# taz.de -- Aktivist über Klima- und Coronakrise: „Manches ist nicht mehr ze… | |
> Extinction Rebellion ruft am Freitag zu bundesweiten Aktionen auf. Die | |
> AktivistInnen wollen unter anderem den NDR besetzen. | |
Bild: Mitten im Berufsverkehr: Straßenblockade durch Extinction Rebellion in B… | |
taz: Herr Pfaff, Extinction Rebellion hat lange nichts von sich hören | |
lassen. Wie erging es der Bewegung im Lockdown? | |
Tino Pfaff: Die Pandemie hat uns in ein kleines Tief gestürzt. Viele haben | |
sich erstmal zurückgezogen, weil sie verständlicherweise anderes zu tun | |
hatten. Einige von uns sind älter und haben Familie. Da sind schon ein paar | |
Strukturen eingebrochen. | |
Haben Sie die Zeit für eine [1][grundsätzliche Neuausrichtung] genutzt? | |
Zum Teil laufen solche Prozesse, zum Beispiel arbeiten wir an einer engeren | |
Zusammenarbeit mit XR-Gruppen im globalen Süden und an der Neuformulierung | |
unserer Forderungen. | |
Was wollen Sie verändern? | |
Die Forderungen sind in manchen Aspekten nicht mehr zeitgemäß oder sind | |
Teil des Problems geworden. Zum Beispiel die Forderung, den Klimanotstand | |
auszurufen. Das haben mittlerweile zahlreiche Städte und Gemeinden gemacht, | |
aber die Konsequenzen sind ausgeblieben. Wenn wir das weiter fordern, | |
stützten wir genau diese Symbolpolitik, die keine Handlung nach sich zieht. | |
Was noch? | |
Klimaziele müssen sozial verträglich umgesetzt werden, deshalb wollen wir | |
die Klimagerechtigkeit stärker betonen. Wenn sich etwa die Bundesregierung | |
mit der Reduktion von Treibhausgasen schmückt, weil Produktionsstätten ins | |
Ausland verlegt werden, hat das mit Klimagerechtigkeit nichts zu tun. | |
Am Freitag startet eine bundesweite [2][„Aktionswelle“], was haben Sie vor? | |
Wegen des Infektionsschutzes machen wir keine Massenaktion, sondern | |
mobilisieren dezentral. In 45 Städten haben die Ortsgruppen Aktionen | |
angemeldet, die sich gegen die Bundesregierung, Ministerien, Lobbybüros und | |
Unternehmen richten, die den Klimaschutz blockieren. Es wird auch offene | |
Bürger*innenversammlungen und nicht angemeldete Aktionen des zivilen | |
Ungehorsams geben. | |
In der Vergangenheit wurde Ihr Vorgehen zum Teil kritisiert, weil Sie eng | |
mit der Polizei kooperiert und sich in der Wahrnehmung einiger linker | |
Gruppen [3][nicht stark genug von Rechten abgegrenzt haben.] | |
Die Polizei hat ein Nazi- und ein Rassismusproblem. Das müssen wir als | |
Gesellschaft thematisieren und grundlegende Veränderungen fordern. Aber | |
Menschen sind keine Institutionen und ich bin überzeugt, dass es | |
Polizist*innen gibt, die verstehen, dass wir das auch für sie und ihre | |
Familien tun. Wir verfolgen weiterhin die Devise, dass bei unseren Aktionen | |
alle willkommen sind, die meinen, dass wir einen Systemwandel und eine | |
Neuausrichtung der Politik brauchen, gerade was die Abhängigkeit von der | |
Lobby angeht. Aber Menschen, die Verschwörungsmythen anhängen oder | |
antisemitische Ressentiments pflegen, haben bei uns nichts zu suchen. | |
Die Hamburger Ortsgruppe will den Norddeutschen Rundfunk blockieren. Da | |
sind Sie aber schon im Fahrwasser rechten Mediengegner*innen. | |
Wir sind gegen eine pauschale Medienkritik, aber solange es Sendungen wie | |
„Börse aktuell“ gibt, aber nicht „Klima aktuell“, haben wir ein | |
Wahrnehmungsproblem. Deshalb fordern wir die ARD auf, ein regelmäßiges | |
Format zu Klimawandelfolgen zu entwickeln. Wir wenden uns explizit an | |
öffentlich-rechtliche Sender, weil wir sie als Verbündete sehen. | |
11 Jun 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Reform-von-Extinction-Rebellion/!5648432 | |
[2] https://extinctionrebellion.de/aktionen/rebellion-wave/ | |
[3] /Antisemitismus-bei-Extinction-Rebellion/!5643440 | |
## AUTOREN | |
Katharina Schipkowski | |
Tino Pfaff | |
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