# taz.de -- Kompatibilität von Corona-App: Nicht so smart | |
> Die Corona-App lässt sich auf älteren Geräten nicht installieren. Damit | |
> werden genau die falschen Leute ausgeschlossen. | |
Bild: Google und Apple haben ein Interesse daran, dass vor allem neue Telefone … | |
Für einige war es erst mal eine Enttäuschung: Mehrere Nutzer:innen, die die | |
[1][Corona-Nachverfolgungs-App] auf ihrem Smartphone installieren wollten, | |
[2][konnten das nicht tun]. Denn die App verlangt mindestens Android 6.0 | |
beziehungsweise iOS in der Version 13.5 auf dem Smartphone. | |
Mit den App-Entwickler:innen hat das Problem aber erst mal nichts zu tun. | |
Denn die App ist auf die Exposure Notification API angewiesen. Das ist eine | |
Schnittstelle zu den Betriebssystemen von Google und Apple, die unter | |
anderem dafür sorgt, dass die Abstandsmessung funktioniert und dass diese | |
Werte an die App übergeben werden. Doch diese Schnittstelle haben die | |
beiden Konzerne erst ab bestimmten Versionen ihrer Systeme – eben Android | |
6.0 und iOS 13.5 – integriert. Dabei merken Kritiker:innen an, dass es | |
durchaus möglich wäre, auch einige ältere Versionen noch zu unterstützen. | |
Erst auf noch älteren Smartphones gäbe es Hardware-seitig eine Grenze – | |
weil die nicht die erforderliche Komponente für die Abstandsmessung per | |
Bluetooth Low Energy mitbringen. | |
Google und Apple haben zwar ein Interesse an einer gut laufenden App, aber | |
eben auch ein Interesse daran, dass vor allem neue Telefone auf dem Markt | |
sind. Einer Umfrage des IT-Verbandes Bitkom vom vergangenen Jahr zeigt, | |
dass 12 Prozent der Smartphone-Nutzer:innen ihr Gerät länger als zwei | |
Jahre verwenden. Doch das Alter eines Gerätes sagt wenig über die | |
Kompatibilität mit der App aus, da auch neue Geräte häufig mit veraltetem | |
Betriebssystem ausgeliefert werden. | |
Die Lücke ist vor allem aus einem anderen Grund problematisch. | |
Sozialverbände gehen davon aus, dass viele ältere oder ärmere Menschen zu | |
alte Smartphones oder überhaupt keines besitzen – gleichzeitig gehören sie | |
zu denen, die von einer Covid-19-Erkrankung tendenziell schwerer getroffen | |
werden. | |
## Es kann auch ohne Google-Dienste gehen | |
Derzeit wird an zwei Lösungswegen für das Problem gearbeitet. Die erste: | |
ein Hardware-Ersatz, zum Beispiel ein Schlüsselanhänger oder ein Armband, | |
das die Funktion der App übernimmt. Das könnte auch eine Lösung für | |
Menschen sein, die kein Smartphone haben oder sich nicht zutrauen, eines zu | |
bedienen. Für Menschen, die sich das Gerät nicht leisten können, wäre eine | |
entsprechende Subvention denkbar. In Kiel ist ein solches Armband bereits | |
technisch entwickelt. „Wir sind jetzt in Gesprächen mit der Politik über | |
Unterstützungsmöglichkeiten“, sagt Benjamin Walczak vom Kieler Bündnis | |
gegen Altersarmut. | |
Der zweite Ansatz wäre vor allem für Menschen interessant, deren | |
Android-Telefon zu alt ist oder die ein Android ohne Google-Dienste nutzen. | |
So arbeiten Entwickler:innen an einer FOSS-Version der | |
Corona-Nachverfolgungs-App. FOSS steht für Free and Open Source Software. | |
Zwar ist auch die offizielle Corona-Nachverfolgungs-App Open Source. Doch | |
die oben schon erwähnte Schnittstelle ist eben nicht Open Source, es | |
braucht also auch eine neue. | |
Dass das möglich ist, zeigt beispielsweise Huawei. Dessen Smartphones | |
laufen auf Grund von US-Ausfuhrbeschränkungen ebenfalls ohne | |
Google-Dienste, und Huawei stellte bereits Anfang Juni eine entsprechende | |
Schnittstelle bereit. Eine alternative Version der Corona-App hätte den | |
Vorteil, dass sie auch für Android-Nutzer:innen verfügbar wäre, die sich | |
nicht bei Googles Play-Store anmelden möchten. | |
Beide Lösungen, ein Armband und eine alternative App, werden jedoch nicht | |
übermorgen marktreif sein. Für alle mit zu altem Gerät, [3][die die App | |
kurzfristig haben möchten], hilft also nur: ein neues Telefon besorgen. Das | |
muss ja kein Neugerät sein. Auch auf dem Gebrauchtmarkt gibt es ausreichend | |
aktuelle Geräte. Und vielleicht ja auch in der ein oder anderen Schublade | |
im Bekanntenkreis. | |
2 Jul 2020 | |
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## AUTOREN | |
Svenja Bergt | |
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