 100.000 Einwohner*innen innerhalb | |
einer Woche beschreibt, war dieses Szenario absehbar. Inzwischen ist er in | |
Bremen auf rund 100 geklettert. Abstandsregeln, Maskenpflicht auf Fluren | |
der Gebäude und die Pflicht zum Lüften – alle 20 Minuten mindestens für | |
fünf Minuten – gelten wie vor den Ferien. | |
Sie finde die neuen Regelungen gut, sagt eine Lehrerin, die anonym bleiben | |
möchte, einer berufsbildenden Schule der taz. Sie sehe aber Probleme bei | |
der Umsetzung vieler Maßnahmen. An ihrer Schule gebe es Räume, die nicht | |
gelüftet werden könnten. „Ich weiß aber nicht, ob die momentan genutzt | |
werden. Man bemüht sich ja um eine gute Raumaufteilung.“ | |
Einige Räume seien aber schlicht zu klein oder hätten keinen Beamer, | |
sodass Lehrkräfte gern wechseln wollten – was eigentlich zu vermeiden sei. | |
Und auch Waschbecken fehlten teilweise, ebenso wie Desinfektionsmittel. Das | |
Lüften hält sie für machbar, auch wenn sich ihre Schüler*innen schon vor | |
den Ferien beschwert hätten, weil es so kalt war. „Aber dass ich die wie | |
vorgeschrieben alle 45 Minuten auf den Pausenhof lasse – wie das gehen | |
soll, weiß ich nicht.“ Unterrichtet werde nur in Doppelstunden. | |
In den Pausen spiele sie öfter den „Spielverderber“, wenn sich | |
Schüler*innen zu nahe kämen. Auch Kolleg*innen hielten sich teilweise nicht | |
an Abstände. „In Konferenzen sind mir Leute auf die Pelle gerückt. | |
Wegrücken ist zwar unangenehm, aber es geht halt gerade nicht anders.“ | |
Auch eine Grundschullehrerin in Kattenturm sagt, sie fühle sich in der | |
Schule derzeit nicht wohl. Auch sie bittet darum, ihren Namen nicht zu | |
veröffentlichen. Es gebe neben dem Masketragen der Erwachsenen nichts, was | |
ein Gefühl von Schutz vermitteln würde. Dass die Grundschüler*innen | |
weiterhin von der Maskenpflicht befreit sind, verstehe sie – „das würde | |
nicht funktionieren“. | |
Das sagt auch Bogedans Sprecherin Stephanie Dehne. Bei Grundschüler*innen | |
ergebe eine Maskenpflicht zudem keinen Sinn, weil „in der Grundschule ganz | |
wenig Infektionsgeschehen ist“, erklärt Dehne weiter. Das Gesundheitsamt | |
erhebe entsprechende Daten. | |
Problematisch daran sei, findet die Grundschullehrerin, dass die Kleinen so | |
denken müssten, Corona sei vorbei. Ihr Wunsch: zurück zu den Halbgruppen. | |
Die Frage nach kleineren Unterrichtsgruppen stelle sich in ihrer Behörde | |
immer mal wieder, sagt Dehne. Aber das sei schwierig zu organisieren. | |
Außerdem wolle man „möglichst viel Normalität und das Grundrecht auf | |
Bildung“ gewährleisten. | |
Die Bildungssenatorin habe zudem Sorge, dass nicht alle Familien zu Hause | |
Unterricht gewährleisten könnten – und dass bei Kindern mit familiären | |
Sorgen soziale Probleme aufträten. „Es wird durch das Infektionsgeschehen | |
immer mal wieder zu Hybridunterricht kommen“, so Dehne. „Aber das jetzt | |
flächendeckend einzuführen, halten wir für falsch.“ | |
Das sehen sowohl die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) als | |
auch der Personalrat Schulen in Bremen anders. Beide wollen Maßnahmen, wie | |
das Robert-Koch-Institut sie fordert: Masken und kleinere Gruppen für alle | |
Jahrgangsstufen. „Nur in Halbgruppen lassen sich die Abstandsregeln | |
konsequent einhalten. Gleichzeitig wurden in Halbgruppen vor den | |
Sommerferien viele gute pädagogische Erfahrungen gesammelt“, sagt Elke | |
Suhr, Landesvorstandssprecherin der GEW. Die Gewerkschaft fordert eine | |
verlässliche Betreuung für alle Schüler*innen bis mindestens Klasse sechs. | |
Hierfür müsse aber das Personal aufgestockt werden, heißt in einer | |
Erklärung der GEW. | |
## Brief an den Bürgermeister | |
Dagmar Reinkensmeier vom [3][Personalrat Schulen] erzählt von Anfragen von | |
Kolleg*innen: „Es gibt ganz viel Angst und Verunsicherung auf Seiten der | |
Beschäftigen.“ Deswegen hat man sich am Donnerstag mit einem Brief an | |
Bogedan, Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) und den gesamten Senat | |
gewandt. „Bremen bleibt mit seinen Plänen für den Schulbetrieb nach den | |
Herbstferien weit hinter empfohlenen Maßnahmen zurück“, heißt es darin. Die | |
Vorgehensweise des Senats ist für den Personalrat nicht nachvollziehbar, er | |
hält sie für „riskant für die mittelfristige Aufrechterhaltung des | |
Schulbetriebs“. | |
Martin Stoevesandt ist Vorstandssprecher des [4][Zentralen Elternbeirats | |
Bremen]. Auch er kennt die [5][Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts] – | |
aber hält sie für empirisch nicht nachvollziehbar und die Maskenpflicht | |
nicht für die Lösung. Ein „Es könnte helfen“ reiche nicht für einen | |
derartigen Grundrechtseingriff, sagt er. Zwar habe der Elternbeirat die | |
Maskenpflicht für den Unterricht in der Oberstufe ursprünglich mitgetragen, | |
aber nur in der Erwartung, dass es dafür eine Lockerung der | |
Quarantäne-Regeln geben würde. „Diese Hoffnung hat sich zerschlagen“, sagt | |
Stoevesandt. | |
Denn trotz Maske müssten nun bei einem Coronafall in der Klasse alle | |
Mitschüler*innen in Quarantäne – statt nur direkte Sitznachbar*innen. Dem | |
Elternbeirat gehe es darum, den Unterricht sicher zu gewährleisten. Das sei | |
mit möglichen Quarantäne-Phasen nicht vereinbar. Froh ist Stoevesandt, dass | |
Bremen, anders als andere Bundesländer, den Jüngeren eine Maskenpflicht | |
erspart. | |
26 Oct 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Noch-schaerfere-Corona-Regeln/!5718501 | |
[2] https://www.bildung.bremen.de/sixcms/detail.php?gsid=bremen117.c.237989.de | |
[3] https://pr-schulen-bremen.de/ | |
[4] https://www.zeb-bremen.de/der-zeb.html | |
[5] https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Praevention-Sc… | |
## AUTOREN | |
Alina Götz | |
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