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# taz.de -- Moschee als Ziel: Anklage wegen Rechtsterrorplan
> Ein Hildesheimer soll geplant haben, eine „möglichst große Anzahl von
> Muslimen“ zu töten – und wurde im Mai verhaftet. Jetzt erhob die
> Staatsanwaltschaft Anklage.
Bild: Beamte des SEK während einer Razzia von mutmaßlichen Rechtsextremisten …
Celle afp | Weil er mutmaßlich einen rechtsextremistischen Anschlag plante,
hat die Generalstaatsanwaltschaft im niedersächsischen Celle einen jungen
Mann aus Hildesheim angeklagt. Sie wirft dem 21-Jährigen nach Angaben vom
Dienstag vor, er habe eine „möglichst große Anzahl von Muslimen“ töten
wollen. Der Mann wurde [1][Ende Mai festgenommen], nachdem er in einem
Internetchat einen Anschlag angekündigt hatte. Laut Anklage hatte er sich
bereits Armbrüste und Messer für die Tat besorgt.
Demnach hatte sich der Angeklagte mindestens seit dem vergangenen Frühjahr
mit rechtsextremistischem Gedankengut beschäftigt und dabei „einen
besonderen Hass gegen Juden, Muslime, Schwarze und Frauen“ entwickelt.
Unter dem Eindruck der rechtsradikalen Attacke in einer Moschee im
neuseeländischen Christchurch mit 51 Toten soll er sich nach Erkenntnissen
der Ermittler dann dazu entschlossen haben, einen Anschlag auf Muslime zu
begehen.
Der Beschuldigte habe ein „Klima der Angst und Verunsicherung in
Deutschland“ schaffen wollen, führte die Anklagebehörde aus. Zur
Vorbereitung seiner Tat habe er sich zwei professionelle Armbrüste mit
Pfeilen sowie insgesamt vier Messer verschafft.
In einem anonymen Chat mit einem ihm unbekannten Internetnutzer kündigte
der 21-Jährige demnach am 29. Mai dieses Jahres einen unmittelbar
bevorstehenden Anschlag auf eine Moschee an. Darin erklärte er, er wolle
„Rache“ für islamistische Anschläge üben und müsse gegen „Invasoren“
vorgehen, um einen angeblichen Untergang der „weißen Rasse“ zu verhindern.
Sein Chatpartner alarmierte darauf die Polizei, die sofort Ermittlungen
aufnahm.
## Lange Tradition rechter Anschläge in Deutschland
Nach früheren Behördenangaben überwältigten Spezialeinsatzkräfte den Mann
nach der Klärung seiner Identität in einer Wohnung in Hildesheim. Zunächst
wurde er wegen mutmaßlicher psychischer Auffälligkeiten in Gewahrsam
genommen und in eine Fachklinik eingewiesen. Nach weiteren Ermittlungen zu
den Hintergründen gingen Polizei und Staatsanwaltschaft aber von einem
rechtsextremistisch motivierten Anschlagsplan aus. Der Beschuldigte wurde
daraufhin in Untersuchungshaft genommen.
Das Oberlandesgericht in Celle wird die Anklage nun prüfen und über die
Eröffnung eines Hauptverfahrens entscheiden. Teil der Anklage sind auch
weitere Straftaten wie Volksverhetzung. So soll der 21-Jährige im August
2019 einen ihm unbekannten Schwarzen in einem Chat beschimpft und allen
Schwarzen „das Lebensrecht“ abgesprochen haben, erklärte die
Anklagebehörde.
In Deutschland kam es in den vergangenen Monaten mehrfach zu
[2][rechtsextremistischen und rassistischen Terroranschlägen]. Im Juni 2019
wurde der Kasseler Regierungspräsident Walter Lübcke vor seinem Haus
erschossen, dafür steht derzeit der 45-jährige Rechtsextremist Stephan E.
in Frankfurt am Main vor Gericht.
Bei einem letztlich misslungenen Angriff auf eine Synagoge in Halle
erschoss der 28-jährige Stephan B. im Oktober 2019 zwei Unbeteiligte, er
steht in Magdeburg vor Gericht. Im Februar 2020 tötete der 43-Jährige
Tobias R. in Hanau neun Menschen mit ausländischen Wurzeln, bevor er sich
und seine Mutter erschoss.
29 Sep 2020
## LINKS
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[2] /Schwerpunkt-Rechter-Terror/!t5007732
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