| # taz.de -- Dschibutis Präsident Omar Guelleh: Schon wieder wiedergewählt | |
| > Der 73-Jährige holte 97 Prozent. Guellehs Sieg war so wenig überraschend, | |
| > dass die Oppositionsparteien auf eigene Kandidaten verzichtet hatten. | |
| Bild: Ewiger Präsident Dschibutis: Ismail Omar Guelleh | |
| Einen verlässlicheren Verbündeten gegen den Terror hat der Westen in Afrika | |
| nicht. Omar Guelleh, Präsident von Dschibuti am Horn von Afrika, regiert | |
| eines der kleinsten Länder des Kontinents [1][mit der afrikaweit größten | |
| Ansammlung fremder Militärbasen] – und jetzt liegt er auch noch mit an der | |
| Spitze, was Wahlsiege angeht: Mit 97,44 Prozent hat der 73-Jährige die | |
| Präsidentschaftswahl am Freitag gewonnen. | |
| Guellehs Sieg war so wenig überraschend, dass die Oppositionsparteien schon | |
| von vornherein auf eigene Kandidaten verzichtet hatten – es trat gegen den | |
| Amtsinhaber nur ein Fabrikant von Desinfektionsmitteln an, der am Wahltag | |
| sagte, es nütze sowieso nichts, ihn zu wählen. Guelleh hingegen erklärte | |
| bei der Stimmabgabe, er sei „sehr zuversichtlich“. | |
| Das war dschibutisches Understatement. Seine erste Wahl 1999 gewann Guelleh | |
| mit bloß 74 Prozent. 2011 waren es 81 Prozent, 2016 87 Prozent. Dazwischen | |
| gab es einen Schönheitsfehler, als der Langzeitpräsident 2005 mangels | |
| Gegenkandidaten 100 Prozent holte. | |
| Als Staatsoberhaupt dominiert Guelleh Dschibutis Politik seit 1999. Zuvor | |
| war er 22 Jahre lang Kabinettsdirektor seines Vorgängers Hassan Gouled | |
| Aptidon, der das einstige Französisch-Somaliland 1977 zur Unabhängigkeit | |
| geführt hatte. Ob er auch dessen Neffe ist, bleibt unklar; er selbst | |
| bestritt es bei der Amtsübernahme, doch blieb er Gouleds Staatsverständnis | |
| treu, wonach Dschibuti wenig mehr ist als die Endstation der wichtigsten | |
| Eisenbahnlinie Äthiopiens und vor allem ein strategischer Außenposten des | |
| französischen Militärs an der Einfahrt zum Roten Meer. | |
| ## 1.500 französische Soldaten | |
| Bis heute sind 1.500 französische Soldaten dauerhaft in Dschibuti | |
| stationiert. Aufgegebene Bereiche der französischen Militärbasis wurden zu | |
| Stützpunkten der USA, Japans [2][und Chinas] umfunktioniert. Auch | |
| Deutschland ist seit 2002 militärisch mit der „Verbindungs- und | |
| Unterstützungsgruppe Djibouti“ präsent. | |
| Zu seinen großen Nachbarn hat Guelleh ein gespanntes Verhältnis, was an | |
| seiner Geschichte liegt. Er entstammt dem somalischen Issa-Clan, der | |
| zusammen mit den Afar eine der beiden großen Volksgruppen der ehemaligen | |
| französischen Somalia-Kolonie ist. Geboren wurde er 1943 im äthiopischen | |
| Dire Dawa, einer historischen Issa-Stadt – mitten im Zweiten Weltkrieg, in | |
| dem somalische Issa-Rekruten gemeinsam mit Mussolinis italienischen | |
| Faschisten gegen das unabhängige Äthiopien kämpften und es zeitweise | |
| besetzt hielten. | |
| ## Land zum Außenposten Frankreichs gemacht | |
| Aus äthiopischer Sicht verkörpert Guelleh somit einen historischen Feind. | |
| Aus somalischer Sicht ist Dschibuti sowieso ein abtrünniger Teil des | |
| Mutterlandes. Guelleh hat, wie sein Onkel vor ihm, daraus eher Vorteile | |
| gezogen – indem er sein Land zum Außenposten Frankreichs machte und sich | |
| dafür üppig bezahlen ließ. | |
| Nun beginnt Guellehs fünfte reguläre Amtszeit. Es werde seine letzte sein, | |
| hat er vor der Wahl gesagt. Aber noch vor jeder Neuwahl hat Guelleh | |
| versichert, diesmal trete er nun wirklich zum letzten Mal an. Je älter er | |
| wird, desto wahrscheinlicher ist es, dass er damit irgendwann recht hat. | |
| 11 Apr 2021 | |
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| ## AUTOREN | |
| Dominic Johnson | |
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