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# taz.de -- Karneval in Coronazeiten: Schunkeln mit Abstand
> Gesundheitsminister Spahn hat sich für die Absage des Karnevals
> ausgesprochen. Warum lässt man die Jecken nicht erst mal ein
> Hygienekonzept erstellen?
Bild: Fünfte Jahreszeit gecancelt?
Wie ausgerechnet das alkoholgetränkte Massenspektakel Karneval mit all dem
Geschunkel und Geknutsche in Coronazeiten funktionieren soll, ist vielen
schleierhaft. Offenbar auch Jens Spahn. Deshalb hat sich der
Gesundheitsminister jetzt schon im August für eine Komplettabsage des
Karnevals bis einschließlich Aschermittwoch ausgesprochen. Doch das wäre
falsch.
Kategorische Ganz-oder-gar-nicht-Aussagen sind nicht das geeignete Mittel,
um Verständnis für die wirklich nötigen [1][Coronamaßnahmen] zu wecken. Im
Gegenteil: Langfristige Totalverbote führen nur zu unnötigem Frust und
Widerstand. Davon gibt es ohnehin mehr als genug. Wer möchte, dass sich die
Bürger*innen weiter an die Abstands- und Mundschutzregeln halten, muss
ihnen auch Perspektiven bieten, wie sie trotzdem ihrer Arbeit und ihren
liebsten Hobbys nachgehen können.
Karneval als liebstes Hobby? Tja, was an lauen Witzen mit Tusch und
ritualisierten Räuschen nach Terminkalender reizvoll sein soll, mag für
viele außerhalb des Rheinlands so unverständlich sein wie für den Autor
dieser Zeilen. Aber [2][Geschmacksfragen] dürfen bei den Coronaregeln keine
Rolle spielen, sonst gefährden sie den gesellschaftlichen Zusammenhalt noch
mehr. Wenn es nun einmal viele Karnevalist*innen im Land gibt, die nicht
schon im Sommer die Hoffnung auf Spaß im Februar aufgeben wollen, dann
sollten sie die Gelegenheit bekommen, Hygienekonzepte zu entwickeln – wie
alle anderen.
Es kann nicht sein, dass inzwischen sogar Bordellbesuche wieder erlaubt
werden, aber gleichzeitig jetzt schon Rosenmontagsumzüge unter freiem
Himmel pauschal verboten werden. Logisch: Wenn die [3][zweite Coronawelle]
bis dahin wirklich alles überschwemmt, ist Schluss mit lustig. Und allzu
viel Geld sollten Karnevalist*innen nicht in die Vorbereitung investieren.
Aber wenn es gut läuft: Lasst sie feiern! Ein strenges Reglement sind
Karnevalist*innen gewohnt, die Säle sind ohnehin längst gebucht – und eine
Maskenpflicht wäre bei diesem Fest das geringste Problem.
19 Aug 2020
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## AUTOREN
Lukas Wallraff
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