Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Diplomatische Beziehungen: Taiwans Flagge in Somaliland
> Die beiden nicht anerkannten Staaten knüpfen Beziehungen – zum Ärger von
> China und Somalia. Zwei Militärmächte kämpfen um Einfluss.
Bild: Joseph Wu, Taiwans Außenminister und sein Kollege Yasin Hagi Mohamoud im…
Berlin taz | Zwei international nicht anerkannte Staaten suchen den
Schulterschluss: In Hargeisa, Hauptstadt der Republik Somaliland, wurde am
Montag eine Botschaft der Republik Taiwan eröffnet. Taiwans Nationalhymne
wurde gespielt, als in einer feierlichen Zeremonie die Flaggen beider
Länder vor einem restaurierten Altbau aufgezogen wurden, an dem ein rotes
Banner mit der Aufschrift „Eröffnungszeremonie des Taiwan-Vertretungsbüros�…
prangte. Kommentatoren sprachen von einem „historischen Moment“.
Es ist auf jeden Fall ein Moment, der andere ärgert. Offiziell [1][gilt
Somaliland als Teil Somalias] und [2][Taiwan als Teil Chinas]. Die beiden
Länder sind die prominentesten nicht international anerkannten Staaten der
Welt und fühlen sich beide ungerecht behandelt.
Taiwan, das seit 1949 eine eigene Staatlichkeit hat, ist eine Demokratie
und wirtschaftlich der Volksrepublik voraus; Somaliland, das sich 1991
unabhängig erklärte, ist der einzige Teil von Somalia, wo es einen
funktionierenden Staat gibt und nie radikale Islamisten die Macht
ergriffen.
Jahrzehntelang rivalisierten die Volksrepublik China und Taiwan in Afrika
um diplomatische Anerkennung. Zuletzt hatte Taiwan das Rennen aufgegeben
und wird nur noch vom kleinen Eswatini (ehemals Swaziland) im südlichen
Afrika anerkannt. Aber gerade deshalb ist die Annäherung zwischen
Somaliland und Taiwan ein historischer Wendepunkt.
## Somaliland hat strategische Lage
Somaliland ist aus dem ehemaligen Britisch-Somaliland hervorgegangen, das
nach Ende der Kolonialherrschaft 1960 freiwillig mit der südöstlich
gelegenen italienischen Somalia-Kolonie zur Republik Somalia verschmolz.
Als Somalia im Bürgerkrieg versank, gingen Rebellen im ehemaligen
Somaliland ihre eigenen Wege und riefen einen eigenen Staat aus.
Aber dieser Schritt wurde von anderen Staaten nicht mitgetragen, und bis
heute erkennt die Staatengemeinschaft, inklusive der Afrikanischen Union,
ausschließlich Somalia an und erwartet von Somaliland, sich dem zu fügen.
Mit seiner strategischen Lage am Golf von Aden sowie dem Tiefseehafen
Berbera und dem dazugehörigen Flughafen mit der längsten Landepiste des
Kontinents ist Somaliland auch ohne diplomatischen Status interessant. Der
Hafen Berbera wurde 2017 an DP World aus Dubai verpachtet, und die
Arabischen Emirate haben seitdem massiv in Somaliland investiert – direkt
gegenüber am Golf von Aden [3][liegt das Bürgerkriegsland Jemen], wo die
Emirate gemeinsam mit Saudi-Arabien gegen vom Iran unterstützte Rebellen
kämpfen.
Direkt nebenan in Dschibuti – das ehemalige Französisch-Somaliland –
befinden sich Militärbasen Frankreichs, der USA sowie der Volksrepublik
China, samt Truppenpräsenz unter anderem aus Deutschland. Und Rest-Somalia
mit der Hauptstadt Mogadischu hat sich in vergangenen Jahren stark der
Türkei sowie Katar geöffnet. Das Horn von Afrika ist Bühne eines Wettlaufs
von Militärmächten aus aller Welt um Einflusssphären.
