# taz.de -- Armenisch-aserbaidschanischer Konflikt: Berg-Karabach in Berlin | |
> Armenien und Aserbaidschan kämpfen in Berg-Karabach. Doch auch in | |
> Deutschland wird der Konflikt ausgetragen – und demonstriert. | |
Bild: Demonstrieren gegen: deutschen Waffenlieferungen an die Türkei und Aserb… | |
Berlin taz | Armenien zeigt Flagge und zwar in Berlin. „Frau Merkel, ist | |
wieder Völkermord in Armenien? Mit deutschen Waffen!“, steht auf einem | |
großen Plakat. Über 300 Menschen forderten am Samstagnachmittag vor dem | |
Bundeskanzleramt, die deutschen Waffenlieferungen an die Türkei und | |
Aserbaidschan zu stoppen. | |
Seit der vergangenen Woche finden türkisch-aserbaidschanische | |
Militärübungen an die Grenze zu Armenien statt. Damit demonstriert der | |
türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan seine militärische Unterstützung | |
für Aserbaidschan gegen Armenien im Krieg um die Region Berg-Karabach. | |
Mehr als 30 armenische Gemeinden und Organisationen aus dem gesamten | |
Bundesgebiet waren in Berlin zusammengekommen. Sie forderten „härtere | |
Sanktionen gegen die Türkei und Aserbaidschan“. Die Stimmung ist friedlich. | |
Es gibt mehr rot-blau-orangene armenische national Flaggen als Menschen. | |
Seit dem Ausbruch des [1][Krieges um die Region Berg-Karabach] Anfang der | |
1990er-Jahre kommt es immer wieder zu Kampfhandlungen zwischen den | |
Nachbarländern in Südkaukasus. Die beiderseitigen [2][Beziehungen sind von | |
tief sitzendem Hass geprägt]. Nach dem Ausbruch der jüngsten Gefechten | |
zwischen Armenien und Aserbaidschan vor drei Wochen wird der | |
armenisch-aserbaidschanische Konflikt auch in Deutschland ausgetragen. | |
In Deutschland leben schätzungsweise von 50.000 bis 60.000 Armenier*innen. | |
Die aserbaidschanische Community wird auf das Doppelte geschätzt. | |
## Angst im Park | |
„Wie sicher ist armenisches Leben heute in Deutschland?“, fragt Azat | |
Ordukhanjan verzweifelt. Er vertritt die armenische Gemeinde in Bochum und | |
berichtet, dass seine Landsleute Angst hätten, wenn sie im Park spazieren | |
gingen oder in die U-Bahn einstiegen. „Hinter dem Rücken könnte ein | |
Aserbaidschaner auftauchen“. | |
So wurde in der Nacht zum 23. Juli ein Brandanschlag auf die armenische | |
Botschaft in Berlin verübt. Dabei brannte ein Dienstwagen vollständig aus. | |
Auch eine armenische Shishabar in Köln-Mülheim wurde angegriffen. Laut der | |
Rechtsanwältin des Barbesitzers sollen etwa 30 Personen mit schwarzen | |
Gesichtsmasken, die sich als Aserbaidschaner zu erkennen gegeben haben | |
sollen, die Bar attackiert haben. Dabei warfen sie auch Stühle in die | |
Glasscheiben. | |
„Das sind organisierten Terrorangriffe gegen die in Deutschland lebenden | |
Bürger armenischer Abstammung“, heißt es in einer Stellungnahme des | |
Zentralrats Armenien in Deutschland, der den Staatsschutz und das | |
Innenministerium in Deutschland um Hilfe gebeten hat. | |
Hajkanusch Secheljan protestiert für Frieden. Die 28-Jährige ist Mitglied | |
eines armenischen Jugendverbandes in Hamburg. Sie hält ein Plakat hoch, | |
darauf steht „Make Dolma, not war“. Dolma nennt man gefüllte Weinblätter … | |
ein Nationalgericht sowohl in Armenien, als auch in Aserbaidschan und der | |
Türkei. | |
Auch für einige Gemeindeorganisationen sind Protestaktionen keine Lösung | |
für den Konflikt. Vor allem einige Jugendorganisationen raten ihren | |
Mitgliedern davon ab, auf Kundgebungen zu gehen, um weitere Provokationen | |
und ethnische Zusammenstöße zu vermeiden. | |
Stattdessen will eine Ausstellung als spontane Reaktion auf die neue | |
Eskalation an der Grenze zwischen Armenien und Aserbaidschan auf den | |
Konflikt aufmerksam machen. Ab 9. August sollen in der Galerie | |
„Wolf&Galentz“ in Berlin-Pankow armenische Gemälde, Aquarelle und | |
Fotografien aus privaten Berliner Sammlungen präsentiert werden. Sie zeigen | |
Landschaften und Spuren des Krieges. | |
1 Aug 2020 | |
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## AUTOREN | |
Tigran Petrosyan | |
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