# taz.de -- Kampagne „Legalisierung jetzt“: Bisher politisch meist unsichtb… | |
> 50 Initiativen fordern die Legalisierung von allen undokumentiert in der | |
> Stadt lebenden Menschen. Ein offener Brief richtet sich an Berlins | |
> Politiker. | |
Bild: Viele Menschen müssen aus Angst unsichtbar bleiben | |
BERLIN taz | „Legalisierung jetzt“-Rufe in mehreren Sprachen und Applaus, | |
so endete am Montagmittag ein zweistündiges Pressegespräch im | |
Veranstaltungsraum Aquarium in Kreuzberg. Dort hatten VertreterInnen von | |
MigrantInnenorganisationen einen von über 50 Organisationen und | |
Einzelpersonen unterzeichneten [1][offenen Brief] vorgestellt, der von den | |
Berliner PolitikerInnen die Legalisierung aller Menschen ohne Papiere in | |
der Stadt fordert. Angestoßen wurde er von Initiativen, in denen sich die | |
in Berlin lebenden undokumentierten Menschen organisieren. | |
„Wir waren bisher auch in der politischen Bewegung unsichtbar. Denn wir | |
können nicht auf die Straße gehen, weil wir Angst vor Abschiebungen haben“, | |
beschreibt Anna Kimani von der Organisation der Casita ein Problem der | |
Undokumentierten. Ihre genaue Zahl ist nicht bekannt. Die Clearingstelle, | |
die sich um Menschen ohne Zugang zu Krankenversicherung kümmert, geht von | |
etwa 60.000 Menschen aus. Dabei handelt es sich aber nicht nur um | |
Illegalisierte. | |
Anna Kimani hat sich entschlossen, öffentlich aufzutreten. Denn es gehe bei | |
ihrem Kampf nicht um Almosen und Hilfe, sondern um Menschenrechte, betont | |
sie. Die Aktivistin erinnert daran, dass ein Teil des Berliner | |
Wirtschaftslebens nur durch die Arbeitskraft von undokumentierten Menschen | |
am Laufen gehalten wird. | |
Dazu gehören Care- und SexarbeiterInnen ebenso wie Beschäftigte der | |
Gastronomie. Undokumentierte Menschen werden oft besonders ausgebeutet und | |
bekommen oft weniger Lohn, weil sie sich durch ihren Status nicht dagegen | |
wehren können. | |
## Legalisierungskampagnen international | |
Llanquiray Painemal von den Organisationen Respect und Solidarity City, die | |
sich seit Jahren für die Rechte der Undokumentierten einsetzen, berichtete | |
über die Vorgeschichte der Kampagne. Sie begann mit einer Online-Aktion am | |
25. April 2020, mit der an die Situation von MigrantInnen in der bezahlten | |
Hausarbeit während des Corona-Lockdowns erinnert wurde. | |
Sie hatten nicht nur selbst Angst vor dem Virus, sondern sorgten sich zudem | |
oft um ihre Angehörigen in der Heimat, die sie nicht besuchen konnten. Auch | |
in anderen Ländern haben am 12. Oktober Legalisierungskampagnen begonnen – | |
zum Jahrestag der Entdeckung des amerikanischen Kontinents, die als Beginn | |
der globalen Ausbeutung gilt. | |
12 Oct 2020 | |
## LINKS | |
[1] https://www.legalisierungjetzt.net/ | |
## AUTOREN | |
Peter Nowak | |
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