| # taz.de -- Neuer Streit um Brexit: In Brüssel schrillen Alarmglocken | |
| > Erst drohte Großbritannien, jetzt die EU. Die Verhandlungen über ein | |
| > Brexit-Handelsabkommen könnten doch noch scheitern. | |
| Bild: Eine „harte Grenze“ zwischen der Republik Irland und Nordirland wolle… | |
| Brüssel taz | Die EU-Kommission hat Großbritannien davor gewarnt, den 2019 | |
| ausgehandelten [1][Brexit]-Vertrag [2][infrage zu stellen] und die darin | |
| enthaltenen Vereinbarungen zu Irland zu ignorieren. Indirekt droht Brüssel | |
| London sogar mit einem Abbruch der laufenden Verhandlungen über ein | |
| Handelsabkommen. | |
| Die „volle Umsetzung“ des Austrittsvertrags sei „eine Vorbedingung“ fü… | |
| Fortsetzung der Gespräche, erklärte ein EU-Sprecher am Montag in Brüssel. | |
| „Alles, was unterschrieben wurde, muss respektiert werden“, sagte | |
| Chefunterhändler Michel Barnier. Sogar Kommissionspräsidentin Ursula von | |
| der Leyen schaltete sich ein. Das Irland-Protokoll sei wichtig für den | |
| Erhalt des Friedens und des Binnenmarkts, teilte sie mit. | |
| Zuvor war bekannt geworden, dass die britische Regierung ein Gesetz plant, | |
| das dem Austrittsvertrag widerspricht. [3][Laut Financial Times ] würde das | |
| sogenannte Binnenmarktgesetz die Zusagen zu Irland und Nordirland teilweise | |
| aushebeln. | |
| Der Bericht ließ in Brüssel die Alarmglocken schrillen, denn er rührt an | |
| einen wunden Punkt: Das zu Großbritannien gehörige Nordirland war von | |
| Anfang an ein Stolperstein in den Brexit-Verhandlungen. Brüssel will | |
| verhindern, dass eine „harte Grenze“ zwischen Nordirland und dem | |
| EU-Mitglied Irland entsteht. Deshalb war zunächst geplant, dass | |
| Großbritannien bis zu einem Handelsabkommen in der Zollunion mit der EU | |
| bleibt. | |
| Dieser sogenannte „Backstop“ hätte eine Grenze unnötig gemacht, da sowohl | |
| in Irland als auch in Nordirland dieselben (europäischen) Handelsregeln | |
| gegolten hätten. Der britische Premier Boris Johnson lehnte das jedoch | |
| vehement ab. Nach Gesprächen mit der irischen Regierung fand Johnson im | |
| vergangenen Herbst eine andere Lösung. | |
| Sie sieht vor, dass in Nordirland ein spezielles Zollregime eingeführt | |
| wird, bei dem formal die britischen, de facto aber die europäischen Regeln | |
| gelten. Die Kontrolle liegt allerdings bei London. Johnson setzte zudem | |
| durch, dass Nordirland den Deal nach vier Jahren kündigen kann. Damit war | |
| der Weg für das Brexit-Abkommen frei, Großbritannien trat im Januar aus der | |
| EU aus. | |
| ## Johnson beschwichtigt | |
| Seither verhandeln die beiden Seiten über die künftigen Beziehungen und | |
| einen Handelsvertrag. Doch die Gespräche treten auf der Stelle, London | |
| droht mit einem „No Deal“. Die Sorge in Brüssel ist, dass sich Johnson auch | |
| aus den mühsam gefundenen Vereinbarungen für Irland herausstehlen könnte. | |
| Laut Financial Times will er britische Staatshilfen für Nordirland | |
| ermöglichen und Auflagen für nordirische Unternehmen beim Transport von | |
| Waren in das Vereinigte Königreich lockern. Beides widerspräche dem | |
| Austrittsabkommen. Für die EU ist dieses Abkommen jedoch die unverzichtbare | |
| Grundlage für die laufenden Verhandlungen. | |
| Entsprechend groß ist die Aufregung in Brüssel. Der Fraktionschef der | |
| Konservativen im EU-Parlament, Manfred Weber (CSU), warf Johnson vor, | |
| Nordirland „erneut als Geisel zu nehmen“. Der Linken-Politiker Martin | |
| Schirdewan, Mitglied in der Brexit-Koordinierungsgruppe des Parlaments, | |
| fordert sogar den Abbruch der Verhandlungen. Es wäre ein „unheimlicher | |
| Affront“, wenn Johnson einen internationalen Vertrag, also das | |
| Austrittsabkommen, brechen sollte, sagte Schirdewan der taz. Beim nächsten | |
| Treffen der Brexit-Koordinierungsgruppe am Freitag müsse man über eine | |
| EU-Reaktion nachdenken. Bei einem Vertragsbruch könne es kein neues | |
| Abkommen geben. | |
| Johnson versucht indes zu beschwichtigen: Die Regierung bleibe den | |
| Abmachungen über das Ausscheiden aus der EU sowie den Festlegungen | |
| bezüglich Irlands verpflichtet, erklärte ein Regierungssprecher am Montag. | |
| 7 Sep 2020 | |
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| [3] https://www.ft.com/content/9906e0d4-0c29-4f5f-9cb0-130c75a2f7a7 | |
| ## AUTOREN | |
| Eric Bonse | |
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