| # taz.de -- Islamfeindlichkeit in Österreich: Der Europarat zeigt sich besorgt | |
| > Der Antidiskriminierungsausschuss kritisiert spaltende politische Reden | |
| > im Land. Aber auch Gesetze und das Handeln der Polizei werden gerügt. | |
| Bild: In Vergessenheit geraten: es gilt das Vermummungsverbot in Österreich. A… | |
| Wien taz | Angesichts von Maskenpflicht in Geschäften und öffentlichen | |
| Verkehrsmitteln ist fast in Vergessenheit geraten, dass in Österreich | |
| gleichzeitig [1][Vermummungsverbot gilt]. In Volksschulen ist es Mädchen | |
| sogar verboten, Kopftuch zu tragen. Dieses Verbot hat der | |
| Antidiskriminierungsausschuss des Europarats (ECRI) in [2][seinem jüngsten | |
| Bericht] kritisiert. In dem am Dienstag veröffentlichten Dokument fordert | |
| der Rat die Bundesregierung auf, das Gesetz zu überarbeiten, „um | |
| sicherzustellen, dass es den Neutralitätsgrundsatz respektiert, ein | |
| legitimes Ziel verfolgt und frei von jeglicher Form von Diskriminierung | |
| einer bestimmten Gruppe von Schülern ist“. | |
| Auch insgesamt rügt der ECRI den Umgang mit Musliminnen und Muslimen in | |
| Österreich. „Es gibt einen hohen Grad an Islamophobie, und der öffentliche | |
| Diskurs ist immer fremdenfeindlicher geworden. Politische Reden haben | |
| äußerst spaltende und antagonistische Grundtöne angenommen, insbesondere in | |
| Bezug auf Muslime und Flüchtlinge.“ | |
| Die lange Zeit vor allem von der rechten FPÖ geschürte Islamfeindlichkeit | |
| gehört auch zum Erfolgsrezept von Sebastian Kurz (ÖVP). Während | |
| Bundespräsident Alexander Van der Bellen Österreichs Muslimen zum Ramadan | |
| eine Grußbotschaft schickte, ließ der Kanzler die Gelegenheit für | |
| freundliche Worte ungenutzt verstreichen. Ein „Burkaverbot“, das die | |
| Gesichtsverhüllung unter Strafe stellt, wurde schon unter der | |
| Rechtskoalition ÖVP-FPÖ vor zwei Jahren beschlossen. | |
| Auch sieht der ECRI Grund zur Sorge angesichts der Praxis des „ethnischen | |
| Profilings“ der Polizei, also das besonders häufige Anhalten und Überprüfen | |
| von dunkelhäutigen Menschen und solchen mit offensichtlich muslimischem | |
| Hintergrund. Konkrete Kritik übt der Bericht auch an der Einrichtung der | |
| Bundesagentur für Betreuungs- und Unterstützungsleistungen im Juni 2019. | |
| Sie ersetzt die Rechtsberatung für Flüchtlinge von unabhängigen NGOs durch | |
| eine staatliche Instanz, die schwerlich in erster Linie die Interessen der | |
| Betroffenen im Auge hat. Österreich müsse sicherstellen, dass Asylsuchende | |
| durch eine unabhängige Einrichtung kostenlose Rechtshilfe erhalten. | |
| ## Keine systematische Erfassung von Hassrede | |
| Hassrede und hassmotivierte Gewalt würden in Österreich nicht umfassend und | |
| systematisch erfasst, kritisiert der Ausschuss: „Der Grad der | |
| Nichterfassung, insbesondere bei schutzbedürftigen Gruppen, ist ein | |
| Problem.“ | |
| Die Kritik ist nicht neu. Schon vor einem Jahr hatte die Initiative für ein | |
| diskriminierungsfreies Bildungswesen (IDB) für das vorangegangene Jahr | |
| insgesamt 260 Diskriminierungsfälle an Schulen und Universitäten | |
| dokumentiert. Islamophobie sei mit 122 Fällen der häufigste Grund für | |
| Diskriminierung. So sei eine Schülerin von ihrem Lehrer als | |
| „Isis-Terroristin, Islamistin, Dschihadistin“ beschimpft worden. | |
| 2 Jun 2020 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Vermummungsverbot-in-Oesterreich/!5448303&s=Ralf+Leonhard+Burkaverbot/ | |
| [2] https://rm.coe.int/report-on-austria-6th-monitoring-cycle-/16809e826f | |
| ## AUTOREN | |
| Ralf Leonhard | |
| ## TAGS | |
| Österreich | |
| Sebastian Kurz | |
| Islamfeindlichkeit | |
| FPÖ | |
| Kopftuchverbot | |
| Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus | |
| Diskriminierung | |
| Österreich | |
| ÖVP | |
| taz.gazete | |
| Heinz-Christian Strache | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Diskriminierung in Edeka-Markt: Job nur ohne Kopftuch | |
| Der Geschäftsführer eines Hamburger Edeka verbot Meriam B., mit Kopftuch zu | |
| arbeiten. B. machte den Fall öffentlich – und bekam eine Entschuldigung. | |
| Aufklärung von Österreichs Ibiza-Affäre: Straches ungewollt großer Auftritt | |
| Am Donnerstag starten in Österreich die Befragungen im | |
| Untersuchungsausschuss zur Ibiza-Affäre. Der frühere FPÖ-Chef wird gleich | |
| zu Beginn befragt. | |
| Justizministerium in Wien umgestaltet: Österreichs Grüne emanzipieren sich | |
| Justizministerin Alma Zadić trennt Legistik und Staatsanwaltschaft. Damit | |
| entmachtet sie den ÖVP-nahen Pilnacek und zeigt, dass sie mitreden kann. | |
| Neue Kulturbeauftragte in Österreich: Expertise statt Stallgeruch | |
| Die grünenaffine Juristin Andrea Mayer genießt einen riesigen | |
| Vertrauensvorschuss. Den bringt ihr auch die Opposition entgegen. | |
| Medien und die Ibiza-Affäre: Das Bild des Politclowns bleibt | |
| Schrille Figuren beleben das Geschäft. Deswegen sind die kleinformatigen | |
| Krawallblätter HC Strache so zugetan. |