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# taz.de -- Corona in Spanien: Stierkampf gefährdet die Zuschauer
> In Mérida im Südwesten Spaniens drängte sich das Publikum in der
> Stierkampfarena. Angesichts steigender Infektionen ein Unding, fanden
> viele.
Bild: Nicht alle Stierkampf Fans tragen eine Maske
Madrid taz | Was ist die beste Art, eines an Covid-19 verstorbenen
Stierzüchters zu gedenken? Richtig, ein Stierkampfspektakel. Mitten in der
[1][zweiten Corona-Infektionswelle] in Spanien beherrschten am Freitag und
Samstag die Bilder zweier gut besuchter Stierkampfveranstaltungen in Mérida
in der Extremadura die Netzwerke. Eine Welle der Empörung schlug hoch.
„Extremadura weist 86 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den letzten
sieben Tagen auf“, beschwerte sich etwa der bekannte Journalist und
Talkshowteilnehmer Antonio Maestre. Die Quote, ab der eine Region als
Risikoregion eingestuft wird, liegt bei 50 pro 100.000 Einwohner in sieben
Tagen. „Kein Land der EU liegt über den Zahlen der Extremadura“, so
Maestre. „Nachher fragen wir uns, warum Spanien so hohe Neuinfektionen
aufweist.“ [2][Spanienweit liegt die Quote mittlerweile bei 201 pro 100.000
Einwohner].
Die Veranstalter freilich sehen kein Problem. „Auf den Rängen werden die
Abstände eingehalten. Keiner muss Angst vor Leuten an seiner Seite haben“,
erklärt der Betreiber der Arena von Mérida, Jorge Matilla. Wie in den nach
dem Lockdown erlassenen Regeln der „neuen Normalität“ vorgeschrieben, seien
nur 75 Prozent der insgesamt 9.000 Plätze verkauft worden. Das stimmt
tatsächlich.
Doch das Publikum nutzte die freien Sitze auf besseren Rängen und rückte
zusammen. Frei blieben die Bänke ganz oben hinten, während sich unten das
Publikum drängte. Zumindest trugen sie bis auf wenige Ausnahmen
Atemschutzmasken, oft die olivgrünen mit Spanienfahne, wie sie gerne die
Abgeordneten [3][der rechtsradikalen Partei VOX] benutzen.
## Entsetzen auf Twitter
Auch das von den Sozialisten geführte Bürgermeisteramt von Mérida sah im
Stierkampf in Zeiten von Covid-19 kein Problem. „Unsere Sorge gilt der
Situation auf den Parkplätzen“, erklärte der Sicherheitsbeauftragte der
Stadt.
#HoyToros – #HeuteStiere – heißt das Schlagwort, mit dem Besucher die
Bilder des Spektakels und der dicht gedrängten Zuschauer auf Twitter
verbreiteten. „#HeuteStiere, morgen Covid“ lautet eine der entsetzten
Antworten. Eine Welle von Tweets warf den Veranstaltern und Besuchern vor,
„verantwortungslos“, „unsolidarisch“, ja „kriminell“ zu handeln.
Es war nicht das erste Stierkampfwochenende in der Pandemie. Den ganzen
Sommer über gab es vor allem in der Extremadura und im südspanischen
Andalusien Stierkampfspektakel. Am vergangenen Wochenende sollte auch in
Álcala de Henares, einem altehrwürdigen Universitätsstädtchen unweit der
Hauptstadt Madrid, eines stattfinden.
Álcala und Umland war in der ersten Welle die am stärksten vom Coronavirus
betroffene Gegend in ganz Spanien. Die konservative Madrider
Regionalregierung genehmigte die Stierkämpfe dennoch. Erst als der
sozialistische Bürgermeister von Álcala, Javier Rodríguez, vor Gericht
ging, zog die Regionalregierung die Genehmigung zurück.
30 Aug 2020
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## AUTOREN
Reiner Wandler
## TAGS
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