Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Gedenken an Opfer des NSU: Kein Gedenken ohne Aufarbeitung
> Ein FDP-Politiker fordert einen nationalen Gedenktag für die Opfer des
> NSU. Die Betroffenen alleine sollten über einen solchen Tag entscheiden.
Bild: Die Mordopfer des NSU: (oben, v.l.) Enver Şimşek, Abdurrahim Özüdoğr…
Die Opfer des rechtsextremen NSU niemals vergessen. Dass sie das niemals
tun würden, hatten die Angehörigen der Opfer und auch [1][eine
Zivilgesellschaft nach dem Urteilsspruch im NSU-Prozess 2018] versprochen.
Jetzt [2][fordert der FDP-Bundestagsabgeordnete Grigorios Aggelidis] einen
nationalen Gedenktag für die Opfer der Rechtsterroristen. In einem
Antragsentwurf, der der taz vorliegt und den die FDP-Fraktion bald
beschließen soll, heißt es als Begründung: „Dies sind wir den Menschen in
Deutschland, dem Vertrauen in unseren Rechtsstaat und vor allem den Opfern
und Opferfamilien schuldig.“
Nun, niemand sollte sich anmaßen, diese Idee als sinnvoll oder sinnlos zu
bewerten, ohne die Angehörigen der Opfer dazu gehört zu haben. Sie alleine
sollten darüber entschieden, ob es einen offiziellen Gedenktag geben soll.
Und nicht allein das Datum des Gedenktages in Übereinstimmung mit ihnen
festgelegt werden, wie es bisher in dem Entwurf steht. Auf Nachfrage hierzu
sagte eine Sprecherin von Aggelidis der taz, der Antragsteller habe deshalb
bereits zwei Opferanwälte kontaktiert. Man bemühe sich darum, die Haltung
der Angehörigen in Erfahrung zu bringen.
„Kein Schlussstrich“, lautete das Motto bundesweiter Proteste nach dem
Prozessende. Denn [3][der Prozess ließ viele Fragen offen]: über einen
NSU-Unterstützer:innenkreis, die Verstrickungen von Sicherheitsbehörden,
den [4][Verbleib und die Vernichtung von Beweismitteln].
## Gedenken kennt kein Ende
Insofern erscheint ein [5][Vorschlag von Grünen-Politiker Cem Özdemir]
zumindest naheliegender: In einem Änderungsantrag zum grünen
Grundsatzprogramm, über das im November beim Bundesdelegiertenkongress
abgestimmt werden soll, fordert er ein zentrales, unabhängiges Archiv, in
dem Beweismittel, Akten und weitere Unterlagen zum NSU-Terror und anderen
rassistischen Taten gesichert und wissenschaftlich aufgearbeitet werden
sollen.
Gedenken ist etwas, das kein Ende hat. Bei der Aufarbeitung des
NSU-Rechtsterrors scheint ein Ende bisher zumindest nicht in Sichtweite.
Sicher ist, dass Gedenken ohne Aufarbeitung fragwürdig ist – zumindest wenn
man es in der Sache ernst meint und nicht allein ritualisiertes Gedenken
für das eigene Gewissen begehrt. Das es eine deutsche Neigung zum Letzteren
gibt, das sollte in der Erwägung eines Gedenktags zumindest bedacht werden.
13 Oct 2020
## LINKS
[1] /Bericht-nach-dem-NSU-Urteil/!5522762
[2] https://twitter.com/aggelidis_fdp/status/1315942475987668993
[3] /Kommentar-NSU-Prozess-und-Aufklaerung/!5521708
[4] /Zerstoerte-Beweismittel-zum-NSU-Umfeld/!5353647
[5] https://antraege.gruene.de/45bdk/Kapitel_5_Demokratie_staerken-20515/8696
## AUTOREN
Volkan Ağar
## TAGS
Rechtsextremismus
Schwerpunkt Rechter Terror
Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)
Bayern
Thüringen
taz.gazete
Beate Zschäpe
Schwerpunkt Rechter Terror
## ARTIKEL ZUM THEMA
Akten zum Rechtsterror des NSU: Das Ende der Aufklärung?
In Bayern wird die Aufhebung des Löschmoratoriums für Akten zum NSU
geprüft. Hinterbliebene protestieren – und fordern einen zweiten
U-Ausschuss.
Jahrestag der NSU-Aufdeckung: Das verschleppte Gedenken
Vor neun Jahren flog der NSU auf. An die rechtsextreme Terrorserie sollten
Gedenkorte erinnern – die aber bis heute nicht realisiert sind.
Schattenbericht nach dem NSU-Urteil: Kein Schlussstrich
Der Türkische Bund veröffentlicht nach dem NSU-Urteil einen
Schattenbericht. Der Verein fordert eine Kontrollinstanz für den
Verfassungsschutz.
Kommentar NSU-Prozess und Aufklärung: Deutschland hat ein Problem
Die Urteile im NSU-Prozess sind zwar gesprochen. Von einer umfassenden
Erkenntnis über die Hintergründe des Terrors sind wir trotzdem weit
entfernt.
Akten aus dem NSU-Komplex vernichtet: Opferfamilien zeigen NSU-Ermittler an
Angehörige von drei NSU-Opfern erstatten Strafanzeige gegen die
Bundesanwaltschaft: Diese soll trotz eines Moratoriums Akten geschreddert
haben.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.