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# taz.de -- Ex-Sicherheitsberater in Buch über Trump: Ahnungslos, unfähig, ma…
> Der konservative Hardliner John Bolton lässt kein gutes Haar am
> US-Präsidenten. Der versucht, das Erscheinen von Boltons Buchs zu
> verhindern
Bild: Auch zum Verhältnis zwischen Trump und Chinas Präsident Xi plaudert Bol…
Berlin taz | Mit Breitseiten gegen US-Präsident Donald Trump sorgt das
Erinnerungsbuch des konservativen Hardliners und früheren Nationalen
US-Sicherheitsberaters John Bolton sechs Tage vor dem geplanten Erscheinen
für Schlagzeilen. Trump habe die chinesische Regierung gebeten, mehr
Agrarprodukte aus den USA zu importieren, um so seine Wiederwahl zu
begünstigen, schreibt Bolton, der von April 2018 bis September 2019 Trumps
Nationaler Sicherheitsberater war. Dem chinesischen Präsidenten habe Trump
außerdem gesagt, dessen Plan zur Errichtung von Gefangenenlagern für die
Uiguren in China sei „genau richtig“, heißt es in den Vorabauszügen. Der
Verdacht liegt nahe, dass Trump auch deswegen am Mittwoch neue Sanktionen
gegen die chinesiche Regierung unterzeichnete, die sich genau gegen deren
Umgang mit den Uiguren richten, um diesen Vorwurf auszuräumen.
Journalist*innen habe Trump als „Dreckspack“ bezeichnet, das man
exekutieren sollte. Geheimdienstbriefings mit Trump seien reine
Zeitverschwendung: Statt zuzuhören, rede Trump meist selbst. Der Präsident
habe ein tiefes Unwissen über außenpolitische Zusammenhänge, habe etwa
nicht gewusst, dass Großbritannien eine Nuklearmacht ist oder dass Finnland
nicht zu Russland gehört, und lasse sich leicht von ausländischen
Diktatoren manipulieren.
Ob das 592 Seiten starke Buch tatsächlich am Dienstag erscheinen kann, ist
derzeit noch offen: Mit allen juristischen Mitteln versucht das Weiße Haus,
[1][die Veröffentlichung zu verhindern]. Begründung: Der Text enthalte
geheime Informationen, der Autor habe das vorgeschriebene
Sicherheitsprotokoll für solche Veröffentlichungen nicht eingehalten. Dabei
hatte Bolton das Manuskript bereits Ende Dezember eingereicht und vier
Monate lang mit dem zuständigen Mitarbeiter des Weißen Hauses abgestimmt,
bis der Ende April sicher war, dass keine als geheim eingestuften
Informationen mehr enthalten seien.
Trump selbst sieht das allerdings anders: „Jedes Gespräch mit mir als
Präsident ist im höchsten Grade geheim“, sagte er diese Woche vor
Fernsehkameras. Sollte Bolton das Buch veröffentlichen, würde er
„strafrechtliche Probleme“ bekommen. Und schließlich sei, so heißt es im
Weißen Haus, die Regierung noch im Amt, die beschriebenen Vorgänge noch
immer aktuell. Das erfordere eine andere Einstufung.
Das Verlagshaus Simon & Schuster, das Bolton 2 Millionen Dollar bezahlt
haben soll, hat das Buch bereits landesweit in die Depots ausgeliefert,
beim Onlinehändler Amazon steht es schon jetzt auf Platz 1.
Rechtsexperten sehen geringe Chancen für Trump, die Veröffentlichung zu
verhindern. Sie berufen sich auf das Grundsatzurteil von 1971, das es der
New York Times erlaubte, die von Whistleblower Daniel Ellsberg
herausgeschmuggelten „Pentagon Papers“ zu veröffentlichen, mit denen
Regierungslügen im Zusammenhang mit dem Vietnamkrieg öffentlich wurden.
So bleibt Trump zunächst nur wütendes Getöse. In der Nacht zu Donnerstag
schrieb er auf Twitter: „Das ‚ausgesprochen ermüdende‘ (New York Times)
Buch von Spinner John Bolton ist voll von Lügen und Fake-Geschichten. Bis
zu dem Tag, als ich ihn gefeuert habe, hat er nur Gutes über mich gesagt.
Ein langweiliger, vergrämter Narr, der nur Krieg wollte. Er hatte nie eine
Ahnung, wurde ausgeschlossen und zum Glück fallen gelassen. Was für ein
Trottel!“
Was daran stimmt: Bis zu seinem Ausscheiden aus dem Amt hatte Bolton zu
Trump gestanden, hatte ihn bereits im Wahlkampf 2016 unterstützt. Max Boot,
ehemaliger neokonservativer Hardliner und wie Bolton Irakkriegsunterstützer
aus der Ära George W. Bush, hatte sich stets gegen Trump gestellt. In der
Washington Post schreibt er jetzt: „Willkommen im Never-Trump-Lager, John
Bolton“. Es habe ganz schön lange gedauert, bis Bolton dort angekommen sei
und offenbar nun die Einschätzung teile, die etliche konservative
Außenpolitik-Spezialisten schon bei Trumps Kandidatur öffentlich gemacht
hatten: dass da ein Mann ins Oval Office strebe, der vollkommen untauglich
für das Amt sei, nichts begreife und die Interessen der USA seinen eigenen
bedingungslos unterordne.
Andere kritisieren scharf, dass Bolton erst jetzt mit seinen Erkenntnissen
herausrücke. Bolton schreibt, es sei ein Fehler der Demokraten gewesen,
sich [2][beim Impeachmentverfahren] nur auf die Ukraine zu konzentrieren,
dabei gebe es eine ganze Reihe weiterer gleichgelagerter Fälle. Behinderung
der Justiz gehöre quasi zum Lebensstil von Trump. Warum, fragen nun viele,
hat er all das nicht während des Impeachmentverfahrens gesagt, sondern erst
jetzt?
18 Jun 2020
## LINKS
[1] /Impeachment-gegen-US-Praesident/!5660914
[2] /Amtsenthebungsverfahren-in-den-USA/!5662210
## AUTOREN
Bernd Pickert
## TAGS
Schwerpunkt USA unter Donald Trump
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John Bolton
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