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# taz.de -- SPD-Spitzenkandidat Olaf Scholz: Eine Chance für Rot-Rot-Grün
> Die Nominierung von Olaf Scholz bietet die einzige Möglichkeit für ein
> linkes Bündnis nach der Wahl. Sie ist ein Steilpass für die Grünen.
Bild: Die schwarze Null hat er beerdigt: SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz
Olaf Scholz [1][wird also Kanzlerkandidat der SPD]. Und das ist – [2][trotz
aller Unkenrufe] – die wohl beste Nachricht der noch kurzen Woche.
Zumindest für alle, die noch auf eine Chance für linke Politik im Bund,
also auf einen echten Regierungswechsel nach der Bundestagswahl im nächsten
Jahr hoffen. Nicht auf einen weiteren Partnerwechsel der Union, sondern auf
Rot-Rot-Grün. Oder Rot-Grün-Rot. Oder ganz präzise: auf Grün-Rot-Rot.
Und davon gibt es offenbar noch eine Menge. Da ist zunächst einmal Katja
Kipping. Die Co-Chefin der Linkspartei [3][hatte am Samstag erklärt,] dass
sie bereit sei, in eine Bundesregierung einzutreten. Das klang ein wenig
pathetisch nach nationaler Verantwortung. Aber sei's drum. Viel wichtiger
ist die Nachricht vom Sonntagabend: Da [4][schloss SPD-Co-Chefin Saskia
Esken nicht aus], auch in ein Regierungsbündnis unter einer grünen
Kanzlerschaft einzutreten. Und das wohlgemerkt in dem Wissen, dass sie
nicht einmal einen Tag später Olaf Scholz als Kandidat der Sozialdemokraten
ins Rennen schicken wird.
Wie das zusammenpasst? Bestens. Zum einen hat die SPD klar gesagt, dass
Scholz tatsächlich gewinnen will. Nun kann man das für das übliche
Wahlkampfgetöse halten. Aber nimmt man sie beim Wort, heißt das: die SPD
setzt auf eine rot-rot-grüne Perspektive. Denn dass sie bis Herbst 2021
noch die Union überholen wird, daran glaubt wohl niemand.
Denn – das darf man nicht vergessen – Rot-Rot-Gün insgesamt geht es nicht
gut. [5][In aktuellen Umfragen] kommen die drei irgendwie linken Parteien
zusammen auf kaum mehr Stimmen als CDU/CSU allein. Aber auch genau deshalb
ist Olaf Scholz der beste Kandidat. Denn er holt die Menschen in der Mitte
ab. Der Mann strahlt nicht nur den Odeur ausgeprägter Langeweile aus, den
viele als ruhige, ja geradzu verlässliche Gelassenheit lesen. Er hat zudem
in Corona-Zeiten gezeigt, dass er Krise und dabei sogar über seinen
Schatten springen kann.
## Geradezu bezaubernd gegen Laschet, Söder, Merz
Olaf „die schwarze Null“ Scholz haut ein paar Milliarden raus, wenn es
drauf ankommt. Das klingt richtig sozialdemokratisch. Gegen eine Merkel
kommt er damit nicht an. Aber gegen Laschet, Söder, Merz wirkt das geradezu
bezaubernd.
Außerdem: wen hätte die SPD denn sonst gehabt? Kevin Kühnert? Klar, der
hätte Schwung in die Bude gebracht. Aber vor allem hätte er im linken Lager
gepunktet. Und alle anderen verschreckt. Zulasten von Rot-Rot-Grün.
Letztlich ist die Nominierung von Olaf Scholz ein Steilpass für die Grünen.
Die SPD überlässt ihnen im Wahlkampf komplett das weite Feld für eine
Kandidatin, einen Kandidaten mit Esprit, für einen Menschen, der Menschen
begeistern kann. Man könnte das fast schon als ausgefeilte Taktik werten.
Denn wenn die Grünen am Ende klar vor der SPD liegen und tatsächlich die
Chance bekämen die KanzlerIn zu stellen, würden sie sich schwerer tun, als
Buddy in einer unionsgeführten Regierung unterzuschlüpfen.
Und dass diese Gefahr durchaus besteht, weiß niemand besser als die SPD.
Sie hat schließlich 2013 die bisher einmalige Chance für ein breites linkes
Bündnis ausgeschlagen. Aber offenbar hat sie aus ihrem Fehlern gelernt. Sie
tut alles dafür, dass er sich nicht wiederholt – und schickt sogar Olaf
Scholz ins Rennen.
11 Aug 2020
## LINKS
[1] /Olaf-Scholz-wird-SPD-Kanzlerkandidat/!5701994
[2] /Olaf-Scholz-wird-SPD-Kanzlerkandidat/!5706158
[3] /Koalitionsplaene-fuer-Bundestagswahl/!5706013
[4] https://www.tagesschau.de/inland/esken-sommerinterview-101.html
[5] http://www.wahlrecht.de/umfragen/index.htm
## AUTOREN
Gereon Asmuth
## TAGS
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