| # taz.de -- Theatertipps für Berlin: Mit gebotenem Aberwitz | |
| > Der Beitritt der DDR zur Bundesrepublik vor 30 Jahren ist Anlass für ein | |
| > Recherche-Stück und einen theatralen Ritt durch die Geschichte | |
| > Deutschlands. | |
| Bild: Rosa von Praunheims „Hitlers Ziege und die Hämorrhoiden des Königs“ | |
| Der Lockdown, der am 14. August 1961 mit dem Bau der Berliner Mauer begann, | |
| dauerte bis zum 9. November 1989. Das ist inzwischen auch schon über | |
| dreißig Jahre her, und wurde im letzten Jahr ausgiebig gefeiert. | |
| Aber weil's so schön war, geht’s dieses Jahr gleich weiter: am 3. Oktober | |
| nämlich jährt sich nun auch schon zum dreißigsten Mal der Beitritt der | |
| Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland, auch | |
| unter der (nicht ganz korrekten) Bezeichnung „Wiedervereinigung“ bekannt. | |
| Das Theater in der Parkaue bringt aus diesem Anlass das Recherche-Stück | |
| „Als die Mauer fiel“ von Romy Weyrauch heraus. Auf der Basis von | |
| Gesprächen, die Jugendliche mit ihren Eltern und Großeltern geführt haben, | |
| wird die Zeit zwischen dem 9. November 1989 und dem 3. Oktober 1990, aber | |
| auch ein Stück DDR-Identität heraufbeschworen und untersucht ([1][Theater | |
| an der Parkaue]: „Als die Mauer fiel“, Premiere 30. 9., 18 Uhr). | |
| Einen Ritt durch die Geschichte unternimmt auch das Deutsche Theater mit | |
| „Hitlers Ziege und die Hämorrhoiden des Königs“. Weil das Stück von Rosa | |
| von Praunheim stammt und auch uraufgeführt wird, ist ein unorthodoxer | |
| Geschichtsbegriff zu erwarten. | |
| Der Ankündigung zufolge trifft ein gewisser Hitler auf Friedrich den | |
| Großen, werden Fragen von deutscher Verdauung, Gegenwart und Zukunft von | |
| und mit zwei sangesfreudigen Darstellern und gebotenem Aberwitz zu | |
| hochtouriger wie abgründiger Unterhaltung verquirlt ([2][Deutsches | |
| Theater]: „Hitlers Ziege“, Premiere 2. 10., 21 Uhr). | |
| Die Premiere findet im Rahmen der Autorentheatertage 2020 (2. bis 4. 10.) | |
| statt, die eigentlich die vergangene Spielzeit abschließen sollten, | |
| coronabedingt aber nun die neue Spielzeit mit ausgewählten Gastspielen und | |
| szenischen Lesungen Neuer Dramatik eröffnen (Alle Infos unter: | |
| [3][www.deutschestheater.de]). | |
| In der Volksbühne bringt Thorleifur Örn Arnarsson die ewig gültige Orestie | |
| des Aischylos heraus, jene mörderische Geschichte des Geschlechts der | |
| Tantaliden, die morden und meucheln, bis endlich Demokratie und Rechtsstaat | |
| erfunden werden. Eigentlich ein Happy-End, könnte man meinen. Aber | |
| irgendwie erzählt sich die Geschichte im blutigen Endlosloop durch die | |
| Jahrtausende immer weiter ([4][Volksbühne]: „Die Orestie“, Premiere: 1. | |
| 10., 19.30 Uhr). | |
| In der Komischen Oper inszeniert Hausherr Barie Kosky mit Dagmar Manzel | |
| einen Abend zwischen den Genres. Darin verbindet er Arnold Schönbergs | |
| berühmten Zyklus von 1912 „Pierrot Lunaire“, einen Milestone der | |
| klassischen Moderne, mit zwei Monodramen von Samuel Beckett: „Nicht Ich“ | |
| und „Rockaby“ ([5][Komische Oper]: „Pierrot Lunaire“, Premiere: 30. 9.,… | |
| 30 Uhr). | |
| 28 Sep 2020 | |
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| [5] https://www.komische-oper-berlin.de/ | |
| ## AUTOREN | |
| Esther Slevogt | |
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