## Prowestliche Achse am Horn von Afrika
Vor diesem Hintergrund ist der Vorstoß Taiwans nach Somaliland von
übergeordneter Bedeutung. Bereits Anfang Juli vereinbart, folgt sein
Vollzug direkt auf die [4][Aufnahme von Beziehungen zwischen Israel und den
Arabischen Emiraten] – was eine bisher so nicht sichtbare prowestliche
Achse am Horn von Afrika in Erscheinung treten lässt. Chinas Regierung in
Peking hatte zuvor gemeinsam mit Somalias Regierung in Mogadischu
vergeblich versucht, Somalilands Regierung von ihrem Taiwan-Kurs
abzubringen.
Die regierungsfreundliche Jerusalem Post in Israel widmete Somaliland am
Montag eine ausführliche Analyse mit dem Titel „Warum Israel sich um
Somaliland kümmern sollte“ mit der Schlussfolgerung: „Da geopolitische
Veränderungen in der Region Israel, die Arabischen Emirate, Griechenland,
Zypern und Ägypten in einem engeren Netzwerk gemeinsamer Interessen
zusammenführen, könnte Somaliland für diese Ländergruppe wichtig werden.
Denn es hat Extremismus ferngehalten und spielt auch eine wichtige Rolle am
Horn von Afrika gegenüber von Jemen.“
17 Aug 2020
## LINKS
[1] /Parlamentspraesident-von-Somaliland/!5393605
[2] /Praesidentschaftswahl-in-Taiwan/!5655133
[3] /Krieg-im-Jemen/!5704789
[4] /Annaeherung-von-Israel-und-VAE/!5703159
## AUTOREN
Dominic Johnson
## TAGS
Somaliland
Somalia
Taiwan
China
Somaliland
Somaliland
Afrika
Somalia
Taiwan
Somalia
Vereinigte Arabische Emirate
Präsidentschaftswahl Taiwan
China
## ARTIKEL ZUM THEMA
Kriegsgefahr am Horn von Afrika: Streit um Somaliland
Die Regionalmacht Äthiopien erschließt sich Zugang zum Meer – über einen
historischen Deal mit Somaliland. Das Nachbarland Somalia ist erzürnt.
Internationaler Handel mit Ostafrika: Der schlafende Goldesel
Berbera in Somaliland war einst wichtiger Hafen im Handel zwischen Asien,
Afrika und Europa. Nun soll er mit viel Geld aus Dubai neu belebt werden.
Dschibutis Präsident Omar Guelleh: Schon wieder wiedergewählt
Der 73-Jährige holte 97 Prozent. Guellehs Sieg war so wenig überraschend,
dass die Oppositionsparteien auf eigene Kandidaten verzichtet hatten.
Staatskrise in Somalia: Chaos auf unbestimmte Zeit
Somalia sollte in diesem Monat die ersten allgemeinen Wahlen seit
Generationen erleben. Stattdessen nehmen die Spannungen zu.
Chinesische Jets in Taiwans Luftraum: Peking testet Joe Biden
Die neue US-Regierung fordert von China den Stopp der Einschüchterung
Taiwans, nachdem Peking mit Kampfflugzeugen provoziert hatte.
Streit zwischen Somalia und Kenia: Aus für diplomatische Beziehungen
Somalia hat laut Regierung seine diplomatischen Verbindungen zu Kenia
gekappt. Der Nachbar verärgert Mogadischu mit seinen Beziehungen zu
Somaliland.
Annäherung von Israel und VAE: „Verrat“ statt Durchbruch
Die geplante Vereinbarung zwischen Jerusalem und Abu Dhabi stößt im
arabischen Twitter auf Kritik. Doch andere Golfstaaten könnten folgen.
Präsidentschaftswahl in Taiwan: Eine klare Botschaft an Peking
Die China-kritische Präsidentin Tsai Ing-Wen gewinnt deutlich. Vor allem
Jüngere haben für sie gestimmt – auch wegen der Lage in Hongkong.
Kolumne Macht: Auf der chinesischen Eisenbahn
China betreibt in Afrika eine Politik des Neokolonialismus – mit süßen
Verlockungen. Doch eine Bahnlinie für Kenia ist niemals umsonst.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.