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# taz.de -- Russischer Fußball in Corona-Krise: Mehrere infizierte Spieler
> In der russischen Premjer Liga hagelt es positive Testergebnisse auf das
> Coronavirus. Dennoch wird munter weitergespielt.
Bild: Profiteur der Corona-Ausfälle: der erst 17-jährige Denis Popov glänzt …
Russlands Präsident Wladimir Putin glaubt, dass sein Land das Coronavirus
mittlerweile im Griff hat. Dem TV-Sender Rossija1 sagte er, dass auch er
selbst Lehren aus der Pandemie gezogen habe. Nachdem Ministerpräsident
Michail Mischustin an Covid-19 erkrankt ist, habe er beschlossen, nie mehr
im gleichen Flugzeug wie dieser zu fliegen, auch nicht in verschiedenen
Flugzeugen zur gleichen Zeit an denselben Ort. Es gibt also auch im Kreml
eine Art Hygienekonzept. Ein solches hat auch [1][die russische Premjer
Liga] im Fußball ausgearbeitet. Doch anders als der Präsident scheinen sich
etliche Spieler nicht so recht darum zu scheren.
Der jüngste Fall betrifft Alexander Kokorin, einen alten Bekannten, wenn es
um die Übertretung von Regeln geht. Der Stürmer, der für die Rückrunde von
Tabellenführer Zenith St. Petersburg an den FC Sotschi ausgeliehen ist, war
zu einer Geburtstagsfeier eines Freundes gegangen und hat sich bald auf
Bildern einer Instagramstory wiedergefunden, die ihn inmitten der
Festgesellschaft zeigen. Ob er dafür bestraft wird, weiß keiner so recht.
Zenith fühlt sich nicht zuständig und aus Sotschi heißt es, man könne ihn
gar nicht bestrafen, weil man keine passende Regel dafür habe, die man
anwenden könnte. Kokorin wird also glimpflich davonkommen, anders als
[2][nach der Schlägerei], die er zusammen mit einem anderen Profi im
Oktober 2018 in Moskau angezettelt hat und für die er zu einer Lagerhaft
von anderthalb Jahren verurteilt worden ist.
Die Liga jedenfalls wird hoffen, dass sich Kokorin bei der Feier nichts
eingefangen hat. Denn auch wenn der Präsident verkündet, dass man dabei
sei, das Virus zu überwinden, ergibt sich bei einem Blick auf die
Nachrichten aus der russischen Liga ein ganz anderer Eindruck. So ist am
vergangenen Wochenende die Mannschaft des FC Orenburg nicht angetreten, als
die Partie gegen den FC Krasnodar anstand. Zehn Spieler waren positiv auf
das Coronavirus getestet worden. Den Spielplan sollen solche positiven
Tests natürlich nicht gefährden und so wurde das Spiel von der Liga einfach
mit 3:0 für Krasnodar gewertet.
Dynamo Moskau hat es da ein wenig geschickter angestellt. Nachdem in der
vergangenen Woche drei Spieler positiv getestet worden waren, konnte der
Klub den FC Krasnodar zu einer Verschiebung des Spiel überreden. Während
die drei infizierten Spieler pausieren müssen, spielt der Rest des Teams
inzwischen munter weiter. Dynamo hatte um die Aufweichung der
Quarantäneregeln gebeten, die vorgesehen haben, dass das ganze Team in
Isolation muss. Beim 0:0 am Wochenende im Derby gegen ZSKA Moskau lief
jedenfalls die erste Mannschaft auf – nur die drei Positiven fehlten.
## Nachwuchsauswahl im Einsatz
Am ersten Spieltag nach Wiederaufnahme des Ligabetriebs herrschten noch
strengere Regeln. Nachdem sechs Spieler des FC Rostow positiv getestet
worden waren, schickte man die ganze Mannschaft in Quarantäne. Weil der FC
Sotschi einer Spielverlegung nicht zugestimmt hat, fuhr Rostow mit einer
Nachwuchsauswahl ans Schwarze Meer.
Die verlor mit 1:10. Immerhin wurde an diesem Tag ein neuer Star geboren.
Rostows Torwart Denis Popow, süße 17 Jahre jung, stellte mit 15 Paraden
nicht nur einen neuen Ligarekord auf, er hielt auch einen Elfmeter.
Inzwischen spielt längst wieder Rostows erste Mannschaft, die ersten
Coronapositiven sind auch wieder dabei.
Dem Eindruck, dass man es mit Hygieneregeln nicht allzu ernst meint, tritt
die Liga indes entgegen. So wurde am Dienstag Rostows Pawel Mamajew zur
Zahlung von knapp 130 Euro verurteilt, weil er das Stadion ohne Maske
betreten, Abstandsregeln nicht eingehalten und sich die Hände nicht
desinfiziert hatte. Mamajew ist übrigens jener Profi, mit dem Alexander
Kokorin einst prügelnd durch Moskau gezogen ist. Aber dafür kann das Virus
nun wirklich nichts.
30 Jun 2020
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## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
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