Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Debatte um Schnelltest in Berlin: Negativ in 15 Minuten
> Ist es nicht Zeit für den neuen Corona-Schnelltest? Der wird von manchen
> Hausärzten schon angeboten. Bald soll er großflächig zum Einsatz kommen.
Bild: Billig, schnell, aber nicht 100prozentig zuverlässig: Schnelltest zum CO…
Berlin taz | Knapp 65.000 Tests auf das neuartige Coronavirus wurden in der
vergangenen Woche in Berlin ausgewertet. Das sind nicht nur mehr als
dreimal so viele wie im März, es sind auch mehr, als die Kapazitäten der
Labore hergeben. Die Testkapazität der Berliner Labore liegt laut
Gesundheitsverwaltung pro Woche bei 61.424 Tests, deren Auslastung also
aktuell bei knapp 106 Prozent. Es könne daher schon mal 4 Tage dauern, bis
die Labore ein Ergebnis vermelden können.
Vor diesem Hintergrund ruht die Hoffnung nicht nur auf einem Ende der
Herbstferien mit Reisewilligen, die irgendwo zwischen Ostsee und Allgäu ein
negatives Testergebnis vorlegen müssen. Die Aufmerksamkeit richtet sich
zunehmend auf die Antigen-Schnelltests, die seit Kurzem auf dem Markt sind.
Für einen Antigen-Schnelltest wird, wie bei den bisher üblichen PCR-Tests
auch, von medizinisch geschultem Personal ein Nasen- Rachen-Abstrich
genommen. Anders als bei den PCR-Tests wird die Probe dann aber nicht auf
Genmaterial, sondern auf ein bestimmtes Oberflächenprotein des Virus
getestet. Das funktioniert ohne zusätzliche Laborgeräte mithilfe eines
Testkits, das an einen Schwangerschaftstest erinnert.
Nach 15 bis 30 Minuten ist das Ergebnis da – ohne zeitaufwendigen Versand
in ein Labor und extra Übermittlung des Testergebnisses. Der Antigentest
gilt als nicht ganz so sicher wie der PCR-Test. Bei der Bestätigung einer
vermuteten Infektion bleibt der PCR-Test daher nach wie vor Mittel der
Wahl. In seine am 14. Oktober veröffentlichte Coronavirus-Testverordnung
hat das Bundesgesundheitsministerium Antigentests als Teil der nationalen
Teststrategie mitaufgenommen.
## Diverse Kollegen machen das schon
Bereits seit einigen Wochen können Antigen-Schnelltests in den Apotheken
bestellt werden – allerdings nur von medizinischem Fachpersonal. Er und
diverse Kollegen machen das schon, sagt Wolfgang Kreischer,
Allgemeinmediziner in Zehlendorf und Vorsitzender des Hausärzteverbands
Berlin-Brandenburg. Seinen Patienten biete er die Antigentests etwa bei
einem geplanten Besuch von Verwandten im Altersheim, aber auch vor einer
Reise in ein Bundesland mit Beherbergungsverbot als Selbstzahlleistung an.
„Die sind nicht nur schneller, sondern auch deutlich billiger als die
PCR-Tests“, sagt Kreischer. Im Einkauf koste ein Test unter 10 Euro.
Zusammen mit der Leistung der Praxis würden rund 30 Euro fällig. „Ich weiß
aber, dass es auch Kollegen gibt, die deutlich mehr verlangen“, so der
Vorsitzende des Hausärzteverbands. Die Abstimmung mit den Krankenkassen,
wann die Kosten eines Antigentests übernommen werden, laufen noch. „Da
warten wir auf die entsprechenden Informationen“, sagt Kreischer.
Die in der Testverordnung vorgesehene Teststrategie empfiehlt jedenfalls
den Einsatz von Antigen-Schnelltests vor allem als Sicherheitsmaßnahme in
Krankenhäusern, Pflege- und Betreuungseinrichtungen sowie Arztpraxen.
