# taz.de -- Klage für Tierrechte: Grundrechte für Affen | |
> Eine Initiative fordert Grundrechte auch für andere Primaten als den | |
> Menschen. Die Bevölkerung im Kanton Basel-Stadt darf bald darüber | |
> abstimmen. | |
Bild: Die meisten Primatenarten weisen ein komplexes Sozialverhalten auf | |
Berlin taz | Im Schweizer Kanton Basel-Stadt kann bald die Bevölkerung | |
entscheiden, ob neben dem Mensch auch andere Primaten Grundrechte haben | |
sollen. Konkret geht es um ein „Recht von nichtmenschlichen Primaten auf | |
Leben und auf körperliche und geistige Unversehrtheit“. Gemeint sind | |
insbesondere Affen. | |
Diese seien „hochintelligent“, heißt es zur Begründung der Initiative, sie | |
„können mit Menschen in Zeichensprache kommunizieren, sind leidensfähig, | |
empfinden Empathie für andere und können sich sowohl an vergangene | |
Ereignisse erinnern als auch in die Zukunft blicken“. | |
Alle rund 300 Primaten-Arten hätten ein großes Gehirn, komplexe | |
Sozialstrukturen und eine hohe körperliche und psychische Leidensfähigkeit | |
– was sie leider auch für Tierversuche besonders interessant mache. Urheber | |
der Initiative ist der Verein [1][Sentience]. Die Zoohaltung von Affen soll | |
zwar auch künftig möglich sein, ebenso die Nutzung zu Forschungszwecken. | |
Allerdings sollen die Primaten dann nicht leiden müssen und auch sonst | |
„keine Belastung“ erfahren. | |
Das Basler Parlament, der Große Rat, hatte die Initiative 2018 zunächst als | |
unzulässig abgelehnt. Eine solche Verfassungsänderung auf kantonaler Ebene | |
verstoße gegen Schweizer Bundesrecht. Das sah nun das Schweizer | |
Bundesgericht anders. Kantone dürften über den in der Bundesverfassung | |
verbürgten Schutz hinausgehen. Die Initiative darf also zur Abstimmung | |
gestellt werden. | |
## In Deutschland klagt Peta für Tierrechte | |
Auch in Deutschland gibt es eine Diskussion über die Grundrechte von | |
Tieren. So hat die Tierschutzorganisation Peta im November vorigen Jahres | |
[2][Verfassungsbeschwerde im Namen der Ferkel] erhoben, genauer: für alle | |
„männlichen Schweine, die betäubungslos kastriert werden“. Ziel ist eine | |
beschleunigte Abschaffung dieser umstrittenen, aber bislang üblichen | |
Praxis, die einen strengen Geruch von Eberfleisch verhindern soll. | |
Die Klage geht also noch weit über die Basler Initiative hinaus. Zum einen | |
will Peta Grundrechte wie die körperliche Unversehrtheit für Tiere nicht | |
erst durch eine Verfassungsänderung einführen, sondern nimmt an, dass sie | |
schon heute gelten. Zum anderen beschränkt sich Peta auch nicht auf – im | |
weiteren Sinne menschenähnliche – Primaten. | |
Wenn auch für Schweine, Kühe und Hühner das Recht auf Leben und Freiheit | |
gälte, wären Fleischverzehr, Tierhaltung und Schlachtung nur noch schwer zu | |
rechtfertigen. Bislang hat das Bundesverfassungsgericht noch nicht über die | |
Peta-Klage entschieden. | |
29 Sep 2020 | |
## LINKS | |
[1] https://sentience-politics.org/de/ | |
[2] /Kastrieren-ohne-Betaeubung/!5638654 | |
## AUTOREN | |
Christian Rath | |
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