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# taz.de -- Protestaktionen von Extinction Rebellion: „Sagt die Wahrheit“
> Aktivist*innen von „Extinction Rebellion“ demonstrierten vor NDR und
> Spiegel für mehr Berichterstattung über die Klimakatastrophe.
Bild: Auftakt einer Protestwoche: Demonstrant*innen von Extinction Rebellion vo…
Hamburg taz | Montagmorgen, 8 Uhr. Ein NDR-Mitarbeiter, dem die Müdigkeit
ins Gesicht geschrieben steht, schaut verwirrt aus seinem Autofenster. Vor
ihm stehen etwa 70 Aktivist*innen der Gruppe „Extinction Rebellion“ und
blockieren die Zufahrt zum NDR-Gelände in Lokstedt. Unter dem Motto
„Klimakrise in den Medien“ fordern sie eine umfassende Berichterstattung zu
den Auswirkungen der Klimakrise.
Proteste gegen die öffentlich-rechtlichen Sender lassen sich normalerweise
dem rechten Spektrum zuordnen. Auch die Banner der Aktivist*innen mit
Sprüchen wie „Tell the Truth“ erinnern unfreiwillig ans rechte Narrativ von
der „Lügenpresse“. „Wir möchten, dass lösungsorientiert und umfangreich
über die Klimakrise berichtet wird“, erklärt Aktivist Jacob Heinze. Bezüge
zwischen wirtschaftlichem Wachstum und ökologischem Verfall würden nicht
ausreichend hergestellt, meint er. „Es soll eben die Wahrheit basierend auf
wissenschaftlichen Fakten dargestellt werden.“
Dabei hätten die öffentlich-rechtlichen Sender einen besonderen Auftrag.
Heinze betont, dass man den NDR als „Verbündeten“ sehe. Auch Sprecherin
Friederike Mayer sagt, dass man sich klar „gegen die, die Lügenpresse
schreien“, abgrenzen wolle.
Wenige Minuten nach Beginn ist die Polizei vor Ort, der Protest ist nicht
angemeldet worden. Sie verkündet später über Lautsprecher, dass die
Versammlung aufgelöst sei. Doch es geht wie geplant weiter. Die Polizei
lässt die Aktivist*innen gewähren und lenkt den Verkehr auf die anderen
Eingänge um.
## Offener Brief an den NDR
Einige der Aktivist*innen führen ein Theaterstück auf: eine Art
dystopischer Blick in die Zukunft, in der die „Tagesschau“ immer mehr über
Klimakatastrophen berichtet, bis schließlich Rauch aufsteigt und alle zu
Boden fallen. Nur in Rot gekleidete Kreaturen, die „Red Rebels“, bleiben
übrig. Am Ende springen die Demonstrant*innen auf und tanzen.
In einem offenen Brief hatte Extinction Rebellion sich vor zwei Wochen an
den NDR gewandt. Darin forderte die Gruppe unter anderem „ein Ende der
thematischen Isolation“ und eine stärkere Berücksichtigung derer, „die
bereits jetzt durch Klimafolgen und Naturzerstörung existenziell bedroht
sind“. Auch solle „Greenwashing“ von Unternehmen hinterfragt und
Extremwetterereignisse im Kontext des menschengemachten Klimawandels
dargestellt werden.
Die Chefredaktion von „ARD aktuell“ antwortete daraufhin knapp und
erklärte, dass man den Klimawandel als wichtiges Thema verstehe, jedoch
könne man keine „thematische Schwerpunktverlagerung in Richtung
Klimaberichterstattung betreiben“, wenn andere Themen gerade auch Relevanz
hätten.
„Das hat uns als Antwort nicht ausgereicht“, sagt Sprecherin Mayer. Die
Blockade könne man als Reaktion darauf verstehen. Bei dieser wurde ein
weiteres Schreiben an den NDR symbolisch übergeben. „Wir haben das Gespräch
gesucht“, berichtet ein Sprecher des NDR. Man sei „immer dialogbereit und
offen für einen Meinungsaustausch“. Die Blockade habe den betrieblichen
Ablauf nicht gestört.
Parallel fand eine angemeldete Kundgebung vor dem Spiegel-Gebäude statt,
wie eine Polizeisprecherin bestätigte. Die Aktionen bilden den Auftakt im
Norden für eine bundesweite Aktionswoche von Extinction Rebellion. Heute
planen die Aktivist*innen, die Lombardsbrücke zu blockieren. „Das ist aber
noch nicht alles“, verkündet Heinze. Mehr könne er allerdings nicht sagen.
16 Jun 2020
## AUTOREN
Sarah Zaheer
## TAGS
Extinction Rebellion
Hamburg
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Schwerpunkt Klimawandel
NDR
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Extinction Rebellion
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