Regelmäßig getestet werden sollen auf diese Weise das Personal und je nach
Einrichtung auch Bewohner/Betreute und BesucherInnen, und zwar als
Vorsorgemaßnahme, solange in der Einrichtung noch kein Infektionsfall
vorliegt. Bei Personen mit Symptomen, direkten Kontaktpersonen von
Erkrankten sowie bei Ausbrüchen in medizinischen Einrichtungen oder auch
Schulen und Kitas bleiben PCR-Tests die bevorzugte Methode – es sei denn,
die Labore sind überlastet.
## Partys mit vorherigem Schnelltest?
Bei einer regelmäßigen Testung von Personal, Betreuten und BesucherInnen
ist man in den Krankenhäusern etc. indes noch lange nicht. „Wir planen,
Schnelltests künftig zunächst im Rahmen einer Pilotphase in den
Rettungsstellen einzusetzen“, heißt es etwa von einem Vivantes-Sprecher.
Und auch auf politischer Ebene muss man sich nach der Veröffentlichung der
nationalen Teststrategie noch sammeln. Man werde die bestehende Berliner
Strategie nachschärfen und den daraus resultierenden Bedarf an
Antigen-Schnelltests dann dem Bund melden, hieß es aus dem Senat. Der Bund
habe sich Kontingente bei einem Schweizer Hersteller von
Antigen-Schnelltests gesichert, die er nun nach angemeldetem Bedarf an die
Bundesländer verteilen werde.
Schon vor Einführung der Schnelltests wurde derweil spekuliert, ob sie
nicht auch in anderen Lebensbereichen die Härten der Pandemie entschärfen
könnten. So träumt etwa die Berliner Clubkommission davon, Partys und
Events künftig mit vorherigem Schnelltest risikoärmer zu gestalten, und
wirbt bereits für die Durchführung eines Testbetriebs medizinisch geschulte
Freiwillige an. Wie praktikabel das ist, ob die verfügbaren Tests für
solche Anwendungsgebiete überhaupt ausreichen – das werden die nächsten
Wochen zeigen.
15 Oct 2020
## AUTOREN
Manuela Heim
## TAGS
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Coronavirus
Maskenpflicht
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Coronavirus
## ARTIKEL ZUM THEMA
Mehr Sicherheit für Abgeordnete: Coronatests im Parlament
Das Abgeordnetenhaus will sich coronaresistenter machen.
Verfassungsänderung zum Erhalt der Beschlussfähigkeit gilt anders als im
Frühjahr möglich.
Corona und Kinder: Kitas bleiben weiterhin auf
Kinder sind keine Infektionstreiber für Corona, sagt Familienministerin
Franziska Giffey. Daher sollen Kitas nicht geschlossen werden.
Corona-Entwicklung in Deutschland: Gericht kippt Berliner Sperrstunde
Das Berliner Verwaltungsgericht hat einem Eilantrag zur Sperrstunde
stattgegeben. NRW hält an seinen strengen Kontaktregelungen fest.
Coronameldungen im Überblick.
Entwicklung der Pandemie in Deutschland: Wer stoppt die zweite Coronawelle?
Ist es an Deutschlands Bürger*innen oder an der Politik, einen zweiten
Lockdown zu verhindern? Zwei Taz-Autor*innen sind unterschiedlicher
Meinung.
Berechnungen zu Pandemieentwicklung: Es wird wieder exponentiell
Noch sind die Neuinfektionen nicht mit denen des Frühjahrs vergleichbar –
aber das Problem ist ähnlich: eine regelmäßige Verdopplung der Fallzahlen.
Diskussion um Maskenpflicht in Berlin: Draußen noch ohne Mund-Nasen-Schutz
Berlin will Coronamaßnahmen erst mal nicht verschärfen. Dienstag berät der
Senat, ob in bestimmten Situationen auch draußen die Masken Pflicht wird.
Steigende Infektionszahlen in Berlin: Rückstand im Gesundheitsamt
Die Gesundheitsämter in den Bezirken gelten als Schlüssel im Kampf gegen
die Pandemie. Aber die steigende Infektionszahlen zeigen die Grenzen auf.
Der Corona-Städtevergleich: Städtetrips machen keinen Spaß mehr
In der Coronakrise schauen wir regelmäßig in europäische Nachbarstädte. Von
neuen Maßnahmen berichten wir aus Paris, Madrid, Oslo – und Berlin.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.