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# taz.de -- Massengräber in Burkina Faso: Eiskalt erschossen
> Rund um die Stadt Djibou wurden 180 männliche Leichen entdeckt.
> Aktivist*innen für Menschenrecht vermuten die Täter in den Reihen der
> Armee.
Bild: In der Stadt Djibou wurden Anfang April 31 Männer ermordet
Cotonou taz | Ihre Hände wurden auf den Rücken gefesselt, die Augen waren
verbunden, die Todesursache: Schüsse. So beschreiben laut
Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) Augenzeug*innen die
Leichen, die sie in Massengräbern rund um die Stadt Djibou im Norden
[1][Burkina Fasos] entdeckt haben.
Mindestens 180 sind es. Alle Opfer sind Männer, die zwischen November 2019
und Juni 2020 hingerichtet wurden. Verscharrt wurden sie in kleinen Gruppen
auf unbebauten Grundstücken, unter Brücken und auf Feldern in einem Umkreis
von fünf Kilometern.
Die Mühe, sie so gut es geht zu verstecken, machte sich offenbar niemand.
Immer wieder heißt es, dass Leichen entlang der Hauptverkehrsstraßen lagen.
Nach Einschätzung der Augenzeug*innen muss es sich aufgrund der Kleidung um
Peulh, die im anglophonen Afrika Fulani genannt werden, handeln. Etwa zehn
sollen in der Stadt namentlich bekannt gewesen sein.
Die mutmaßlichen Täter sind nach Einschätzung der Menschenrechtler*innen in
den Reihen der Armee zu finden. Seit Monaten werden die Sicherheitskräfte
in Burkina Faso sowie in den Nachbarländern Mali und Niger für
Hinrichtungen ohne Beweisaufnahme, Strafverfahren und Verteidiger*innen an
Zivilist*innen verantwortlich gemacht.
## Verbindungen zu Al Qaida
In Djibou, noch bis vor ein paar Jahren zentrale und lebendige Marktstadt
in der Nähe der Grenze zu Mali, sorgte vor allem eine Hinrichtung Anfang
April international für Aufmerksamkeit: Gleich 31 Männer wurden ermordet.
Die Anschuldigungen lauten immer gleich: Den Opfern wird vorgeworfen,
Mitglieder von Terrormilizen zu sein. Seit 2016 sind in Burkina Faso
[2][Gruppierungen] aktiv, die Verbindungen zur Al Qaida und dem Islamischen
Staat haben. Über die Region Sahel, in der Djibou liegt, dürfte sich auch
die Gruppe für die Unterstützung des Islams und der Muslime (JNIM) von Mali
in das Land, das einst als Stabilitätgarant im Sahel galt, ausgebreitet
haben.
Beweise für die Anschuldigungen finden sich jedoch selten. Bewohner*innen
von Djibou sagen, dass viele der Opfer im Rahmen von Militäroperationen
verhaftet wurden. Auch soll es sich um Binnenflüchtlinge handeln, die in
den vergangenen Monaten aufgrund der fortschreitenden Gewalt ihre
Heimatdörfer verlassen haben.
Rund zehn Kilometer südlich der Stadt liegt außerdem das Flüchtlingscamp
Mentao, in dem rund 6500 malische Flüchtlinge untergebracht sind. Es wurde
im Frühjahr 2012 nach der Ausbreitung islamistischer Gruppierungen im
Norden Malis eröffnet.
## Exhumierung gefordert
Anfang Mai stürmten burkinische Sicherheitskräfte auch dieses Camp auf der
Suche nach mutmaßlichen Kompliz*innen von Bewaffneten. Mindestens 32
Menschen wurden dabei verletzt.
Human Rights Watch fordert die burkinische Regierung auf, die Leichen von
Djibou zu exhumieren und mithilfe der Vereinten Nationen und
internationaler Partner*innen die Gräber zu analysieren, ohne dabei
Beweismaterial zu vernichten. Auch sei es wichtig, die mutmaßlichen
Täter*innen zur Verantwortung zu ziehen und die Untersuchungsergebnisse
öffentlich zu machen.
9 Jul 2020
## LINKS
[1] /Anschlaege-in-Burkina-Faso/!5621058
[2] /Uebergriffe-in-Mali-und-Burkina-Faso/!5688710
## AUTOREN
Katrin Gänsler
## TAGS
Burkina Faso
Human Rights Watch
Massengräber
Al Qaida
Burkina Faso
Mali
Terror
Schwerpunkt Islamistischer Terror
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