| # taz.de -- Debatte über Rassismus in Polizei: „Wissen wir seit den NSU-Mord… | |
| > SPD-Chefin Saskia Esken wird für ihren Satz, unter PolizistInnen in | |
| > Deutschland gebe es latenten Rassismus, kritisiert. Doch es gibt auch | |
| > Zustimmung. | |
| Bild: Nach der Kritik bekommt sie nun auch Unterstützung: SPD-Vorsitzende Sask… | |
| Berlin dpa/epd/taz | SPD-Chefin Saskia Esken bekommt für ihre Äußerung, in | |
| den Reihen der Sicherheitskräfte in Deutschland gebe es einen latenten | |
| Rassismus, Unterstützung der Türkischen Gemeinde in Deutschland. „Sie hat | |
| auf ein Problem aufmerksam gemacht, auf das wir seit langem aufmerksam | |
| machen“, sagte der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde, Gökay Sofuoglu, dem | |
| Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). „Dass wir in der Polizei einen | |
| latenten Rassismus haben, das wissen wir seit den NSU-Morden“, betonte | |
| Sofuoglu. Damals sei „vieles vertuscht“ worden. | |
| Sofuoglu räumte aber ein, dass die Polizei überwiegend bemüht sei, ihre | |
| Aufgaben „im Rahmen des Grundgesetzes“ zu erfüllen. Auch gebe es | |
| Fortschritte. Dass Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und | |
| Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) mittlerweile von Rassismus | |
| sprächen, sei ebenso ein Fortschritt wie die Tatsache, „dass das Thema | |
| überhaupt diskutiert wird“. Wer sich rassistisch äußere, sollte auch | |
| Sanktionen erfahren, mahnte Sofuoglu. Überdies sollten Betroffene zu | |
| Anzeigen ermutigt werden. „Das geht aber nur, wenn sie das Gefühl haben, | |
| dass dem auch nachgegangen wird“, sagte der Gemeinde-Vorsitzende. | |
| Auch Aziz Bozkurt, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Migration und | |
| Vielfalt in der SPD wies auf die Ergebnisse des | |
| NSU-Untersuchungsausschusses hin. Es fehle bis heute an unabhängigen | |
| Beschwerdestellen für polizeiliches Fehlverhalten auf Bundes- und | |
| Landesebene. „Wir unterstützen diese Forderung und wünschen uns, dass | |
| gerade SozialdemokratInnen in Verantwortung sich konsequent für eine | |
| Realisierung einsetzen.“ | |
| ## Gegenwind aus dem Innenministerium | |
| Hintergrund der Debatte um Eskens Aussage ist der Tod des Schwarzen George | |
| Floyd in den USA bei einem brutalen Polizeieinsatz Ende Mai. Am vergangenen | |
| Wochenende hatte dies auch [1][in zahlreichen deutschen Städten Proteste] | |
| ausgelöst. Esken hatte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Montag) | |
| gesagt: „Auch in Deutschland gibt es latenten Rassismus in den Reihen der | |
| Sicherheitskräfte, die durch Maßnahmen der Inneren Führung erkannt und | |
| bekämpft werden müssen.“ | |
| Die Aussage der SPD-Chefin war daraufhin von einigen Seiten kritisiert | |
| worden. Bei Horst Seehofer stieß der Vorwurf auf „abolutes Unverständnis“, | |
| auch die SPD-Landtagsfraktion in Niedersachsen wies die „Generalkritik an | |
| unserer Polizei sowie aufkeimende Unterstellungen, dass die Grundhaltung | |
| der Beamtinnen und Beamten von latentem Rassismus durchzogen sei (…) mit | |
| voller Überzeugung zurück.“ | |
| Unterdessen bekamen die Grünen-Parteichefs Annalena Baerbock und Robert | |
| Habeck für ihre Forderung, [2][den Begriff „Rasse“ aus dem Grundgesetz zu | |
| streichen], Rückendeckung aus der SPD. Die stellvertretende Parteichefin | |
| Serpil Midyatli sagte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe: „Der veraltete | |
| Begriff „Rasse“ hat im Grundgesetz nichts zu suchen, er muss aus Artikel 3 | |
| gestrichen werden. Es gibt keine Rassen, diese Klarheit wünsche ich mir | |
| auch in unserer deutschen Verfassung“, sagte sie. Midyatli sprach sich | |
| zudem dafür aus, den Kampf gegen Rassismus im Grundgesetz als Staatsziel zu | |
| verankern. | |
| 10 Jun 2020 | |
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