| # taz.de -- Horror-Serie „Lovecraft Country“ auf Sky: American Way | |
| > Die neue Serie von Jordan Peele und J. J. Abrams erzählt den | |
| > US-amerikanischen Alltagsrassismus mit den Mitteln des Horror-Genres. | |
| Bild: „Tic“ (Jonathan Majors) und Letita (Jurnee Smollett-Bell) in „Lovec… | |
| Das Wesentliche dieser ersten Episode einer neuen amerikanischen Serie aus | |
| dem Hause HBO steckt schon in der Typografie – in den immer wieder | |
| prominent ins Bild gerückten Textzeilen auf Hinweisschildern, Billboards – | |
| Buchtiteln, wie: „The Outsider and Others“ von H. P. Lovecraft, seines | |
| Zeichens bedeutender Autor fantastischer Horrorliteratur. Wenn also die | |
| Serie von den Produzenten [1][Jordan Peele] („Get Out“) und J. J. Abrams | |
| („Lost“) zählt, auch noch „Lovecraft Country“ heißt, dann ist das | |
| Horrorgenre gesetzt. | |
| „‚Dee-licious!‘ Aunt Jemima Pancakes“, steht da auf einer großen Werbe… | |
| an der Tankstelle. Diese Tante Jemima, die herzensgute schwarze | |
| Bedienstete, gibt es als Pfannkuchen-Werbefigur bis heute, nur das Kopftuch | |
| hat sie irgendwann abgelegt. Es bedurfte erst der aktuellen Debatten nach | |
| dem gewaltsamen Tod George Floyds, damit der US-Konzern PepsiCo das | |
| [2][rassistische Stereotyp] als solches erkannte und eine baldige Änderung | |
| des Markenauftritts gelobte. | |
| Weiß ist hingegen die Hautfarbe der auf einem anderen Billboard | |
| abgebildeten Vater, Mutter, Sohn und Tochter (und Hund). Sie sitzen in so | |
| einem ausladenden Straßenkreuzer Detroiter Provenienz. Der Text: „World’s | |
| highest standard of living / There’s no way like the American way.“ | |
| Direkt vor dem Billboard befindet sich eine Bushaltestelle, an der | |
| ausnahmslos Afroamerikaner stehen. Für sie hat der amerikanische Weg | |
| offenbar keinen Individualverkehr vorgesehen. In so einem Bus am hinteren | |
| Ende das Schild: „This part of the bus for the colored race.“ | |
| In dem Bus sitzt, dort am hinteren Ende, der junge Afroamerikaner Atticus | |
| „Tic“ Freeman (Jonathan Majors), der gerade aus dem Koreakrieg zurückkehrt, | |
| in dem er für den American Way sein Leben riskiert hat. Die Serie spielt | |
| also in den frühen 1950ern. | |
| Kaum angekommen im heimischen Chicago, bleibt Tic nicht lange, diese erste | |
| Serienfolge ist ein veritables Roadmovie. Mit seinem Onkel George (Courtney | |
| B. Vance) und seiner Jugendfreundin Letita (Jurnee Smollett-Bell) sitzt er | |
| bald, auf der Suche nach seinem verschwundenen Vater, wieder … nicht im | |
| Bus, sondern tatsächlich im Auto. | |
| ## Monster, die man nicht erfinden braucht | |
| Das Horrorgenre ist also wie gesagt gesetzt. Aber dieser Horror braucht | |
| keine Monster, Vampire, Zombies und dergleichen genretypische Geschöpfe. Es | |
| braucht bloß die Fahrzeugkontrolle durch einen Provinzsheriff mit Pumpgun. | |
| Die Texttafel am Wegesrand hatte sie noch (unter Verwendung des | |
| rassistischen N-Worts) gewarnt, dass der Sheriff, sollten sie es bis | |
| Sonnenuntergang nicht aus seinem „Sundown county“ herausgeschafft haben, | |
| das Feuer eröffnen würde. | |
| Die weißen Rassisten sind nichts anderes als Monster, wie man sie schlimmer | |
| kaum erfinden könnte. Nur dass es diese Sorte Horror in den USA tatsächlich | |
| gegeben hat und, in Teilen, immer noch gibt. | |
| Jordan Peele hat sich bereits bei seinem Erfolgsfilm „Get Out“ als Virtuose | |
| der Erzählung des Alltagsrassismus in den USA mit den Mitteln des | |
| (satirischen) Horrorthrillers erwiesen und mit „Wir“ bestätigend | |
| nachgelegt. Die Drehbuchautorin Misha Green hat schon in ihrer Serie | |
| „Underground“ Afroamerikaner gezeigt, die für ihre Rechte einstehen. Okay, | |
| klitzekleiner Spoiler, eine Stunde dauert es, aber dann kommen sie doch | |
| noch: die genretypischen Monster. | |
| 17 Aug 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Jens Müller | |
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