# taz.de -- Streit um Staudamm in Afrika: Mehr Wasser, weniger Kohle | |
> Das Staudammprojekt am Oberlauf des Nils sorgt international für Streit. | |
> Nun kürzen die USA ihre Millionenhilfen für Äthiopien. | |
Bild: Satellitenaufnahme des umstrittenen Staudammprojekts in Äthiopien vom 12… | |
NAIROBI taz | Die USA halten 100 Millionen US-Dollar an Hilfsgeldern für | |
Äthiopien zurück. Grund ist [1][der umstrittene Riesenstaudamm], den das | |
Land am Oberlauf des Nils baut. Während es in den Verhandlungen mit den | |
Nil-Anrainer-Ländern Sudan und Ägypten noch immer keine Fortschritte in der | |
Frage gibt, wie viel Wasser durch den Fluss strömen soll, hat Äthiopien im | |
Juli bereits begonnen, das Staubecken zu füllen. | |
Ägypten und Sudan befürchten nun, dass sie – vor allem in Zeiten der Dürre | |
– weniger Wasser abbekommen. Der Nil ist für beide Länder bedeutsam für die | |
Trinkwasserversorgung sowie für die Bewässerung in der Landwirtschaft. | |
Von „einer vorübergehenden Pause“ der Hilfszahlungen an Äthiopien spricht | |
das US-Außenministerium. Der Schritt zeige „unsere Sorgen über Äthiopiens | |
einseitigen Beschluss, das Staubecken zu füllen, bevor eine Übereinstimmung | |
erreicht ist und alle notwendige Sicherheitsmaßnahme für den Damm | |
realisiert sind.“ Die US-Regierung interveniert nur selten in | |
Angelegenheiten in Afrika, ein Kontinent den Präsident Donald Trump noch | |
nicht besucht hat und über den er auch nur selten spricht. | |
Der Konflikt um die sogenannte Grand-Ethiopian-Rennaissance-Talsperre | |
(GERD), [2][der sich Beobachtern zufolge zu einem Wasserkrieg ausweiten | |
könnte], ist den Amerikanern aber wichtig. Offenbar wollen sie nun | |
finanziellen Druck ausüben auf die Regierung in Addis Abeba. Zuvor hatte | |
Washington versucht zu vermitteln, was Äthiopien aber ablehnte. Addis Abeba | |
ist der Ansicht ist, dass die USA in dem Konflikt auf der Seite Ägyptens | |
stehen. Nun werden Verhandlungen unter der Schirmherrschaft der | |
Afrikanischen Union geführt. | |
Äthiopien hat die USA um eine Erklärung für die Suspendierung der Hilfen | |
gebeten, aber in der äthiopischen Bevölkerung hat die Nachricht bereits für | |
Empörung gesorgt. Diese hat teilweise nicht nur Geld gespendet für den Bau | |
des Damms, sondern betrachtet ihn auch mit einem gewissen Nationalstolz. | |
Äthiopische Musiker preisen ihn in speziell dafür komponierten Liedern. | |
Einer der populärsten Sänger des Landes, Teddy Afro, hat ein Lied | |
veröffentlicht unter dem Titel „Demo Le Abbay“. Darin wird Ägypten | |
kritisiert, das lernen müsse, das Wasser des Nils zu teilen. | |
Ein Abkommen aus der britischen Kolonialzeit, das 1959 aktualisiert wurde, | |
sieht 90 Prozent des Nilwassers für Ägypten und den Sudan vor. Schon seit | |
zehn Jahren fordern neun andere Länder im Nilbecken eine neue Verteilung. | |
Neben Äthiopien sind das Eritrea, Kenia, Tansania, Uganda, Burundi, Ruanda, | |
Kongo und der Südsudan. Der Nil entspringt als Blauer Nil in Äthiopien und | |
als Weißer Nil im Viktoriasee. Beide kommen zusammen bei der sudanesischen | |
Hauptstadt Khartum. | |
GERD soll das größte hydroelektrische Kraftwerk Afrikas werden. Es soll | |
nicht nur Strom generieren für die eigene Bevölkerung, sondern auch für den | |
Export in Nachbarländer. Der äthiopischen Regierung zufolge wird der Damm | |
die Armut im Land massiv lindern. Die nun suspendierten 100 Millionen | |
US-Dollar sind normalerweise eine wichtige finanzielle Hilfe für das arme | |
Land. | |
Der äthiopische Botschafter in den USA, Fitsum Arega, [3][sagte] gegenüber | |
der britischen Tageszeitung Financial Times, er hoffe, dass die USA ihre | |
Meinung ändern. „Wir haben darum gebeten, das noch einmal zu überdenken und | |
warten nun ab“, so Arega am Mittwoch. „Wir hoffen, dass eine Angelegenheit, | |
die nichts mit den beiden Ländern zu tun hat, nicht den 117 Jahre alten | |
diplomatischen Beziehungen schadet.“ | |
4 Sep 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Konflikt-zwischen-Aethiopien-und-Aegypten/!5695147 | |
[2] /Konflikt-zwischen-Aethiopiens-und-Aegypten/!5695100 | |
[3] https://www.ft.com/content/7de4e670-d8ab-4815-b3dc-178f91416801 | |
## AUTOREN | |
Ilona Eveleens | |
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