# taz.de -- Sudankonferenz in Berlin: Internationale Hilfe? Leider ja | |
> Der Sudan braucht nach dem Sturz des Diktators Unterstützung. Aber die | |
> Sudanes*innen sind der an Bedingungen geknüpften Hilfe überdrüssig. | |
Bild: Ein Demonstrant in Khartum, Sudan | |
Am Donnerstag ist Berlin Austragungsort der Gruppe „Friends of Sudan“ für | |
eine Geberkonferenz. Die „Freunde“ sind ein Zusammenschluss von | |
Regierungen, darunter auch Deutschland, welche sich nach der gewaltlosen | |
Revolution im vergangenen Jahr selbst als „Partner“ der sudanesischen | |
Übergangsregierung profilieren wollen. Finanzielle Unterstützung von | |
außerhalb ist von entscheidender Bedeutung für den Erfolg des Übergangs. | |
Wir bezweifeln jedoch die Art der Hilfe, welche diese Konferenz vorsieht, | |
sowie deren dahinterstehenden Akteure. Zu den Freunden des Sudan zählen | |
auch Länder wie Saudi-Arabien, Ägypten und die Vereinigten Emirate, welche | |
unermüdlich daran gearbeitet haben, die Revolution zu untergraben. | |
Auch Deutschland ist nicht unschuldig. Während der Revolution verhielt sich | |
die Bundesregierung ambivalent. Erst als das Al-Bashir-Regime im April 2019 | |
zusammenbrach, wechselte sie die Gangart. Dies liegt daran, dass sie auf | |
eine wesentliche Weise in das Al-Bashir-Regime eingebunden war: Dieses | |
diente als wichtiger Verbündeter der Politik der Einwanderungskontrolle und | |
der „Externalisierung der Grenzen“. Diese Zusammenarbeit fand im Rahmen des | |
„Khartum-Prozesses“ statt, dessen Hauptziel es ist, Migrant*innen die | |
Durchreise über den Sudan nach Libyen und in den Mittelmeerraum so schwer | |
wie möglich zu machen. | |
Braucht der Sudan Hilfe? Leider ja, und zwar wegen struktureller | |
Ungleichheit, die durch Kolonialismus, Handelsabkommen und die | |
Unterstützung des Westens für diktatorische Regime entstanden ist. Hilfe | |
ist ein notwendiges Übel, aber das sudanesische Volk ist der an Bedingungen | |
geknüpften Hilfe überdrüssig. | |
Jede Hilfe, die geleistet wird, während die Bundesregierung Sudanes*innen | |
und andere Geflüchtete unter unsicheren Bedingungen abschiebt, ist keine | |
Hilfe, sondern eine Täuschungsaktion. Die Sudanes*innen forderten Freiheit, | |
Frieden, Gerechtigkeit und die Macht ein, ihre Zukunft selbst zu bestimmen. | |
Nur dies kann zu einer Stabilität führen, die dauerhaft ist. | |
25 Jun 2020 | |
## AUTOREN | |
Sara Abbas | |
Mihera Abdel Kafi | |
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