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# taz.de -- Mauritius nach Havarie: Friedlich trotz Ölkatastrophe
> Mauritius gilt als das friedlichste Land Afrikas. Auch als ein
> japanischer Frachter sensibles Meeresgebiet verseuchte, setzte das Land
> auf Kooperation.
Bild: Blick auf das Ausmaß der Ölpest im ökologisch wertvollem Meeresgebiet …
Port Louis taz | In einer Ära fragiler Weltdiplomatie bietet ausgerechnet
[1][eine Ölkatastrophe] Mauritius die Gelegenheit, seinen Ruf als eines der
friedlichsten Länder der Welt unter Beweis zu stellen.
Die Havarie des japanischen Frachters „Wakashio“ 1,6 Kilometer vor der
mauritischen Küste ist für den kleinen Inselstaat mit 1,2 Millionen
Menschen [2][ein Desaster monumentalen Ausmaßes]. Die Regierung hat den
Ausnahmezustand ausgerufen. Von den 4.200 Tonnen Treibstoff an Bord des
Schiffes sind über 1.000 ins Meer ausgelaufen und bedecken mindestens 27
Quadratkilometer Wasserfläche.
Das Schiff ist ausgerechnet in der Nähe [3][ökologisch sensibler
Küstenbereiche auseinandergebrochen]; nach Angaben des Umweltministeriums
sind 13 Dörfer direkt betroffen und benötigen dringende Unterstützung. Nach
Angaben der Umweltschutzorganisation Greenpeace ist das betroffene Gebiet
eines der schönsten der Welt. Es enthält die Feuchtgebiete von Point
d’Esny, das Naturreservat Île aux Aigrettes, das Küstengebiet Blue Bay, die
Fischereizonen von Mahébourg sowie Lagunen und Mangrovenwälder.
Mauritius vermarktet sich als dem Meer zugewandte „blaue Ökonomie“ und ist
stark vom Tourismus abhängig. Die Zeitpunkt der Ölpest könnte ungünstiger
nicht sein, nach Monaten der Wirtschaftskrise aufgrund der Coronapandemie.
## Kein Streit mit Japan
Ende August sollten endlich die Außengrenzen des Landes wieder öffnen und
der Flug- und Schiffsverkehr wieder starten – dies steht nun infrage,
analysiert die südafrikanische Rand Merchant Bank (RMB) und weist darauf
hin, dass schon vor der Katastrophe mit einem Rückgang des Tourismus dieses
Jahr um 80 bis 90 Prozent gerechnet wurde. „Die aktuelle Ölkatastrophe
könnte die Statistik erheblich verschlechtern“, so RMB.
Positiv wird im Land angemerkt, dass offensichtlich alle an einem Strang
ziehen: die lokalen Behörden, die Privatwirtschaft, zivilgesellschaftliche
Gruppen und Freiwillige arbeiten alle zusammen gegen die Ölpest. Und
Mauritius hat es vermieden, sich öffentlich mit Japan zu streiten, von wo
das havarierte Schiff stammt. Japan und Mauritius haben enge Beziehungen
und arbeiten in der Umwelt- und Klimapolitik zusammen.
Der Schiffseigentümer Mitsui OSK Lines hat sich nun öffentlich für die
Umweltkatastrophe entschuldigt und Untersuchungen angekündigt. Japan hat
auf Bitten von Mauritius Premierminister Pravind Jugnauth ein sechsköpfiges
Expertenteam nach Mauritius geschickt, um bei der Bekämpfung der Ölschäden
zu helfen.
„Wir hoffen, dass diese Hilfe zur Wiederherstellung der Umwelt auf
Mauritius beiträgt“, erklärte die japanische Regierung. Zugleich haben
Japan und Mauritius eine Vereinbarung über japanische Finanzhilfen in Höhe
von 300 Millionen Yen (2,4 Millionen Euro) für das mauritische
Gesundheitswesen getroffen.
Mauritius ist seit seiner Unabhängigkeit 1968 von inneren und äußeren
Konflikten verschont geblieben – selbst in seinem Streit mit der ehemaligen
Kolonialmacht Großbritannien, das sich immer noch weigert, den am Ende der
Kolonialzeit vom Kolonialgebiet Mauritius abgetrennten und teilweise an die
USA zur militärischen Nutzung verpachteten Chagos-Archipel an Mauritius
zurückzugeben. Mauritius gilt in internationalen Ranglisten als
friedlichstes Land in Afrika, und dem Land liegt viel daran, dass das auch
so bleibt.
19 Aug 2020
## LINKS
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## AUTOREN
Hansley Nabab
## TAGS
Mauritius
Öl
Umweltkatastrophe
Umweltverschmutzung
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Internationaler Gerichtshof
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