| # taz.de -- Hamburg trickst bei der Coronastatistik: Karteileichen relativieren… | |
| > Ab sofort rechnet Hamburg mit einer nachweislich falschen, überhöhten | |
| > Einwohnerzahl, damit die Infektionen pro 100.000 niedriger scheinen. | |
| Bild: Wenn's positiv ist – halb so schlimm, so lange man genug Einwohner auf … | |
| Auch in Hamburg steigt die Zahl der neu mit dem Coronavirus Infizierten von | |
| Tag zu Tag an. Laut [1][Robert-Koch-Institut] lag die | |
| Sieben-Tages-Inzidenz, also der Wochenschnitt der registrierten | |
| Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner*innen, am Dienstag schon bei 30,3. | |
| Bedenklich nah an jenen 35, ab denen der Senat [2][nach den Beschlüssen der | |
| Ministerpräsident*innen] weitere Einschränkungen etwa für die | |
| Teilnehmerzahl von öffentlichen und privaten Feiern verhängen müsste. Das | |
| ist unpopulär und in Hamburg, spätestens seit Innensenator Andy Grote (SPD) | |
| [3][für seine Weiter-so-Sause 1.000 Euro Bußgeld berappen] musste, ein | |
| heißes Eisen. | |
| Doch dann meldete Hamburgs Sozialbehörde für denselben Stichtag eine | |
| Sieben-Tages-Inzidenz von „nur“ 28,7. Eine Trendwende? Nein, nur ein | |
| statistischer Taschenspielertrick. Denn in der Sozialbehörde dachte man | |
| sich offenbar: Wenn zu viele Fälle diagnostiziert werden, brauchen wir eben | |
| eine größere Grundgesamtheit. | |
| [4][Hamburg rechnet ab sofort], anders als das RKI es für alle Bundesländer | |
| tut, nicht mehr mit einer aus dem Mikrozensus von 2011 fortgeschriebenen | |
| Einwohnerzahl, sondern mit allen Ende 2019 gemeldeten Hamburger*innen. Da | |
| sind bis zu 100.000 Karteileichen dabei, die längst weggezogen sind, aber | |
| schlicht vergessen haben, sich abzumelden. Hamburg kommt so auf mehr | |
| Einwohner*innen – und, schwupps, weniger Coronafälle pro 100.000. | |
| Eine gewiefte und irgendwie sympathische Schummelei, könnte man sagen. Die | |
| fiktiven (Ex-)Hamburger*innen nämlich werden anderswo getestet und, falls | |
| positiv, verbucht. Sie treiben allenfalls an ihren neuen Wohnorten die | |
| Zahlen in die Höhe, wo sie in Relation zu einer realistischen Einwohnerzahl | |
| auch noch stärker ins Gewicht fallen. | |
| Man könnte diese Zahlenakrobatik auch unsolidarisch nennen. Mit der | |
| öffentlich zur Schau gestellten Sorge des Bürgermeisters ist sie schwer in | |
| Einklang zu bringen, täuscht sie doch die Hamburger*innen über den Ernst | |
| der Lage hinweg. Denn die 239 Coronatoten sind keine Karteileichen, sondern | |
| echte. Da kann man den just pensionierten Oberrechtsmediziner Klaus Püschel | |
| fragen, der sie – gegen den Rat des RKI – alle aufgeschnippelt hat. Ob sie | |
| wohl von der Einwohnerzahl Ende 2019 schon abgezogen sind? Jan Kahlcke | |
| 1 Oct 2020 | |
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| [1] https://experience.arcgis.com/experience/478220a4c454480e823b17327b2bf1d4 | |
| [2] /Bund-Laender-Gipfel-wegen-Corona/!5717888 | |
| [3] /Bussgeld-gegen-Hamburgs-Innensenator/!5700236 | |
| [4] https://www.hamburg.de/corona-zahlen | |
| ## AUTOREN | |
| Jan Kahlcke | |
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