| # taz.de -- Giffeys Gleichstellungsstrategie: Ernüchternd nichtssagend | |
| > Was das Grundgesetz seit 25 Jahren festschreibt, wird Giffeys Strategie | |
| > nicht leisten: die Gleichstellung der Geschlechter durchzusetzen. | |
| Bild: Geschlechtergerechter Haushalt? – Nicht verpflichtend | |
| Es ist schon deprimierend, wenn ein Vorhaben als großer Wurf verkauft | |
| werden muss, das das Grundgesetz seit rund 25 Jahren festschreibt: Die | |
| Verpflichtung des Staates, [1][die Gleichberechtigung der Geschlechter] | |
| nicht nur zu behaupten, sondern auch durchzusetzen. Die | |
| Gleichstellungsstrategie der Bundesregierung, die sich auf die Fahnen | |
| schreibt, genau das zu tun, ist so ein Vorhaben. | |
| Als „Meilenstein“ bezeichnete Frauenministerin Franziska Giffey die | |
| Strategie – und gut, kann man sagen, leider fördert der Staat die | |
| Gleichstellung bisher nunmal nicht angemessen, da muss also nachgeholfen | |
| werden. Anrechnen immerhin kann man Giffey insofern die Bemühung, | |
| Gleichstellungspolitik als Querschnittsthema zu verankern. Im Ergebnis | |
| allerdings bleibt die Strategie vor allem eins: ernüchternd. | |
| Die 67 Maßnahmen, die die Strategie Punkt für Punkt auflistet, entsprechen | |
| dem Koalitionsvertrag. Darüber hinausgehende Ziele sind so nichtssagend | |
| formuliert, dass sie oft keine mehr sind: Das Thema [2][Parität im | |
| Wahlrecht] beispielsweise, ein Trauerspiel der Regierungspolitik, gerinnt | |
| zur Aussage: „Dem rückläufigen Anteil von Frauen in den Parlamenten wollen | |
| wir gegensteuern.“ Nur wie? Und wann? Und mit wem? | |
| Ein geschlechtergerechter Haushalt? Nicht verpflichtend. Eine Beratung der | |
| Ressorts, um Gender Mainstreaming bei Gesetzen im Blick zu behalten? | |
| Fehlanzeige. Zukunftsperspektiven über diese Legislatur hinaus? Nope. Und | |
| das Ehegattensplitting, eine der großen Geschlechterungerechtigkeiten der | |
| Zeit? Wird – zum Leidwesen Giffeys – nicht einmal erwähnt. | |
| Was die Strategie kann, ist, den Anspruch zu verankern, dass | |
| [3][Gleichstellungspolitik] eine Querschnittsaufgabe sein muss. Und | |
| zumindest das Augenmerk auf die Tatsache zu richten, dass sie auch | |
| Grundlage allen Regierungshandelns sein müsste. Doch was das Grundgesetz | |
| seit 25 Jahren festschreibt, wird sie nicht leisten können: die | |
| Gleichstellung der Geschlechter tatsächlich durchzusetzen. | |
| 8 Jul 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Patricia Hecht | |
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