| # taz.de -- Recycling und Müllexport: Das gute Geschäft mit dem Müll | |
| > Für den Entsorgerverband ist der Handel mit Abfällen existenziell. | |
| > Umweltschützer kritisieren umweltschädigenden „Mülltourismus“. | |
| Bild: The Monkey Project sammelt an der Küste von Pahang Plastikmüll aus dem … | |
| Berlin taz | Deutschlands Müll reist um die Welt. 25,2 Millionen Tonnen | |
| Abfälle exportierte Deutschland 2018, wie der Bundesverband der Deutschen | |
| Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft (BDE) in einem [1][aktuellen | |
| Bericht] darlegt. Zehn Prozent davon gingen an asiatische Abnehmer. Der | |
| größere Teil, 89 Prozent, verblieb in Europa, ein Viertel davon wanderte in | |
| die Niederlande, dem Land mit Europas größtem Tiefseehafen in Rotterdam. | |
| Mit 41 Prozent Anteil sind Metalle die wichtigsten Exportgüter, Kunststoffe | |
| machten lediglich 4 Prozent aus. „Die Plastikvermüllung der Weltmeere | |
| beruht nicht auf dem internationalen Handel mit Abfällen“, so Peter Kurth, | |
| geschäftsführender Präsident des BDE. Für Kurth ist der Im- und Export | |
| „unverzichtbar“, sonst könne „keine Kreislaufwirtschaft stattfinden“. | |
| Dem Export stehen 21,5 Millionen Tonnen importierte Abfälle gegenüber, vor | |
| allem aus den Niederlanden, Polen und Tschechien. Auch der Import sei | |
| notwendig, nicht alle Länder in Europa hätten eine funktionierende | |
| Aufbereitungsindustrie. Durch Einschränkungen im Handel mit Abfällen würde | |
| man „dem Recycling einen Bärendienst erweisen“, so Kurth. | |
| Das sieht Thomas Fischer von der [2][Deutschen Umwelthilfe (DUH)] anders. | |
| Wenn der Verkauf von Abfällen nach Deutschland für andere EU-Länder | |
| günstiger sei als der Aufbau einer eigenen Aufbereitung, verhindere genau | |
| das den Aufbau eines Kreislaufwirtschaftssystems. „Wir brauchen keinen | |
| Mülltourismus“, so Fischer, man halte nur „die Verbrennungsindustrie am | |
| Leben“. Fischer sieht die Politik in der Pflicht und fordert die Einführung | |
| von Recyclingquoten. Es müsse ökonomische Anreize für richtiges | |
| ökologisches Handeln geben. | |
| ## Geringe Strafen für Verstöße | |
| Mit der Coronakrise brachen Außenhandelsaktivitäten weltweit ein. Im März | |
| und Mai lagen die Ausfuhren für Altkunststoff ein Drittel unter dem Niveau | |
| des Vorjahres. Folglich wurde wieder mehr Abfall verbrannt. Das | |
| rechtfertigte Überkapazitäten, die laut Fischer „längst abgebaut“ werden | |
| müssten. Seit 2018 sagt [3][China der Plastikflut den Kampf an] und | |
| schränkt den Import drastisch ein, [4][Indien zog Anfang des Jahres nach]. | |
| Die Müllströme verschieben sich nun in andere Länder Südostasiens, Malaysia | |
| ist nun größtes Abnehmerland. „Niemandem ist geholfen, wenn die | |
| Müllkarawane weiterzieht“, kritisiert Fischer von der DUH. | |
| Die Kontrolle eingeführter Waren obliegt den Behörden vor Ort. Wenn ein | |
| Land den Import zusage, müsse es sich auch verantwortlich dafür zeigen, so | |
| BDE-Chef Kurth. Er begrüßte, dass asiatische Länder bemängelte Sendungen | |
| zurückschickten. 2019 sendete Malaysia 260 Container Abfälle zurück, | |
| zitiert er einen Interpol-Bericht. | |
| 77 Container mussten zurück in die USA, 43 nach Frankreich und 42 nach | |
| Großbritannien. Die Strafe von weniger als 1.000 Euro pro Container wertet | |
| Kurth jedoch als deutlich zu gering. In genau dieser Zuständigkeit der | |
| Zielländer sieht Fischer das Problem. Die Zielländer verfügten häufig nicht | |
| über die politischen Strukturen für die korrekte Überprüfung sachgemäßer | |
| Verarbeitung. | |
| 20 Sep 2020 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.bde.de/documents/287/Abfallexporte_importe.pdf | |
| [2] http://www.duh.de | |
| [3] /China-stoppt-weltweite-Muellimporte/!5462948 | |
| [4] /Recycling-von-Plastik/!5654824 | |
| ## AUTOREN | |
| Andreas Ruhsert | |
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