# taz.de -- Radprofi über Formaufbau: Vorbereitung im Konjunktiv | |
> Radsportler Maximilian Schachmann wollte bei Olympia eine Medaille | |
> gewinnen. Die Corona-Pandemie lässt ihn auf diesen Höhenpunkt etwas | |
> länger warten. | |
Bild: Fidel an der Spitze: Max Schachmann Mitte März im Gelben Trikot bei der … | |
Am 25. Juli hätte in Tokio das Straßenrennen im Radsport der Männer | |
stattgefunden. 234 Kilometer mit etwa 4.800 Höhenmetern, auch über | |
Ausläufer des mythischen Vulkans Fuji hätte es gehen sollen. Der Berliner | |
Radprofi Max Schachmann hatte sich gute Chancen auf eine Medaille | |
ausgerechnet. „[1][Die Strecke] wäre meinen Fähigkeiten entgegengekommen. | |
Der lange Anstieg war ja noch ein ganzes Stück vor dem Ziel. Und bis zum | |
Ziel hätte es ein Profil wie bei den Ardennenklassikern gegeben“, erzählt | |
er der taz. In diesen Tagen hätte er sich auf den Weg nach Japan gemacht. | |
„Geplant war, dass ich etwa zwei Wochen vorher hinfahre“, sagt er. | |
Statt sich auf Japan vorzubereiten, trainiert er jetzt aber in den Bergen | |
am Bodensee und muss auf seine Saisonhöhepunkte etwas länger warten. „Mein | |
erstes Rennen nach dem Lockdown werden die [2][Strade Bianche] in | |
Italien“, blickt er voraus. Danach kommt die [3][Tour de France. Statt wie | |
üblich im Juli, also jetzt, findet sie von Ende August bis Mitte September | |
statt.] Wenn sie denn stattfindet. Gewissheit hat darüber momentan niemand. | |
## Futsch war der Fuji | |
Schachmann wertet es als Zeichen einer neu gewonnenen Stabilität, dass es | |
in den vergangenen Wochen ruhiger um den Radsport geworden ist. „Die | |
Nachrichten sind spärlicher geworden, es gab keine neuen Informationen über | |
Absagen oder Verschiebungen von Rennen“, sagt er. Der provisorische | |
Rennkalender vom Weltradsportverband UCI gilt noch. „Generell ist in Europa | |
der Verlauf positiv. Es wurde gelockert. Und dort, wo es Ausreißer nach | |
oben gab, in den Fleischfabriken von Tönnies oder der Partyszene von | |
Zürich, handelte es sich um lokale Events, die man gut begrenzen konnte“, | |
blickt der Radprofi auf die allgemeine Pandemielage. | |
Daraus schöpft er vorsichtige Hoffnung für seinen Sport: „Wenn die Rennen | |
so stattfinden, wie sie jetzt geplant sind, war es zwar kein gutes Jahr für | |
den Sport, aber die wirtschaftlichen Folgen sollten sich in Grenzen halten. | |
Fallen aber die Rennen aus, werden wir die wirtschaftlichen Auswirkungen | |
sicher noch in den nächsten Jahren spüren.“ | |
Den Lockdown hat Schachmann vergleichsweise gut überstanden. „Ich konnte | |
die ganze Zeit draußen trainieren. Manche Kollegen in Italien oder Spanien | |
konnten dies leider nicht“, sagt er. Seine Form ist gut, er konnte sie | |
gezielt verbessern. Als die taz mit ihm im April sprach, zu dem Zeitpunkt, | |
zu dem sein Lieblingsklassiker Lüttich–Bastogne–Lüttich, bei dem er im | |
letzten Jahr Dritter geworden war, stattgefunden hätte, berichtete er von | |
Topleistungswerten. Auch bei virtuellen Rennen bestätigte er seine gute | |
Verfassung. | |
## Tret-Event im Wohnzimmer | |
Er wurde Ende April Fünfter beim letzten Tagesabschnitt der Digital Swiss, | |
der Onlinevariante der Tour de Suisse. Ein Freund virtueller Rennen wurde | |
er dabei aber nicht. „Es war gut zur Überbrückung, besonders für die | |
Fahrer, die gar nicht draußen trainieren konnten. Aber ich freue mich auf | |
die Rennen draußen und werde sicher kein Freund der virtuellen Rennen“, | |
sagt er. Solche Rennen sind schließlich kaum mehr als sture Tret-Events, | |
Einzelzeitfahren mit Liveübermittlung der Daten. Teamtaktik und Fahrtechnik | |
spielen keine Rolle. | |
Für den neuen Offlinekalender war Schachmann mit seinem Team | |
Bora-hansgrohe bereits im Trainingslager, ausgerechnet in der früheren | |
Hotspot-Region im Ötztal. Zwei Hotels wurden extra für das Team geöffnet, | |
das Personal wurde auf Corona getestet, Rennfahrer und Betreuer natürlich | |
auch. Unterbringung und Training erfolgten in Kleingruppen, um bei | |
positiven Fällen nicht das komplette Team in Quarantäne stecken zu müssen. | |
Trotz dieser pandemiebedingten Einschränkungen stellte sich aber schnell | |
Normalität her. Die Rennfahrer spulten ihr Programm ab. „Wir hatten nur | |
etwas Pech mit dem Wetter. Regen auf 2.000 Meter Höhe bedeutet ja, dass die | |
Temperaturen schnell auf 5 Grad sinken. Aber wir konnten die Regenwolken | |
gut umfahren“, schildert Schachmann die Ereignisse in Österreich vom | |
Trainingslager. | |
Olympia ist aus seinem Bewusstsein komplett verschwunden. „Ich weiß schon | |
gar nicht mehr genau, wann ich eigentlich aufbrechen wollte“, erzählt er | |
lachend. Ohnehin wäre es für ihn nur ein kleines olympisches Erlebnis | |
gewesen. „So, wie es geplant war, wären wir weit weg vom olympischen Dorf | |
untergebracht gewesen, in einem Hotel in der Nähe der Strecke. Wir wären | |
auch gleich danach abgereist, noch vor der Abschlussfeier, weil für mich | |
auch noch die Vuelta in Spanien vorgesehen war“, sagt er. [4][Im Jahr 2021] | |
wird das Unterbringungsszenario wohl ähnlich sein. Für echte olympische | |
Erlebnisse müsste Schachmann also bis 2024 warten. | |
12 Jul 2020 | |
## LINKS | |
[1] https://www.cyclingweekly.com/news/racing/olympics/olympic-cycling-race-rou… | |
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Strade_Bianche | |
[3] /Tour-de-France-soll-stattfinden/!5673420 | |
[4] /-Corona-News-am-Montag-/!5675117 | |
## AUTOREN | |
Tom Mustroph | |
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