# taz.de -- Streit um Radweg auf Berliner Brücke: Zwei Meter reichen nicht | |
> Zu schmal, zu gefährlich: Die Radspur auf der Oberbaumbrücke zwischen | |
> Friedrichshain und Kreuzberg wird nach Druck von Aktivist*innen | |
> verbreitert. | |
Bild: Mehr Platz fürs Rad: Radspur auf der Oberbaumbrücke wird verbreitert | |
Auf der Oberbaumbrücke in Friedrichshain-Kreuzberg begannen am Montagmorgen | |
die Markierungsarbeiten zu einer weiteren Verbreiterung des Radweges. Wie | |
eine gemeinsame Presseklärung der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und | |
Klimaschutz (SenUVK) und des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg | |
mitteilte, wird die Radspur von zwei auf drei Meter erweitert. Der | |
Sicherheitsstreifen wird zudem von 80 Zentimetern auf einen Meter | |
vergrößert. | |
Mit der Erweiterung steht Radfahrenden auf der Oberbaumbrücke erstmals mehr | |
Platz zu Verfügung als Autofahrenden, deren Spur auf 3,20 Meter | |
zusammenschrumpft. | |
Die Spreebrücke, die die Bezirksteile Friedrichshain und Kreuzberg | |
miteinander verbindet, gehört zu den von Radfahrenden am meisten genutzten | |
in Berlin. Schon 2018 überquerten sie im Durchschnitt 10.000 Zweiräder pro | |
Tag. „Mit der Umverteilung des Straßenraums tragen wir dem hohen Anteil des | |
Radverkehrs auf der Oberbaumbrücke Rechnung“, so Staatssekretär Ingmar | |
Streese in der Pressemitteilung. „Die Verbreiterung der Radfahrstreifen auf | |
der Oberbaumbrücke ist ein weiteres Element der Mobilitätswende in Berlin.“ | |
Nachdem die Fahrbahn der Brücke im vergangenen Jahr komplett saniert worden | |
war, hatten Fahrradverbände kritisiert, dass die neu gestaltete Radspur | |
[1][immer noch zu schmal sei]. Zudem fehle eine physische Barriere, die | |
Autofahrer*innen davon abhalten könne, in unerlaubter Weise auf die Radspur | |
auszuweichen. | |
## Sicheres Überholen unmöglich | |
Radfahrer*innen bemängelten deshalb, dass ein sicheres Überholen für | |
Fahrräder unter diesen Umständen nicht möglich wäre – obwohl Berlins | |
Möbilitätsgesetz genau dies für Hauptverkehrsstraßen vorsieht. Radaktivist | |
Jens Blume legte deshalb Klage gegen die Pläne der Senatsverwaltung ein. In | |
der nachträglichen Verbreiterung der Radspur sieht Blume einen Erfolg. | |
Gleichzeitig gibt er zu Bedenken, dass nur eine physische Trennung, etwa | |
durch Poller, ausreichend Sicherheit bringe: „Weiße Linien helfen in Berlin | |
nicht“, so Blume gegenüber der taz. | |
Erst vergangene Woche wurden auf der Brücke Absperrbaken aufgestellt, | |
allerdings nur befristet. Poller, wie sie bei Protected Bike Lanes | |
errichtet werden, kommen aus Denkmalschutzgründen nicht infrage. Derzeit | |
prüfe die Senatsverwaltung eine dauerhafte Lösung, heißt es in der | |
Pressemitteilung. | |
Obwohl die Senatsverwaltung dementiert, dass die Verbreiterung der Radspur | |
in einem Zusammenhang mit der Klage stehe, sieht Ragnhild Sørensen vom | |
Verein [2][Changing Cities] darin eine Bestätigung für die Rolle der | |
Zivilgesellschaft bei der Verkehrswende: „Die Berliner Verwaltung scheint | |
noch nicht verinnerlicht zu haben, dass es das Mobilitätsgesetz gibt“, so | |
Sörensen, „da muss die Zivilgesellschaft ihr auf die Finger schauen.“ | |
27 Jul 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Streit-um-Radwege-in-Berlin/!5667139&s=oberbaum+br%C3%BCcke/ | |
[2] /Berlin-sucht-die-Mobilitaetswende/!5668404&s=changing+cities/ | |
## AUTOREN | |
Jonas Wahmkow | |
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