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# taz.de -- Sturzorgie bei der Tour de France: Schmierige Straßen
> Zum verregneten Auftakt der Tour de France können sich die Profis kaum
> auf den Rädern halten. Drei Fahrer scheiden aus, andere fahren verletzt
> weiter.
Bild: Erst gestürzt, dann Zeitlimit überschritten: Radfprofi John Degenkolb
Schnell hatte Simon Geschke im Ziel in Nizza wieder die Maske
übergestreift. Das Rennen hatte er natürlich ohne das Mund-Nasen-Textil
bestreiten dürfen. Der Mixed Zone mit den Reportern näherte er sich aber
wieder im vorgeschriebenen Pandemie-Outfit. „Ich bin froh, dass ich ohne
Sturz durchgekommen bin. [1][Denn die Straßen waren extrem glatt]. Selbst
beim Antreten nach der Kurve hat man gemerkt, wie das Hinterrad
durchdreht“, sagte er der taz.
Geschke gehörte zu den wenigen Fahrern, die an diesem regnerischen Auftakt
keine Berührung mit dem Asphalt hatten. Richtig schlimm ging es für John
Degenkolb aus. Der Frankfurter verpasste nach seinem Sturz das Zeitlimit
und war am Sonntagmittag schon am Flughafen. „Ich bin super enttäuscht,
dass meine Tour de France jetzt schon zu Ende ist“, teilte er [2][per
Videobotschaft] mit. „Der Sturz war eigentlich hinter mir. Aber dann
schlitterte jemand von hinten in mich rein und riss mir das Rad weg. Ich
konnte nichts machen“, beschrieb er den Hergang.
An beiden Knien und beiden Ellenbogen verletzt, machte er sich an die
Aufholjagd. Aber der Schmerz vor allem im rechten Knie war so stark, dass
er die Pedale nicht wie gewohnt treten konnte und das Zeitlimit zwei
Minuten überschritt. Ebenfalls ausgeschieden sind wegen Sturzverletzungen
sein Lotto-Soudal-Teamkollege Philippe Gilbert und der Spanier Rafael
Valls.
Ihr Pech ließ vergessen, dass wenige Stunden zuvor noch eine andere Sorge
das Peloton belastet hatte. Es war die Sorge um einen möglichen
Tour-de-France-Ausschluss wegen eines positiven Coronatests. Zahlreiche
positive Fälle hatte es gegeben, unter anderem bei den Teams Israel
Start-Up Nation, Bora-hansgrohe, AG2R und Lotto Soudal. In all diesen
Fällen brachten nachfolgende Tests aber negative Resultate. Dies war auch
bei den beiden Betreuern aus Degenkolbs Rennstall Lotto Soudal so, die
sogar die Tour noch vorm Start verlassen hatten. Auch sie, wie auch die
ebenfalls nach Hause geschickten Zimmerkollegen, lieferten negative
Ergebnisse.
## Falsch positive Tests
Die beiden – falsch positiven – Fälle führten immerhin nicht zum Ausschlu…
des gesamten Rennstalls. Diese Regel gilt nur bei der laufender Tour. Sie
wurde auf Druck vieler Teams aber abgeschwächt. „Jetzt ist es so, dass bei
zwei positiven Fällen in sieben Tagen das Team die Tour verlassen muss“,
erklärte Ralph Denk, Teamchef von Bora-hansgrohe, das Procedere. Denk
zeigte sich auch erfreut, dass jetzt Nachtests bei positiven Ergebnissen
möglich sind. „Man steht dabei zeitlich ziemlich unter Druck für die
nächste Etappe. Wenn die Zeit reicht, dann wird es eine Nachtestung geben.
Wenn nicht, ist man raus. Aber das ist schon einmal ein guter Kompromiss“,
meinte Denk.
Ansonsten bot der Grand Depart eine Mischung aus bekannten und gänzlich
neuen Bildern. Es gab eine VIP-Zone mit Ehrengästen im Zielbereich, sie war
aber kleiner als sonst. Kleiner dimensioniert war auch die Werbekarawane.
Nur wenige Fahrzeuge durften Werbegeschenke unters Volk bringen. Die
gewohnten Klatschpappen waren nicht darunter. Das führte zu einer
Atmosphäre, in der man sein eigenes Wort mal wieder verstehen konnte.
Gewöhnlich ist dies in den heißen Zonen an Start und Ziel einer Touretappe
nicht der Fall. Man fühlte sich eher auf einem Klassik Open Air als bei
einem Mega-Radsportevent, das übrigens der norwegische Sprinter Alexander
Kristoff gewann.
Unter Pandemiegesichtspunkten kann man den Auftakt durchaus als geglückt
betrachten. Die Maschine ist ins Rollen gekommen. Und wer Zweifel daran
hatte, für den hielt der französische Erziehungsminister Jean-Michel
Blanquer eine patriotische Antwort bereit. Die Tour sei, so meinte er, „ein
Zeichen, dass wir mit dem Leben weitermachen, ein Zeichen der
Widerstandsfähigkeit unserer Gesellschaft“. Das neue Normal in Gelb also.
Alt und vetraut waren hingegen die vielen Stürze auf regennasser Straße.
30 Aug 2020
## LINKS
[1] https://www.youtube.com/watch?v=foPnGBy9iPc
[2] https://www.sportschau.de/tourdefrance/video-degenkolb-ueber-sein-tour-aus-…
## AUTOREN
Tom Mustroph
## TAGS
Tour de France
Radsport
Verletzungsgefahr
Tour de France
Radsport
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
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