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# taz.de -- Corona-Pause im College Football: Für Touchdowns und ein Halleluja
> Zwei Ligen verlegen die Football-Saison ins Frühjahr. Im Süden will man
> bald schon spielen. Auch der Präsident würde sich darüber freuen.
Bild: Verschlossene Tore am Memorial Stadium der Nebraska Huskers in Lincoln
WASHINGTON taz |Die anhaltende Coronapandemie in den Vereinigten Staaten
stellt eine ernst zu nehmende Bedrohung für die bevorstehende
College-Football-Saison dar und damit auch für das Lebensgefühl von
Millionen von Amerikanern. Vor allem in den Südstaaten ist College Football
mehr als nur Sport, es ist ein wirtschaftlicher Treiber, kulturelles
Aushängeschild und oftmals der Stolz einer ganzen Region.
Der College-Sport-Experte Paul Finebaum sagte [1][in einem Interview mit
dem National Public Radio] am Donnerstag. „Ich weiß, das hört sich sehr
zugespitzt an, aber das ist es nicht. Im Süden finden an Samstagen keine
Hochzeiten statt und es gibt auch keine Beerdigungen. Das Einzige, was
zählt, ist College Football.“
Aufgrund der steigenden Infektionszahlen sowie der hohen Ansteckungsgefahr
haben sich viele Universitäten dazu entschlossen, im kommenden Semester
ausschließlich Fernkurse anzubieten. Viele der Hochschulen haben dies zum
Anlass genommen, ihre Sportprogramme vorläufig auszusetzen.
[2][Das amerikanische College-Football-System] besteht aus mehreren Ligen
und Klassen. Die fünf wichtigsten Ligen sind die sogenannten
„Power-5-Conferences“. Zwei dieser fünf Ligen – die Big Ten und Pac-12 �…
haben sich in dieser Woche trotz großem Widerstand, vor allem vonseiten der
Trainer und Spieler, dazu entschlossen, den Spielbetrieb auf den Frühling
zu verlegen.
## Trotzige Südstaaten
Die anderen drei Ligen – die SEC (Southeastern Conference), ACC (Atlantic
Coast Conference) und die Big 12 – planen im Gegensatz dazu, das Ei noch in
diesem Jahr wieder fliegen zu lassen. Zusammen erstrecken sich die drei
Ligen über weite Gebiete der südlichen US-Bundesstaaten, von South Carolina
bis Texas und von West Virginia bis Florida.
Präsident Donald Trump hat zur Debatte rund um die kommende
College-Football-Saison klar Stellung bezogen. „Spielt College Football“,
erklärte Trump via Twitter zu Beginn der Woche. Unterstützung erhielt er
von mehreren republikanischen Senatoren.
Dass ausgerechnet die Universitäten und Hochschulen im Süden des Landes
alles daransetzen, eine Saison auf die Beine zu stellen, liegt nicht nur an
der bereits erwähnten Bedeutung, die der Sport dort hat. [3][College
Football ist ein Milliardengeschäft]. Die SEC, in der mit den Louisiana
State University Tigers der amtierende College-Football-Meister spielt,
erwirtschaftete in der Saison 2018/19 mehr als 650 Millionen Dollar.
„Es gibt eine Reihe von kleinen College-Städten in den USA. Für diese Orte
ist College Football Wirtschafts- und Einzelhandelsmotor zugleich“, sagte
Matt Jones, Moderator des Kentucky Sports Radio, im Gespräch mit der taz.
„Viele dieser Städte existieren nur aufgrund der Heimspiele an acht
Samstagen im Herbst. An Spieltagen steigt die Bevölkerungszahl dieser Orte
oft auf das Drei- bis Vierfache.“
Dass sich die Zukunft der diesjährigen College-Football-Saison in den
vergangenen Wochen zu einem politischen Thema entwickelt hat, hatte mehrere
Gründe. Zum einen steht die Präsidentschaftswahl bevor, andererseits
spiegelt sich in der gesellschaftlichen Haltung zum Thema College Football
auch die Haltung zum Coronavirus wider.
## Trumps Rechnung
Vereinfacht gesagt: Diejenigen, die glauben, dass das Coronavirus im Grunde
nicht mehr sei als eine einfache Erkältung, wollen, dass College Football
in diesem Herbst gespielt wird. Dem gegenüber stehen diejenigen, die es für
zu gefährlich halten, da es zu der Viruserkrankung noch immer viele
unbeantwortete Fragen gebe.
Für Trump ist es eine ganz einfache Kalkulation: Um die bevorstehende Wahl
zu gewinnen, braucht er die Unterstützung seiner treuesten Anhänger. Ein
Großteil davon lebt über die Südstaaten verteilt, besonders im sogenannten
christlichen „Bible Belt“. Religion und College Football, damit will Trump
bei den Leuten punkten. Touchdowns am Samstag und Hallelujas am Sonntag.
Ein College-Football-Spiel vor der Wahl am 3. November wäre ein großer
Erfolg für Trump und ein positives Zeichen, dass es mit dem Land langsam
wieder bergauf geht. Sollte in diesem Jahr jedoch kein College Football
gespielt werden, so wäre dies nicht nur ein herber Rückschlag für den Sport
und für die Menschen, sondern auch eine klare Zurückweisung von Trumps
Politik.
14 Aug 2020
## LINKS
[1] https://www.npr.org/2020/08/13/902073805/how-college-football-is-changing-a…
[2] /Umstrittener-Start-des-Collegesports/!5685050
[3] /College-Football-in-USA/!5078519
## AUTOREN
Hansjürgen Mai
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