# taz.de -- Rapper Kanye West will Präsident werden: Ooops he did it again | |
> US-Rapper Kanye West verkündet seine Präsidentschaftskandidatur – wieder | |
> einmal. Für die Medien ist das eine Herausforderung. | |
Bild: Kanye West 2018 zu Besuch im Oval Office, seinem Wunscharbeitsplatz | |
Meint er das ernst? Eine Frage, die sich viele Menschen in den vergangenen | |
Tagen gestellt haben. Der US-amerikanische Rapper Kanye West kündigte | |
[1][am 4. Juli] seine Präsidentschaftskandidatur an. Wie es sich für einen | |
künftigen Präsidenten gehört [2][via Twitter]: „We must now realize the | |
promise of America by trusting God, unifying our vision and building our | |
future. I am running for president of the United States.“ Versehen mit dem | |
Hashtag #2020Vision. | |
Schon 2015 verkündete er bei den MTV Music Awards, 2020 als Präsident zu | |
kandidieren. Als er kurz darauf zum Trump-Supporter wurde und sich mit ihm | |
im Trump Tower traf, verschob er seine Kandidatur auf 2024. Daraufhin | |
folgten Jahre, in denen er Trump abwechselnd unterstützte [3][oder sich von | |
ihm distanzierte], Besuche im Oval Office gefolgt von gelöschten Fotos mit | |
dem Präsidenten. Und nun also doch 2020. | |
Während die einen darin bloß eine PR-Aktion für Wests neues Album sehen, | |
fürchten andere, er könne damit dem demokratischen Kandidaten Joe Biden | |
Stimmen der Schwarzen Wähler:innen wegnehmen. Würde der anständige | |
Politik für Schwarze Menschen machen und ein [4][anti-rassistisches | |
Medizin-, Bildungs- und Polizeiwesen] fordern, hätte er vermutlich wenig | |
von West zu befürchten. | |
Auch ob Donald Trump von dieser Aktion eher profitiert oder Schaden nimmt, | |
wird diskutiert. Der [5][Tesla-Unternehmer Elon Musk] sagte West auf jeden | |
Fall prompt seine Unterstützung zu, ebenso wie Wests Ehefrau Kim | |
Kardashian, und auch Unternehmer Mark Cuban scheint nicht abgeneigt. Drei | |
Milliardär:innen hätte West also schon einmal auf seiner Seite. | |
## Noch viel zu tun | |
Doch bis zum Wahltag sind es nur noch knapp 120 Tage. Und es gäbe noch | |
einige Hürden zu meistern, damit Wests Name am 3. November auf dem | |
Wahlzettel steht. Entweder müsste er auf die Unterstützung einer kleinen | |
Partei hoffen oder als unabhängiger Kandidat antreten. Die Frist für die | |
Registrierung ist jedoch in sechs Bundesstaaten schon abgelaufen, wie in | |
New Mexico oder North Carolina. Um es in den anderen Bundesstaaten noch vor | |
August beziehungsweise September zu schaffen, bräuchte er massive Hilfe, um | |
die nötigen Zehntausenden Unterschriften zu bekommen. | |
Das Ganze scheint auf den ersten Blick eher aussichtslos zu sein. Die | |
Frage, wie man als Medien, Politik und Gesellschaft mit solch einer | |
Kandidatur umgehen sollte, stellt sich trotzdem. Denn die USA haben nicht | |
nur Erfahrungen mit Kandidaten aus der Unterhaltungsbranche (Ronald Reagan, | |
Arnold Schwarzenegger, Donald Trump), sondern auch damit, bizarr | |
erscheinende Kandidaten zu unterschätzen. | |
Kanye West ist Rapper, Producer, Songwriter und Modedesigner: Er gilt als | |
einer der einflussreichsten Musiker:innen unserer Zeit. Doch neben | |
seiner Musik, ist West in den vergangenen Jahren vor allem durch | |
Kontroversen aufgefallen. Mit seinem Support für Donald Trump zog er den | |
Hass vieler Fans auf sich. Und nicht nur das. 2018 implizierte er, dass | |
Schwarze Menschen eine Mitverantwortung für ihre jahrhundertelange | |
Versklavung hätten, Jahre zuvor sagte er, Aids sei eine von Menschen | |
gemachte Krankheit, und in seinem aktuellen Album „Jesus is King“ spricht | |
er sich gegen Schwangerschaftsabbrüche aus. | |
Doch die Figur Kanye West ist schwer zu fassen. Denn als erfolgreicher | |
Schwarzer Rapper ist er für viele eine wichtige Identifikationsfigur. | |
Schon vor 15 Jahren kritisierte er die Bush-Regierung im Umgang mit dem | |
Hurricane „Katrina“: Die unterlassene Hilfe der Regierung sei rassistisch. | |
Auch in der Musikbranche wies er immer wieder auf rassistische Strukturen | |
hin. Anfang Juni nahm er an „Black Lives Matter“-Protesten teil und | |
spendete zwei Millionen Dollar an die Familien von Ahmaud Arbery, Breonna | |
Taylor und George Floyd. | |
Diese Widersprüche machen ihn nicht gerade zu einem qualifizierten | |
Präsidentschaftskandidaten, doch für Medien ist es ein schmaler Grad, | |
einerseits Wests Kandidatur nicht zu unterschätzen und gleichzeitig nicht | |
über jedes Stöckchen zu springen. | |
6 Jul 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Trumps-Rede-zum-4-Juli/!5693919 | |
[2] https://twitter.com/kanyewest/status/1279575273365594112?s=20 | |
[3] /Kanye-West-distanziert-sich-von-Trump/!5547397 | |
[4] /Rassismusdebatte-in-den-USA/!5691580 | |
[5] /Tesla-Fabrik-in-Brandenburg/!5659315 | |
## AUTOREN | |
Carolina Schwarz | |
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