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# taz.de -- Pride-Parade in Marzahn: „Anfeindungen sind keine Seltenheit“
> Am 18. Juli zieht eine Pride-Parade durchs Zentrum russischen Lebens in
> Marzahn: Um die Queerness der Community zu zeigen und Vorurteile
> abzubauen.
Bild: Mit Nasen-Mund-Schutz bei der „Pride Berlin: Save our Community, Save o…
taz: Frau Plekhanova, weshalb findet die Parade am Samstag ausgerechnet in
Marzahn statt?
Victoria Plekhanova: Quarteera ist ein Verein, der die russischstämmige
LGBT+–Community in Berlin vernetzen möchte, und gerade in Marzahn ist der
Anteil russischer Mitbürger*innen sehr hoch. Leider begegnen wir aber auch
insbesondere dort immer wieder großer Ablehnung.
Übertragen sich die LGBT+-feindlichen politischen Einstellungen in Russland
auch auf die russische Community hierzulande?
Ja, absolut. Viele leben zwar schon lange in Deutschland, sind mit der
Seele aber russisch und stehen auch politisch dem russischen Regime nahe.
Da passt ein nicht heterosexuelles Paar einfach nicht ins Weltbild. Das
gilt leider auch für diejenigen, die schon in zweiter oder dritter
Generation hier leben. Anfeindungen wie „Satan“ oder „Teufel“ sind keine
Seltenheit. Bald wird in Russland eventuell ein Gesetz beschlossen, das es
gleichgeschlechtlichen Paaren verbieten soll, zusammenzuwohnen.
Was ist die Antwort von Quarteera auf LGBT+-feindliches Verhalten in der
russischen Community?
Wir versuchen, der Diskriminierung mit Bildung und Aufklärung zu begegnen.
Und hoffen, dass man uns zuhört. Die meisten wissen gar nicht, warum sie
uns hassen. Es ist einfach erlernt. Doch wir sind genauso Menschen, wie
Heterosexuelle es sind – mit Kindern, mit Sorgen und Kummer, wie jeder
andere auch. Das zu zeigen ist die einzige Möglichkeit, Verständnis zu
schaffen. Das erhoffen wir uns auch von der Parade am Samstag. Wir wünschen
uns, nicht mehr allein auf unsere Sexualität reduziert zu werden.
Wann und wo genau wird die Parade stattfinden? Welche Coronaregeln gibt es?
Wir treffen uns am Samstag um 12 Uhr am S-Bahnhof Raoul-Wallenberg-Straße.
Von dort aus laufen wir Richtung Landsberger Allee und Marzahner Promenade
– also zwischen den großen Zentren des russischsprachigen Lebens in Marzahn
mit russischsprachigen Ärzten, Firmen, Kaufhäusern, Cafés, also genau
unserer Zielgruppe. Am Victor-Klemperer-Platz soll am Ende die Kundgebung
stattfinden. Wir erwarten etwa 450 Teilnehmer*innen. Grundsätzlich müssen
alle den Abstand halten. Auch eine Maske ist Pflicht.
Konntet ihr auch während der Vorbereitungen auf die Parade schon mit
einigen Vorurteilen brechen?
Ja, da gab es eine sehr schöne Begegnung, als wir vor ein paar Wochen vor
Ort waren, um uns die Route anzusehen. Dabei sind wir mit ein paar Menschen
in den anliegenden Cafés ins Gespräch gekommen, unter anderem einem älteren
russischen Anwohner. Wider unsere Erwartungen war er sehr aufgeschlossen
und interessiert an unserer Arbeit. Es ist schön, wenn auch unsere eigenen
Stereotype widerlegt werden.
Gibt es eine:n Sprecher:in, auf die sich die Teilnehmer:innen besonders
freuen können?
Wirklich toll ist, dass Petra Pau, die Vizepräsidentin des Bundestages, uns
mit ihrer Rede und Teilnahme unterstützt. Wir hatten nicht damit gerechnet,
dass sich eine so ranghohe Politikerin für unsere Belange einsetzt.
Außerdem kommt zum Beispiel Kathrin Schultz vom Projekt Lesben stärken in
Marzahn-Hellersdorf. Auch sie wird sicherlich Interessantes berichten.
17 Jul 2020
## AUTOREN
Anna Kühne
## TAGS
Pride Parade
Schwerpunkt LGBTQIA
Berlin Marzahn-Hellersdorf
Christopher Street Day (CSD)
Queer
Queer
Queer
Schwerpunkt Debatte über Kolumne in der taz
Christopher Street Day (CSD)
Kolumne Bewegung
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