# taz.de -- Liebig34-Aktion am Molecule Man: Non-binary Metal Man | |
> Aktivist*innen des queerfeministischen Hausprojekts Liebig 34 haben in | |
> Berlin ein Wahrzeichen verhüllt. Sie protestierten gegen ihre drohende | |
> Räumung. | |
Bild: Befreit von einseitigen Geschlechtszuschreibungen: queerer Molecule-“Ma… | |
BERLIN taz | Das Wichtigste ist das Beweismaterial. In den frühen | |
Morgenstunden des gestrigen Dienstags kletterten acht Aktivist*innen in | |
voller Montur auf die „Molecule Men“-Skulptur, die zwischen Oberbaumbrücke | |
und Elsenbrücke aus der Spree ragt. | |
Der einen der drei überdimensionalen Männerfiguren legten sie dann eine | |
regenbogenfarbene Sturmhaube und einen schwarzen Rock an. Auf dem | |
metallenen Torso des anderen prangte ein Transparent mit den Worten „L34 | |
stays – Wohnraum ist keine Ware“. | |
Die Aktion soll Solidarität mit dem linken Hausprojekt Liebig34 ausdrücken. | |
Vorletztes Wochenende feierte die Liebig ihren 30. Geburtstag. Und das | |
könnte diesmal der letzte gewesen sein: Das Projekt ist derzeit akut von | |
einer Räumung bedroht, wie auch viele andere linke Hausprojekte. | |
Dass der riesige Metallmann kurzum genderqueer wurde, ist nicht nur | |
deswegen passend, weil die Liebig34 ein queerfeministisches Hausprojekt und | |
der Molecule Man Symbol des Patriarchats und der Gentrifizierung zugleich | |
ist. | |
## Vorwurf: Landfriedensbruch | |
Das Coming-out der Skulptur als „widerständige Transperson“ fiel auch exakt | |
auf den internationalen Nonbinary-Day, den Tag, der darauf aufmerksam | |
machen soll, dass es mehr als zwei Geschlechter gibt – der Molecule Man | |
wird zwar als Mann gelesen, muss deswegen aber noch lange kein Cis-Mann | |
sein. | |
In einem Onlinevideo sagt eine der Aktivist*innen: „Wir wollen eine | |
Sichtbarkeit für queere, nichtbinäre und Transmenschen schaffen.“ Einem | |
Schreiben der Aktivist*innen zufolge sind diese Menschen nämlich besonders | |
von Gentrifizierung und Verdrängung betroffen. | |
Nachdem die Medien informiert und die verschönerte Skulptur abfotografiert | |
war, holten die Kletteraktivist*innen ihre Transpis noch vor acht Uhr in | |
der Früh wieder herunter und ruderten zurück ans Ufer – wo sie bereits von | |
einem Dutzend Polizist*innen erwartet wurden. | |
Diese hatten laut der Aktivist*innen zwar anfangs beteuert, lediglich eine | |
Personenkontrolle durchführen zu wollen, sofern diese die Skulptur | |
freiwillig verlassen und ihre Materialien dabei mitbringen würden. | |
## Identitätskontrollen bei Kletter*innen | |
Später standen dann doch schwerere Vorwürfe wie Landfriedensbruch und | |
Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz im Raum. Am Mittag wurde das komplette | |
Klettermaterial beschlagnahmt, die acht Kletter*innen wurden zur | |
Identitätskontrolle mitgenommen. | |
Hat sich das Ganze nun gelohnt? Viele Pendler*innen haben den Anblick wohl | |
knapp verpasst, alle, die nach 9 Uhr das Haus verlassen, sowieso. Aber am | |
wichtigsten ist in Zeiten von Social Media und in Zeiten einer | |
pandemiebedingt eher leeren Stadt doch die mediale Verarbeitung solcher | |
Aktionen. | |
Immerhin reichten die Fotos des geouteten Molecule Man aus, um einen | |
sanften Wirbel auf Twitter zu veranlassen. Der Tagesspiegel berichtete, der | |
Landessender RBB auch. | |
Der Medienauflauf, den eine Aktion der Seebrücke auf der Skulptur im | |
vergangenen Jahr ausgelöst hatte, bei der einer der Skulpturen eine | |
orangefarbene Weste angezogen worden war, blieb dieses Mal hingegen aus. | |
14 Jul 2020 | |
## AUTOREN | |
Anina Ritscher | |
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