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# taz.de -- Aktion von Kunstkollektiv „Peng“: Staatsknete für Antifa
> In seiner neusten Aktion lässt das Kollektiv „Peng“ einen rechten Mythos
> Wirklichkeit werden: ein Antifaprojekt wird von Bund und Kommune
> finanziert.
Bild: Antifas mit einem Scheck, ausgestellt von der Stadt Chemnitz, adressiert …
Die Parole „Staatsgelder für die Antifa“ ist seit Jahren ein viel zitierter
rechter Mythos. Für die rechtsextreme Szene ist es ein quasi unumstößliches
Narrativ. Jeder Jugendclub und jedes Demokratieförderprogramm, das
staatlich gefördert wird, dient ihnen als Beweis; selbst die absurde
Theorie, dass der Staat [1][Antifaschist*innen für Demonstrationen mit
einem Stundenlohn bezahlt], hat in ihren Kreisen weite Verbreitung
gefunden.
Das Berliner [2][Künstler*innenkollektiv Peng] hat sich dieses Motto nun zu
eigen gemacht, um es zumindest einmal Wirklichkeit werden zu lassen.
Eingeladen vom Chemnitzer Kunstfestival „Gegenwarten“, das am Donnerstag
eröffnet wurde und der Bewerbung Chemnitz' als europäische Kulturhauptstadt
dienen soll, hat Peng staatliche Gelder in Höhe von 20.000 Euro
entgegengenommen und die Ausstellung [3][„Antifa – Mythos & Wahrheit“]
organisiert. Finanziert wird das Festival von der Stadt Chemnitz und der
Bundeskulturstiftung. Zehn antifaschistische Objekte haben die Berliner
Polit-Provokateure eingekauft, jeweils für 1.000 Euro.
Ein Bild, auf dem vermummte Antifas einen Scheck, ausgestellt von der Stadt
und adressiert an „Die Antifa“, in Großformat präsentieren, dürfte für …
extreme Rechte die ultimative Provokation darstellen. „Das könnte ihnen in
ihre Erzählung passen“, so Peng-Sprecherin Nika Blum im Gespräch mit der
taz. Eine staatliche Antifa-Finanzierung bezeichnet sie als „völlig aus der
Luft gegriffen“; dahinter verberge sich lediglich eine „politische
Strategie der Nazis, die zeigen soll, dass nur sie demokratisch sind“.
Für Peng war es eine „große Überraschung“, für ihr Projekt Geld erhalte…
haben. Kritik habe es weder von den Festival-Veranstalter*innen noch dem
Kultur-Bürgermeister gegeben, mit dem das Programm besprochen wurde. Bei
der AfD und der [4][rechtsextremen Kleinstpartei Pro Chemnitz] dürfte die
Aktion für Aufregung sorgen. Der AfD Kreisverband Chemnitz schwang sich
bereits in einer ersten Reaktion zu der Behauptung auf, dies sei „keine
Kunst“.
## Von der Antifa für die Antifa
Nun also sind die Objekte in der feinen Chemnitzer Kunsthalle ausgestellt.
Zu sehen ist etwa ein Banner der Vereinigung der Verfolgten des
Naziregimes, das Eingang in einen Verfassungsschutzbericht fand, woraufhin
der Organisation [5][die Gemeinnützigkeit entzogen wurde]. Teuer eingekauft
wurde auch eine Spraydose, mit der die sogenannte Polit-Putze Irmela
Mensah-Schramm Hass-Graffitis übersprüht. Mensah-Schramm war zuletzt,
parallel zum rechtsterroristischen Anschlag in Halle zu einer Strafzahlung
von 1.050 Euro wegen Sachbeschädigung verurteilt worden. Ausgestellt ist
auch ein Handy, mit dem die Initiative „Antifa Zeckenbiss“ die vom
damaligen Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maßen geleugnete [6][Hetzjagd in
Chemnitz] dokumentiert haben soll.
Gezielt interveniert Peng auch in die Debatte über Gewalt von links. So
gibt es einen nachgebauten Einkaufswagen zu sehen, wie er in der
[7][Silvsternacht in Leipzig-Connewitz] brannte, als auch ein [8][Kantholz,
das fälschlicherweise in Verdacht stand], beim Überfall auf einen Bremer
AfD-Politiker zum Einsatz gekommen zu sein. Peng schreibt auf seiner
Aktionswebsite vom „Stereotyp einer randalierenden Steinewerfer*in“, das
von Politik, Polizei, Geheimdiensten und Medien gepflegt werde, und
ergänzt: „Mag ja sein, dass auch in Sachsen mal ein Auto brennt: Es sind
trotzdem immer Antifaschist*innen und Antirassist*innen, die gegen alle
nazistischen und rassistischen Bedrohungen eine Idee von Demokratie und
Menschenrechten verteidigen.“
Für Letzteres steht auch das Alternative Jugendzentrum Chemnitz, seit 30
Jahren der größte lokale Jugend- und Bildungsträger der Stadt. Seit fünf
Jahren richtet das AJZ den Antifaschistischen Jugendkongress aus – und wird
dafür im sächsischen Verfassungsschutzbericht erwähnt und muss sich
andauernder politischer Angriffe, auch auf seine staatliche
Mitfinanzierung, erwehren. Für Peng Grund genug, auch dem AJZ noch einmal
Geld zukommen zu lassen. Am 22. August werden alle Objekte zugunsten des
AJZ versteigert. Wenn dann nicht staatliche Institutionen mitbieten, wird
es wohl wieder sein wie immer: Geld von engagierten Antifaschist*innen für
die Antifa.
Korrektur: In einer ersten Version wurde fälschlicherweise behauptet, die
Aktion sei im Vorfeld Chemnitzer Stadtrat vorgestellt worden. Dies ist
nicht korrekt.
13 Aug 2020
## LINKS
[1] /Proteste-gegen-Pegida-und-Co/!5020381
[2] /Peng/!t5012098
[3] https://antifa.de/
[4] /Pro-Chemnitz/!t5535903
[5] /VVN-BdA-weiterhin-nicht-gemeinnuetzig/!5697770
[6] /Debatte-um-Gewalt-in-Chemnitz/!5621376
[7] /Gewalt-in-Leipzig-Connewitz-an-Silvester/!5650003
[8] /Neues-zum-Ueberfall-auf-AfD-Politiker/!5561196
## AUTOREN
Erik Peter
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Nazis
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hinweisen.
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