| # taz.de -- Beatles-Drummer Ringo Starr wird 80: Er ist ein ganz feiner Kerl | |
| > Ringo Starr, der Drummer mit den schönsten Koteletten, feiert seinen 80. | |
| > Geburtstag. Wir gratulieren und fragen uns: „What goes on in your heart?“ | |
| Bild: Ringo Starr 1965, drei Jahre nachdem er bei den Beatles eingestiegen war | |
| In der „Trivial Pursuit – [1][The Beatles] Edition“ gibt es sechs | |
| Kategorien. Die erste, für die es das blaue Tortenstück gäbe, heißt | |
| schlicht „John, Paul, George or Ringo“. Und wenn man die Antwort auf eine | |
| der Nerd-Fragen nicht kennt, ist man mit „Ringo“ gut beraten: Ringo ist | |
| derjenige, der im Film „A Hard Day’s Night“ am meisten Fanpost bekommt. | |
| Ringo sagte auf die Frage, was er von Beethoven halte: „Toll, vor allem | |
| seine Gedichte.“ Ringo suchte als Einziger nicht mit aus, welche Personen | |
| der [2][Zeitgeschichte auf das „Sgt. Pepper“-Cover] durften. Und Ringo | |
| sang ziemlich schief auf „What goes on“. | |
| Ringo zeigte auch kurz den Hitlergruß im genannten Beatlesfilm – diese | |
| Tatsache hat bei „Trivial Pursuit“ keinen Einzug gefunden, man darf sie | |
| jedoch sicher als juvenil-britische und klassisch-antideutsche | |
| Provokation abtun. Seine Lieblingsgeste ist in den letzten 50 Jahren | |
| jedenfalls das Friedenszeichen geworden: „Peace & Love“ ist seine | |
| Standardformel zur Begrüßung und auf Fotos. | |
| Richard Starkey, geboren vor heute 80 Jahren in eine Liverpooler | |
| Arbeiterfamilie, hatte den Krieg gegen Deutschland mit dem ersten Atemzug | |
| aufgesogen: Seine Mutter Elsie, so erzählt es Hunter Davies in der | |
| Beatles-Biografie „All you Need is Love“, habe die Sirenen der beginnenden | |
| Luftangriffe im Krankenhaus gehört, als sie sich von der Entbindung | |
| erholte. | |
| ## Vom Schlosserlehring zum Schlagzeuger | |
| Ringos Eltern trennten sich früh. Weil er bei einem Krankenhausaufenthalt | |
| eine Trommel geschenkt bekam, lernte er etwas später, als | |
| Schlosserlehrling, das Schlagzeugspielen. Er begann mit 16, Fingerringe zu | |
| tragen, und trat mit 19 der Liverpooler Skiffle-Gruppe Rory Storm and the | |
| Hurricanes bei. | |
| Mit 20 nannte er sich „Ringo Starr“, ein Jahr später machte er die | |
| Bekanntschaft der Beatles, junge Typen aus einer ähnlichen Mischpoke. Und | |
| als diese einen neuen Drummer brauchten, weil sie sich – je nach | |
| beatleshistorischer Mär – aus profanem Lookismus, aus musikalischen oder | |
| auch aus psychologischen Gründen von Pete Best getrennt hatten, wurde der | |
| amüsante, umgängliche, dankbare Ringo gefragt. Seine Koteletten, so habe es | |
| John ihm am Telefon erklärt, dürfe er behalten. | |
| Darauf folgten [3][die knapp acht Ausnahmejahre], der Erfolg, der | |
| kreischende Wahnsinn, die musikalischen Höhenflüge, das „I got blisters on | |
| my fingers!“, das Miterleben, wie die Band sich zerfleischt, das Ende. Und | |
| dann 50 Jahre Post-Beatles-Rekonvaleszenz. | |
| Mit Filmen (in denen er neben Popkollegen und Filmstars wie Harry Nilsson, | |
| Roger Daltrey oder Peter Sellers spielte), mit ein paar Hits wie „It don’t | |
| come easy“ (komponiert mit George Harrison), mit einigen leidlich | |
| erfolgreichen Soloalben, mit der Ermordung von John Lennon 1980, nach der | |
| Starr und seine jetzige Frau Barbara Bach umgehend nach New York flogen, um | |
| an Yoko Onos Seite zu sein. | |
| ## Alkohol, Transzendentale Meditation, Halls of Fames | |
| Mit einem Sohn, der ebenfalls trommelt. Mit All-Star- und | |
| Friedenskonzerten, einer überwundenen Alkoholsucht, dem Interesse an | |
| Transzendentaler Meditation; mit Songs, bei denen nach wie vor Harrison und | |
| McCartney halfen, mit der Aufnahme in die „Percussive Arts Society Hall of | |
| Fame“, einer Ehre, die dem soliden, gefühlvollen, musikalisch ungewöhnlich | |
| zurückhaltenden Schlagzeuger spät, im Jahr 2002, zuteil wurde. In die „Rock | |
| ’n’ Roll Hall of Fame“ ließen sie Ringo gar erst 2015, lange nach allen | |
| anderen Beatles. | |
| Ringo hat nicht vergessen, wie zufällig das Leben spielt. Er scheint | |
| einverstanden damit zu sein, acht Jahrzehnte in den Augen vieler auf jene | |
| merkwürdigen acht Jahre zusammengeschnurrt zu sehen. | |
| In Interviews sagt er auch heute noch, dass er sich Geschwister gewünscht, | |
| seine Bandmitglieder darum „geliebt wie Brüder“, und „in der besten Band | |
| der Welt gespielt“ habe. Zum heutigen runden Geburtstag kündigte er ein | |
| Streamingkonzert an, selbstredend ist Sir Paul McCartney mit von der Partie | |
| – wahrscheinlich hat Ringo seinen Freund im Kurzwahlspeicher seines | |
| Festnetztelefons auf Position eins (Oder zwei, hinter Yoko). | |
| ## „Where are the Beatles?“ | |
| Zudem verlost Ringo eine 15-minütige Zoom-Konferenz, bei der man ihn alles | |
| fragen darf. Bestimmt würde er bereitwillig Fragen aus der „Trivial Pursuit | |
| – The Beatles Edition“ beantworten, vielleicht würde ihn das Wimmelbuch | |
| „Where are the Beatles?“ amüsieren, oder ein Beatles-Puzzle. | |
| Vielleicht hätte er sogar ein paar hübsche [4][Gedanken zum Film | |
| „Yesterday“ (2019]), in dem die Beatles nur in der Erinnerung eines | |
| einzigen Menschen existierten. Das Drehbuch, sagte Regisseur Danny Boyle, | |
| sei jedenfalls von Starr gutgeheißen worden. | |
| Ringo Starr ist einer von vier Gründen, wieso die Stadt Liverpool mehr als | |
| Fußball repräsentiert. Jürgen Klopp, Trainer des erfolgreichen Fußballclubs | |
| LFC, wird neuerdings in der Presse auch als „5. Beatle“ bezeichnet – nach | |
| Beatles-Weggefährten wie dem Bassisten Stu Sutcliffe, dem Produzenten | |
| George Martin oder dem Manager Brian Epstein. | |
| Ringo fliegt garantiert regelmäßig um die Welt und gießt die Gräber jener | |
| absenten Bandmitglieder und Begleiter*innen. Er ist nämlich ein ganz, | |
| ganz feiner Kerl. | |
| 7 Jul 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Jenni Zylka | |
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