Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Trump, Hessen und die Frauenquote: Des Rätsels Lösung
> Hessens Innenminister hält ein rechtes Netzwerk in seiner Polizei
> mittlerweile für möglich. Für die Einsicht hat er ziemlich lange
> gebraucht.
Bild: Die Linken-Politikerin Janine Wissler ist nicht die einzige Politikerin, …
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?
Friedrich Küppersbusch: Vieles haben wir uns damals nicht vorstellen
können.
Und was wird besser in dieser?
„Grünen-Chefin fordert 1 Milliarde für Kultur in Bild am Sonntag.“
Mary Trump rechnet mit ihrem Onkel ab. Kurz darauf urteilt der Supreme
Court, dass die US-Staatsanwaltschaft in die Finanzunterlagen von Trump
gucken darf. Wird es am Ende der Wahlperiode jetzt doch noch brenzlig für
den US-Präsidenten?
Ich biete ein „trotz“ und kaufe ein „wegen“: Alle Trump-Skandale
aufgelistet, Bilanzstrich drunter, Ergebnis: Er ist da. Ein Trump, der sich
mäßigte, entschuldigte, benähme, wäre circa einmal interessant – ungefähr
so wie das erfrischende Schlageralbum von Rammstein. Riskieren wir einen
Blick auf die These, jede einzelne Meldung schaffe dem Unterhaltungsformat
Trump Reichweite und Präsenz. Dann machen wir alles richtig – aus seiner
Sicht. Freie Medien können nichts unterschlagen, doch wenn sie alles
berichten – nutzen sie ihm auch: Mühle auf und zu. Was hilft?
Entertainmentformate sterben, wenn sie „früher auch besser waren“. Doch wer
wollte schreiben, dass „grab them by the pussy“ aber lustiger war damals?
In dieser Perspektive ist Kanye Wests Kandidatur logisch und nur noch
Beiwerk zur Promo für sein neues Album. Freie Medien müssen resignieren und
sich danach durch den Milchreisberg der Sachthemen fressen.
Die ersten Kreuzfahrtschiffe stechen kommende Woche wieder in See. Wären
Sie gern dabei?
Wer es mögen würde, im Linienbus eine Woche im Kreis rumzubrummen, ohne
eine Haltestelle anzufahren, kann einen Eimer Wasser und ein Fischbrötchen
mitnehmen. Wird so ähnlich.
Mit der Neubelebung stillgelegter Eisenbahnstrecken können nach
Einschätzung des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen mehr als drei
Millionen Menschen in Deutschland wieder ans Schienennetz angebunden
werden. Ist das so was wie „Hartz IV war vielleicht doch keine so gute
Idee“ für die Verkehrspolitik?
Viele Schienen schienen unnütz, solange die Bahn neoliberal mit Profit
rechnete. Allerdings hat dieser D-Zug einen Bremsweg wie ein D-Zug. Nun
gibt es: einerseits das kleinteilige Wiederauferstehungskonzept der
Nahverkehrsunternehmen und Eisenbahnfreunde. Andererseits der gewohnt
protzige Auftritt „Schienenpakt“ des Verkehrsministers. Scheuer kann nur
teuer und zielt auf Fernkunden und Neubau. Die Freunde des Dorfbahnhofs
dagegen hoffen im Regionalverkehr auf Millionen Auto-Dissidenten. Klingt
fachchinesich, aber – beides gut. Der Zug zur Vernunft steht abfahrbereit,
hoffentlich ist beim Ministerium mit Anschluss zu rechnen.
Nach den Nazi-Drohmails an die Linkenvorsitzende Janine Wissler hält
Hessens Innenminister Peter Beuth nun doch ein rechtes Netzwerk bei der
hessischen Polizei für möglich. Würden Sie eventuelle Versäumnisse des
Ministers Beuth für uns zusammentragen?
