Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Siemens Energy geht an die Börse: Fossiles ohne Ende
> Kaum auf dem Parkett, schon gibt es Kritik von NGOs: Die Kraftwerkssparte
> von Siemens hat keinen Zeitplan für den Ausstieg aus der CO2-Wirtschaft.
Bild: Ein Frachtschiff mit Kohle auf dem Fluss Mahakam in Indonesien
Berlin taz | Kaum war der Börsenneuling auf dem Parkett, hagelte es
[1][Kritik an Siemens] Energy. „Es ist höchste Zeit, intern zu klären, wie
der Konzern so schnell wie möglich aus Fossilen aussteigen kann“,
[2][forderte Urgewald-Energieexpertin Regine Richter am Montag]. Das war
der Tag, an dem der Industrieriese Siemens mit seiner Kraftwerkssparte an
der Frankfurter Börse startete.
Das lief vollautomatisch: Zum Börsenstart wurden eine Energy-Aktie pro zwei
Siemens-Papiere an Aktionär*innen ausgegeben. Diese erhielten so 55 Prozent
der Anteile, 9,9 Prozent gingen an einen Siemens-Pensionsfonds. Die
restlichen 35,1 Prozent der Firma mit 91.000 Mitarbeiter*innen weltweit und
einem Jahresumsatz von 29 Milliarden Euro hält Siemens weiter selbst.
Der Vorteil: Zwar schreibt Siemens Energy Verluste, aber fast aus dem
Nichts war eine Firma mit einem Börsenwert von 16 Milliarden Euro
entstanden, gleichzeitig verloren die Papiere des Mutterkonzerns kaum ein
Wert. Ein gutes Geschäft, auch wenn die Aktien mit etwa 22 Euro Wert pro
Papier unter den Erwartungen landeten.
Ähnlich war Siemens bereits mit Osram verfahren, Bayer mit Lanxess und
Covestro, Eon trennte sich so von Uniper. Die sogenannten Spin-offs folgen
der Logik, dass weniger mehr ist, einzelne Teile den Wert einer gesamten
Firma übertreffen können.
## Zweifelhafte Aussichten
Und: Siemens wird auch ein Problem los. Die Aussichten von Siemens Energy
in einer Welt, die CO2-Emissionen abbauen will, sind zweifelhaft. Wenn das
Portfolio so bleibt, wie es ist. Der Konzern produziert vor allem
konventionelle Kraftwerktechnik für die Stromproduktion aus Kohle, Gas und
Öl sowie Explorationsanlagen für die Öl- und Gasindustrie. Immerhin: Die
Energy-Beteiligung am Windanlagenbauer Siemens Gamesa ist allein knapp 10
Milliarden Euro wert.
Klimaaktivist*innen stört dennoch, dass der Konzern einer der drei
Anteilseigner der geplanten „Reindeer Station“ ist, eines Gaskraftwerks in
Israel. Trotz des Protests benachbarter israelischer und palästinensischer
Gemeinden soll das größte private Kraftwerk der Region ans Netz.
Ebenso umstritten ist, dass Siemens Energy in [3][Indonesien die Turbinen
für die Kohlekraftwerke Jawa 9 und 10] liefern soll. Zwar hat Siemens den
Ausstieg aus dem Bau von Kohlekraftwerken in Aussicht gestellt – allerdings
ohne konkreten Zeitpunkt.
Außerdem betont der Konzern, mit der für 2024 geplanten Inbetriebnahme
werde die Stromerzeugung klimafreundlicher, weil alte Kraftwerke vom Netz
gehen. Die Turbinen seien effizienter als die alten, also wesentlich klima-
und umweltschonender. NGOs wie Urgewald betonen hingegen, durch die
Kraftwerke werde die fossile Energieerzeugung in der Region auf Jahrzehnte
festgeschrieben.
28 Sep 2020
## LINKS
[1] /Klimaaktivisten-in-Muenchen-praesent/!5658118
[2] https://urgewald.org/medien/siemens-energy-geht-grosser-fossiler-hypothek-b…
[3] /Neue-Kohlekraftwerksbloecke-in-Indonesien/!5699183
## AUTOREN
Kai Schöneberg
## TAGS
Schwerpunkt Klimawandel
Siemens
fossile Energien
Schwerpunkt Klimawandel
Schwerpunkt Klimagerechtigkeit
Schwerpunkt Klimawandel
Siemens
## ARTIKEL ZUM THEMA
Uniper verklagt Niederlande: Wegen Kohleausstiegs vor Gericht
Die niederländische Regierung will die Laufzeit eines Kohlekraftwerks
senken. Dagegen klagt nun der Düsseldorfer Eigentümer Uniper.
Neue Kohlekraftwerksblöcke in Indonesien: Siemens Energy am Scheideweg
Siemens Energy will aus der Kohle aussteigen – irgendwie, irgendwann. Der
Konzern arbeitet aktuell trotzdem weiter an Kohleprojekten.
Neue Kohlekraftwerksblöcke in Indonesien: Siemens kann die Kohle nicht lassen
Schon wieder sorgt ein Kohleprojekt von Siemens für Empörung bei
Klimaschützer:innen. Fridays for Future kündigt Proteste an.
Klimaaktivisten in München präsent: Bei Siemens brennt der Busch
Zweiter Tag der Proteste vor der Hauptversammlung von Siemens. Das
Unternehmen wird als Beschleuniger für die „Klima-Kriminellen“
gebrandmarkt.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.