# taz.de -- Umfrage im Auftrag der Landesregierung: Wasser auf die Mühlen | |
> Jeder Dritte sieht Brandenburg auf falschen Weg. Weiter hat nur eine | |
> Minderheit Vertrauen in Regierung und Landtag. Die Feuerwehr aber ist | |
> angesehen. | |
Bild: 90 Prozent der Brandenburger haben Vertrauen in die Feuerwehr, nur 38 in … | |
In Brandenburg glaubt weiterhin rund ein Drittel der Bevölkerung, dass sich | |
das Land in die falsche Richtung bewegt.Das geht aus einer am Dienstag in | |
Potsdam vorgestellten Studie im Auftrag der Landesregierung hervor, dem | |
[1][„Brandenburg-Monitor 2020“]. Bereits bei der ersten Auflage der Studie | |
vor zwei Jahren sah jeder oder jede Dritte das Land auf falschem Kurs. | |
Die Ergebnisse kamen damals wie ein Schock über das Land, weil sie wenig | |
Vertrauen in Institutionen und verbreitete Ablehnung gegenüber Minderheiten | |
offenbarten. | |
Mit der Arbeit der Landesregierung zeigten sich zwar deutlich mehr Menschen | |
als 2018 zufrieden, nämlich 57 statt damals nur 46 Prozent. Die Verfasser | |
der Studie konnten aber nicht ausschließen, dass das vor allem Folge der | |
Coronakrise ist, die grundsätzlich die Bindung an die Politik verbessert | |
habe. | |
Das mit der Studie beauftragte Institut pmg hatte im Juni genau 1.010 | |
Brandenburger ab 16 Jahren befragt. Die Fragenliste entsprach der von vor | |
zwei Jahren. Damals bildeten SPD und Linkspartei die Landesregierung, nach | |
der Landtagswahl im September 2019 kam es zu einem Bündnis aus SPD, CDU und | |
Grünen, der sogenannten [2][Kenia-Koalition]. Parteipräferenzen bildet die | |
von der Staatskanzlei finanzierte Studie nicht ab. Neu hinzu kamen Fragen | |
zur Coronakrise. Dabei zeigten sich drei Viertel der Befragten mit dem | |
Krisenmanagement der Landesregierung zufrieden. | |
## Wenig Vertrauen in Institutionen | |
Auch wenn wie 2018 immerhin zwei Drittel der Befragten das Bundesland auf | |
dem richtigen Weg sehen, so hat sich die Bewertung in einzelnen Punkten | |
deutlich verschlechtert. Mit Blick auf die Arbeitsmarktentwicklung sahen | |
2018 noch 46 Prozent eine positive Entwicklung, aktuell sind es nur noch 34 | |
Prozent. | |
Da habe sich die Zuversicht „offensichtlich angesichts der Unsicherheit | |
über die mittelfristigen Folgen der Coronakrise“ eingetrübt, mutmaßen die | |
Verfasser der Studie. Unverändert sind nur 24 Prozent der Ansicht, dass es | |
in den nächsten Jahren in Brandenburg gerechter zugehen werde – 53 Prozent | |
sehen das nicht so. | |
Trotz eines Anstiegs niedrig bleibt das Vertrauen in politische und | |
gesellschaftliche Institutionen: Die Befragten lobten zwar weithin die | |
Arbeit der Landesregierung in der Coronakrise, aber in die Institution | |
„Landesregierung“ selbst hat nur eine klare Minderheit von 38 Prozent | |
Vertrauen. Derselbe Wert gilt für die parlamentarische Ebene, den Landtag. | |
Bundestag und Bundesregierung schneiden bei den Brandenburgern mit 32 und | |
34 Prozent noch schlechter ab. Bei der Befragung vor zwei Jahren waren die | |
Ergebnisse allerdings noch deutlich schlechter ausgefallen: Da hatten nur | |
27 Prozent Vertrauen in die Landesregierung und bloß 25 Prozent in den | |
Landtag. | |
Medien und Kirchen kommen mit 26 und 22 Prozent auf noch schlechtere Werte. | |
Ganz unten im Ansehen stehen die Parteien: Ihnen vertrauen nur 15 Prozent, | |
immerhin fast doppelt so viele wie 2018, als das nur 8 Prozent taten. | |
## Auch kein großes Vertrauen in die eigene Partei | |
Selbst der eigenen bevorzugten Partei bringt aktuell mit 51 Prozent nur die | |
knappste aller Mehrheiten Vertrauen entgegen – vor zwei Jahren lag der Wert | |
bei 38 Prozent. Großes Vertrauen genießen allein Feuerwehr und | |
Rettungskräfte mit einem Wert von 90 Prozent und danach schon mit Abstand | |
die Polizei mit 66 Prozent. Auch Gerichten vertrauen nur 48 Prozent der | |
Befragten. | |
Deutlich gestiegen ist trotz des geringen Vertrauens in politische | |
Institutionen das allgemeine Interesse an Politik, vor allem der | |
brandenburgischen. Gegenüber der ersten Studie 2018 stieg der Wert hier von | |
45 auf 54 Prozent. „Offensichtlich hat die Coronakrise die Landespolitik | |
stärker in den Vordergrund gerückt“, schlussfolgerten die Autoren der | |
Studie. | |
Weit auseinander klafft, wie wichtig den Befragten bestimmte Werte und | |
Grundsätze sind – und wie wenig sie die für tatsächlich umgesetzt halten. | |
90 Prozent betrachten die Gleichwertigkeit der Geschlechter als wichtig, | |
doch nur 30 Prozent meinen, dass das in Brandenburg auch tatsächlich | |
verwirklicht sei. Recht und Ordnung halten sogar 97 Prozent für wichtig – | |
nur 57 Prozent aber sehen diese Werte im Land umgesetzt. Fast unverändert | |
sind die Werte bei ablehnenden Haltungen gegenüber Homosexuellen und Juden: | |
14 Prozent – 2018 waren es 16 – stimmen der Aussage zu „Auch heute noch i… | |
der Einfluss der Juden zu groß“, 15 Prozent meinen, die Politik sei | |
Homosexuellen „schon zu weit entgegengekommen“. | |
Staatskanzlei-Ministerin [3][Kathrin Schneider (SPD)] zeigte sich zwar | |
erfreut über die Zufriedenheit der Arbeit der Landesregierung und das trotz | |
weiter niedriger Werte gestiegene Vertrauen in die politischen | |
Institutionen. Was sie aus den Ergebnisse der Studie am meisten mitnehme, | |
sei aber „die Diskrepanz zwischen dem, was den Leuten wichtig ist und | |
wieweit sie das umgesetzt sehen“. | |
18 Aug 2020 | |
## LINKS | |
[1] https://www.brandenburg.de/sixcms/detail.php/bb1.c.675237.de | |
[2] /Kenia-Koalition-in-Brandenburg/!5664107/ | |
[3] http://Kathrin%20Schneider%20(SPD) | |
## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
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