Das hessische Innenministerium rätselt seit zwei Jahren, [1][wer in einer
Frankfurter Polizeiwache illegal Daten abgerufen hat]. Und wiederholt die
Übung seit Februar mit einer Wiesbadener Wache. Beuth schimpft auf sein
LKA, das den neuerlichen Vorgang verschwiegen habe. Erstens: Als
Innenminister verantwortet er auch das. Zweitens: Hier suchen Leute nach
einer Nazi-Struktur in der Polizei, die offenbar selbst Teil einer
Schweigestruktur in der Polizei sind. Drittens: Nach dem Ermittlungs-GAU
„Dönermorde“ und erst recht dem Mord an Lübcke hat es etwas von verwirkter
Bewährungsstrafe.
Bei der CDU liegt das Durchschnittsalter der Mitglieder bei über 60, nur
ein Viertel sind Frauen. Warum brauchen die Schwarzen eigentlich so lang,
um ihre Partei mittels [2][Frauenquote vor dem Aussterben zu retten]?
Nennen wir es „Das Vermächtnis der Dr. M.“: Im Dezember folgt welcher Mann
auch immer, und in seiner Wahl wird das Gefühl vieler CDU-Veteranen
dröhnen: „In diesem Tätigkeitsbereich sind Männer unterrepräsentiert.“ …
2000. Merkel, von der Leyen, AKK – die Sogwirkung der führenden Frauen war
bisher mäßig, 20 Prozent Frauenanteil hatte die CDU schon in den sechziger
Jahren. Die Quote, wenn sie denn kommt, wirkt wie: Die Altbäuerin kauft
noch mehr sehr viel Saatgut ein – bevor sie ins Austragstüberl zieht.
Und was machen die Borussen?
Der BVB bringt die Fans zum Rasen. Der besteht aus 15 Prozent Kunststoff.
Interessante Metapher.
Fragen: Carolina Schwarz, Ambros Waibel
13 Jul 2020
## LINKS
[1] /Solidaritaetsbekundung-mit-Wissler/!5693934
[2] /Frauenquote-fuer-die-CDU/!5698553
## AUTOREN
Friedrich Küppersbusch
## TAGS
Kolumne Die Woche
Friedrich Küppersbusch
Hessen
CDU
Frauenquote
Schwerpunkt Rassismus
Rechtsextremismus
Polizei Thüringen
Kolumne Die Woche
Kolumne Die Woche
Kolumne Die Woche
## ARTIKEL ZUM THEMA
Mordprozess im Fall Lübcke: „Es hat uns innerlich zerrissen“
Im Prozess um den Lübcke-Mord schildert dessen Sohn am Dienstag den tiefen
Schmerz der Familie. Indes entpflichtet das Gericht einen Verteidiger.
Drohmails gegen Politiker*innen: „Keine bedauerlichen Einzelfälle“
Die SPD-Chefin Esken fordert ein konsequenteres Vorgehen gegen
Rechtsextremismus bei der Polizei. Die Frankfurter Staatsanwaltschaft
ermittelt gegen rechte Drohschreiben.
Freiheitsstrafe für Thüringer Polizisten: Erschreckendes Tatbild
Es begann mit einer Verkehrskontrolle und endete mit einer Vergewaltigung.
Jetzt wurden die thüringischen Beamten verurteilt.
AKK, Kohle und die Talkshowpause: Gewissensprüfung für die Bundeswehr
Alle wissen, dass der „Bürger in Uniform“ das bessere Konzept wäre. Aber
keiner traut sich dran. Dann reden wir halt über Daimler-Dividenden.
Klöckner, Gipfel und Corona-Sorgen: Die Ministerin flüstert
Ein Fleischwunder wird es wohl nicht geben. Aber Gütersloh wird dafür
vielleicht Urlaubsziel. Diese und weitere Themen – hier frisch auf den
Tisch.
Tönnies, Aufrüstung und R-Werte: Vorschläge für den Wurstausstieg
Nach dem Corona-Ausbruch in der Großschlachterei von Tönnies wird die
Branche durch den Fleischwolf gedreht, die Bundeswehr will indes aufrüsten.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.